# taz.de -- Wochenvorschau für Berlin: Retten, was nicht mehr zu retten ist
       
       > Jetzt noch Silvester, dann ist es geschafft. Der Zoo verfüttert
       > Tannenbäume, ein paar Weihnachtsmärkte haben noch auf, sonst ist nicht
       > viel los.
       
 (IMG) Bild: Wohnungslose auf dem Alexanderplatz
       
       Weihnachten ist vorbei, drei Kreuze. Jetzt noch Silvester, dann ist es
       geschafft. Zu behaupten, im neuen Jahr würde alles besser, wäre allerdings
       vermessen. Nach zwei Jahren Corona liegen bei vielen die Nerven blank.
       Familien zerstreiten sich schon über Fragen wie die: Muss die Oma, die am
       Weihnachtsfeiertag zum Restaurantbesuch eingeladen hat, zuvor einen
       Schnelltest machen?
       
       Die alte Dame lebt allein, ist dreimal geimpft, sie will sich nicht noch
       testen lassen. Auch das Restaurant selbst verlangt nur den Impfnachweis. Am
       Ende platzt das achtköpfige Familienessen, weil keiner nachgibt.
       
       Im Vergleich zu dem [1][Obdachlosen], der sich Sonntagmorgen bei tiefen
       Minusgraden über die Potsdamer Straße schleppt, sind das Luxusprobleme. Der
       Mann ist mit zwei Taschen bepackt, die Klamotten sind zerlumpt, unter der
       Kapuze lugt ein vereister Bart hervor. Taumelnd kommt er zum Stehen und
       ringt nach Luft.
       
       Die trockene arktische Kaltluft bleibt Berlin auch am Montag erhalten. Ab
       Dienstag soll es etwas wärmer werden.
       
       Auch in der letzten Woche des Jahres ist Corona das bestimmende Thema.
       Schon weil ab dem 28. Dezember verschärfte [2][Kontaktbeschränkungen]
       gelten. Obergrenze für private Treffen von Geimpften und Genesenen sind
       zehn Personen – drinnen und draußen. Ungeimpfte dürfen nur einen anderen
       Haushalt treffen. Die Silvesterparty ist damit gestorben.
       
       Viel los ist in der kommenden Woche auch sonst nicht. Die Schulen sind zu,
       freie Parkplätze zeugen davon, dass Leute doch in die Ferien gefahren sind.
       Damit, dass Daheimgebliebene in den Geschäften wie üblich Umtauschorgien
       veranstalten werden, ist nach der [3][Flaute des Weihnachtsgeschäfts] nicht
       zu rechnen. Umso mehr wird der Handel versuchen, mit Rabattpreisen zu
       locken, nach dem Motto: retten, was nicht mehr zu retten ist.
       
       Die paar wenigen Weihnachtsmärkte, die vor den Feiertagen offen hatten,
       sind das auch noch bis Anfang 2022. Kulinarisch geht es am Mittwoch auch im
       Zoo zu. Unverkaufte Tannenbäume werden dann an die Wisente und Elefanten
       verfüttert.
       
       Um diesem Text auch noch eine politische Note zu geben: Am Donnerstag jährt
       sich das Stasi-Unterlagengesetz zum 30. Mal. Der Umgang mit den Akten der
       Stasi wurde damit geregelt. Millionen Menschen beantragten Akteneinsicht.
       Und: Am Freitag kann gegen die geplante Schließung der
       Substitutionsambulanz für Integrierte Drogenhilfe in Kreuzberg demonstriert
       werden. Die Einrichtung soll nach Prenzlauer Berg umziehen.
       
       Und damit guten Rutsch in die Runde – und geben Sie auch mal nach!
       
       27 Dec 2021
       
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