# taz.de -- Ertrunkene Flüchtlinge im Ärmelkanal: Im Bann von Nigel Farage
       
       > Die jüngst ertrunkenen Migranten im Ärmelkanal zeigen, wie nötig ein
       > Kurswechsel in der britische Asylpolitik ist. Doch Regierung wie
       > Opposition fehlt der Mut dazu.
       
 (IMG) Bild: Dungeness, 24. November: Diese Familie hat die Flucht über den Ärmelkanal überlebt
       
       Die Tragödie vor der [1][Küste von Calais] muss einen Kurswechsels in der
       [2][britischen Flüchtlingspolitik] einleiten. Doch sowohl die konservative
       Regierungspartei als auch die Opposition sind dazu nicht in der Lage.
       
       Die Forderungen britischer und internationaler Hilfsorganisationen, legale
       Einreisemöglichkeiten für Flüchtlinge zu schaffen, werden ignoriert. Trotz
       millionenschwerer Maßnahmen, die Überquerungen und die damit verbundenen
       Gefahren verhindern sollen, kommen Menschen auf eigene Faust nach
       Großbritannien, um dort Asyl zu beantragen. Früher kamen sie in LKWs und
       Frachtcontainern versteckt, doch der Brexit und verschärfte Kontrollen
       machten Bootsüberquerungen attraktiver.
       
       Insgesamt ist die Zahl der Flüchtlinge, die ins Vereinigte Königreich
       gelangten, gesunken. Doch die Sichtbarkeit der Boote entfachte alte
       englische Ängste vor einer Invasion, selbst durch harmlose Flüchtlinge.
       2013 gewann [3][Nigel Farage] von der UKIP-Partei mit xenophoben Argumenten
       Regionalsitze. 2016 hieß es dann auch zum Brexit Take Back Control.
       
       Der Bann der damaligen Argumente besteht noch heute. Innenministerin Priti
       Patel, selbst Tochter von Flüchtlingen, denkt an Überführungen in
       Drittländer und ein neues Einwanderungsgesetz mit Zweiklassensystem, bei
       dem Flüchtlinge, die nicht direkt aus Krisengebieten aufgenommen werden,
       benachteiligt werden sollen. Dies soll das Geschäftsmodell der
       Schleuser:innnen zerstören und Asyl nicht nur für junge Männer möglich
       machen. Unter den Opfern am Mittwoch befanden sich aber auch sieben Frauen,
       zwei Jungen und ein Mädchen.
       
       Auch Labours Schatteninnenminister schafft es nur, von besseren Maßnahmen
       gegen kriminelle Gangs zu sprechen, oder Patel anzufauchen. Hatte sich
       nicht Parteiführer Keir Starmer einst einer verantwortlicheren Politik
       gebrüstet? Vergessen ist auch, dass selbst Boris Johnson einst Amnestie für
       nicht dokumentierte Einwander:innen wollte. Demonstrant:innen in
       London fordern jetzt einen Kurswechsel der Asylpolitik. Wo bleibt die
       Courage, den Bann Farages endlich zu brechen?ff
       
       25 Nov 2021
       
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