# taz.de -- Tram entzweit Bremer Koalition: SPD besteht auf Verlegung
       
       > Weiter geht der Zoff um eine Verlegung der Bahn aus der Obern- in die
       > Martinistraße. Die Verkehrssenatorin ist dagegen. Die SPD erneuert die
       > Idee nun.
       
 (IMG) Bild: Eine Obernstraße ohne Bahnschienen? Das wär's doch, findet die SPD
       
       Bremen taz | Die Bremer SPD schießt in Sachen Straßenbahn weiter gegen die
       grüne Verkehrssenatorin: Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch bekräftigten
       Fraktion und Partei ihre Forderung nach einer Verlegung der Straßenbahn aus
       der Obern- in die Martinistraße.
       
       Der Chef der Bürgerschafts-SPD Mustafa Güngör verlangte, „umgehend
       finanzielle Mittel“ für eine Machbarkeitsstudie zur Verfügung zu stellen,
       heißt es in einer Mitteilung der Fraktion. „Wir wollen einen
       Paradigmenwechsel weg von einer reinen Konsumzone hin zu einer Erlebniswelt
       Innenstadt“, sagt [1][der SPD-Landesvorsitzende Reinhold Wetjen] zu den
       Plänen.
       
       Laut Güngör könnte eine bahnbefreite Obernstraße die Aufenthaltsqualität
       verbessern, „sei es aufgrund einer breiteren Nutzungsdurchmischung, zur
       Attraktivitätssteigerung des Einzelhandels und des Flanierens, zum Erleben
       von Kulturangeboten, oder zum Ansiedeln eines Innenstadt-Campus“.
       
       Ähnlich begeistert klingt auch die CDU: Mit dem Titel „Endlich
       Hoffnungsschimmer für die Innenstadt“ tat die Fraktion ihre Freude über den
       Vorstoß der SPD kund. Seit 2014 fordere man die Verlegung der Bahn, sagte
       deren Fraktionsvorsitzender Heiko Strohmann. Jetzt habe sich die SPD dazu
       „durchgerungen“.
       
       ## FDP ganz aus dem Häuschen
       
       Die Hoffnungen, die Strohmann damit verbindet, sind fast identisch mit
       jenen der Sozialdemokraten. Von einer Obernstraße, die als „Erlebnis-Ader“
       für die „moderne City“ fungieren könne, ist die Rede. Strohmann drängt
       darauf, bei den Haushaltsverhandlungen „Nägel mit Köpfen zu machen“.
       
       Die finanzielle Planung für das kommende Jahr sei wichtig, daher werde man
       einen entsprechenden Dringlichkeitsantrag für die nächste Sitzung der
       [2][Stadtbürgerschaft] einbringen. Auch die FDP ist ganz aus dem Häuschen:
       Im Statement unter dem Titel „endlich kommt Bewegung in die Sache“ fordert
       der verkehrspolitische Fraktionssprecher Thore Schäck, dass die SPD ihre
       Koalitionspartner „überzeugt bekommt“.
       
       Die Idee der Verlegung der Straßenbahn ist nicht neu und wird nicht nur von
       der SPD und CDU präferiert, sondern auch vom Aktionsbündnis Innenstadt,
       unter deren Mitglieder Handels- und Arbeitnehmerkammer sind. Im August
       hatte das Bündnis ein Gutachten vorgelegt, in dem steht, dass eine
       Verlegung der Bahn grundsätzlich möglich sei.
       
       Auch der von Verkehrssenatorin Maike Schaefer geplante Umbau der Domsheide
       zu einer gebündelten Haltestelle vor der Glocke wird in dem Zuge
       kritisiert. Die SPD gibt der Sorge Ausdruck, die geplante Haltestelle
       könnte den Betrieb des Konzerthauses einschränken.
       
       Die BSAG dagegen hält die vom Aktionsbündnis vorgeschlagenen Varianten aus
       baulichen und finanziellen Gründen für nicht realistisch. Ebenso die
       Straßenbahn-freundliche Initiative Einfach Einsteigen: In der Martinistraße
       sei schließlich viel zu wenig Platz für alle Verkehrsteilnehmenden.
       
       Der ADFC erkennt keinen Vorteil für den Umweltverbund. Maike Schaefers
       Hauptgründe für ihre klare Ablehnung der Idee ist dievon der Bahn derzeit
       geleistete Anbindung der City und die bessere Barrierefreiheit.
       
       Die linke Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt hatte sich in der
       Vergangenheit pro Verlegung ausgesprochen. Die Fraktion hat sie dabei gegen
       sich: [3][Die Kosten stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen, sagte
       Fraktionsvorsitzender Nelson Jansen Ende August der taz].
       
       Trotz der Uneinigkeit innerhalb des rot-grün-roten Senats gebe es bereits
       einen Konsens darüber, die nun geforderte Machbarkeitsprüfung
       durchzuführen, sagt Güngör. Wie viel so eine Prüfung an der Uneinigkeit der
       Koalitionspartner ändern wird, ist angesichts der jetzt schon vorliegenden
       und so unterschiedlich bewerteten Plänen fraglich.
       
       4 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Bremer-SPD-waehlt-Landesvorsitzenden/!5774453
 (DIR) [2] https://paris.bremische-buergerschaft.de/starweb/paris/servlet.starweb
 (DIR) [3] /Debatten-um-Bremer-Strassenbahn-Trasse/!5792532
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Götz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) SPD Bremen
 (DIR) Straßenbahn
 (DIR) R2G Bremen
 (DIR) Bremen
 (DIR) Bremen
 (DIR) Stadtentwicklung Bremen
 (DIR) Maike Schaefer
 (DIR) Straßenbahn
 (DIR) Autoverkehr
 (DIR) Verkehrswende
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Stadtplanung ohne Inklusionsgedanken: Bremen baut Barrieren auf
       
       Die Umgestaltung einer zentralen Haltestelle in Bremen halten Verbände für
       nicht barrierefrei. Trotz Schlichtungsverfahren macht die Stadt weiter.
       
 (DIR) Keine Barrierefreiheit bei Stationsumbau: Schönheit vor Nutzen
       
       Der Bremer Senat will für den Umbau der Umstiegsstation Domsheide eine
       auseinandergezogene Variante – Barrierefreiheit und Effizienz sind
       zweitrangig.
       
 (DIR) Bremer Senatorin über Verkehrsversuche: „Man braucht Akzeptanz“
       
       Vollsperrung, Liegestühle, Einbahnstraße: Wie Verkehrswende aussehen kann,
       versucht Bremen mit Experimenten herauszufinden.
       
 (DIR) Debatten um Bremer Straßenbahn-Trasse: Leicht verlegen durch die City
       
       Das Aktionsbündnis Innenstadt möchte gern die Tram aus der Obernstraße in
       die Martinistraße verlegen. Ob das sinnvoll ist, bleibt fragwürdig.
       
 (DIR) Transformartini-Programm gestartet: Bremens neue Wohlfühlzone
       
       Die Autos sind weg. Sandkasten, Surfwelle und Soireen verwandeln die
       innerstädtische Martinistraße in einen Ort mit Aufenthaltsqualität.
       
 (DIR) Umnutzung der Bremer Martinistraße: Rollrasen statt Raser
       
       Autofrei, Spaß dabei gilt ab sofort auf einem Abschnitt der Bremer
       Martinistraße bis Mitte August. Die Handelskammer fühlt sich überrumpelt.