# taz.de -- Klimaforderungen von VW-Chef Diess: VW will Autofahren teurer machen
       
       > Volkswagen-Chef Herbert Diess fordert von der neuen Bundesregierung eine
       > deutliche Erhöhung des CO2-Preises. Umweltverbände begrüßen den Vorstoß.
       
 (IMG) Bild: In Europa stellt VW konsequent auf E-Autos um: Produktion des ID.3 in Leipzig
       
       Berlin taz | Ausgerechnet VW-Chef [1][Herbert Diess] verlangt von der
       künftigen Bundesregierung Maßnahmen, die das Autofahren deutlich verteuern.
       Der Manager fordert die Anhebung des [2][CO2-Preises] auf 65 Euro pro Tonne
       im Jahr 2024 und das Ende der Subventionen für fossile Kraftstoffe.
       
       Zurzeit kostet der Ausstoß einer Tonne CO2 in Deutschland 25 Euro. Das
       macht pro Liter etwa 7 Cent Mehrkosten bei Benzin und 8 Cent bei Diesel.
       Nach derzeitigen Plänen soll der Preis pro Tonne CO2 bis 2025 auf 55 Euro
       steigen, Diess will also weit mehr. „Nur spürbare Maßnahmen bringen die
       Dekarbonisierung voran“, schreibt er auf Twitter.
       
       Dort hat er mit Blick auf die kommenden Koalitionsverhandlungen einen
       bemerkenswerten Forderungskatalog veröffentlicht. Der Chef des größten
       europäischen Autobauers verlangt unter anderem, den Ausstieg aus der Kohle
       deutlich vorzuziehen und den Ausbau der erneuerbaren Energien energischer
       voranzutreiben. Ein Datum für das Ende des Verbrennermotors fordert er
       nicht. Volkswagen stellt seine Produktion in Europa zwar konsequent auf
       Elektroantrieb um, in anderen Teilen der Welt will der Konzern aber weiter
       Verbrennermotoren produzieren.
       
       Hierzulande wünscht sich der Manager eine konsequente Elektrifizierung und
       einen massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur für Pkw und Lkw. Dienstwagen
       sollen nur noch gefördert werden, wenn sie einen E-Antrieb haben. Auf
       deutschen Straßen fahren mittlerweile rund 1 Million E-Autos. Nur durch
       großzügige staatliche Prämien ist der Absatz in Deutschland in Gang
       gekommen. Die Kaufprämie für E-Autos soll bis 2025 schrittweise verringert
       werden, fordert Diess. Das ist keineswegs selbstlos: Die Autobauer müssen
       einen Teil der Prämie mitfinanzieren.
       
       ## Wasserstoff zu kostbar für Autos
       
       Von Wasserstoffautos, wie sie immer wieder von der Union und der FDP unter
       dem Stichwort „Technologieoffenheit“ ins Spiel gebracht werden, hält Diess
       nichts: „Grüner Wasserstoff ist kostbar und energieintensiv“, schreibt er.
       Es werde dringend für grünen Stahl und die Dekarbonisierung etwa der
       Chemieindustrie gebraucht. Dagegen hatte im Wahlkampf vor allem FDP-Chef
       Christian Lindner die Wasserstofftechnologie immer wieder als Alternative
       zum Elektroantrieb ins Spiel gebracht.
       
       Umweltverbände begrüßen den Aufschlag des VW-Chefs. „Der Vorstoß geht in
       die richtige Richtung“, sagt Michael Müller-Görnert vom ökologischen
       Verkehrsclub Deutschland (VCD). Ein höherer CO2-Preis sei wichtig, damit
       eine Lenkungswirkung erreicht werde. „Man darf aber den sozialen Ausgleich
       nicht vergessen“, betont er. Die Forderungen von Diess hält er für
       glaubwürdig. VW setze auf E-Autos, dafür müssten die Rahmenbedingungen
       geschaffen werden. Es habe Gewicht, wenn der Chef eines der größten
       Autokonzerne der Welt solche Forderungen erhebe, ist Müller-Görnert
       überzeugt. „Das kann auch die FDP nicht ignorieren“, sagt er.
       
       Michael Remy, Referent für Energie und Klima beim Naturschutzverband BUND
       Bayern, findet ebenfalls, dass Diess richtig liegt. „Daran sieht man, dass
       die Ideen der Klimaschützerinnen und Klimaschützer und der Industrie sich
       nicht entgegenstehen“, sagt er.
       
       ## Imagepflege nach Dieselbetrug
       
       Abwehrend reagiert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). „Für
       die deutsche Industrie zählt beim CO2-Preis die langfristige Planbarkeit“,
       sagt Carsten Rolle, Abteilungsleiter Klima- und Energiepolitik. Der Verband
       warnt davor, dass Unternehmen aus dem energieintensiven Mittelstand
       abwandern. „Unternehmen ächzen schon heute unter stark gestiegenen Gas- und
       Strompreisen.“
       
       Der Verband der Automobilindustrie (VDA) bleibt zurückhaltend. „Der Preis
       ist Ergebnis des Marktes“, sagt ein Sprecher. „Ein höherer Preis ist
       sinnvoll, aber staatliche Detailfestlegungen sind nicht marktwirtschaftlich
       und führen auch nicht zu mehr Klimaschutz.“
       
       Mit dem Vorstoß verbessert der VW-Chef auch das Image des Konzerns, das
       durch den Dieselbetrugsskandals stark gelitten hat. In Deutschland hat VW
       [3][im Zuge einer Musterfeststellungsklage] fast einer Viertelmillion
       Kund:innen Schadenersatz gezahlt. In vielen europäischen Ländern warten
       Kund:innen noch auf eine Entschädigung. EU-Justizkommissar Didier
       Reynders forderte VW am Dienstag auf, nicht länger auf Zeit zu spielen. Der
       Konzern müsse „außerhalb von Deutschland genauso entschlossen handeln wie
       in Deutschland“.
       
       28 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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