# taz.de -- Falsche Ampeln in Stadt und Land: Zur Not eben bei Rot
       
       > Wer zu Fuß unterwegs ist, verbringt zu viel Lebenszeit auf
       > Verkehrsinseln. Berlin will das Problem jetzt endlich angehen – doch es
       > droht neue Gefahr.
       
 (IMG) Bild: Rote Ampeln: Der Zustand ist nicht so erniedrigend, weil am Ende kein Besuch im Berghain steht
       
       Wer war noch nie im Berghain? Ich – und Karl Lauterbach. Seine Gründe dafür
       erläuterte der SPD-Politiker kürzlich [1][in einem sehenswerten Auftritt
       beim Internet-„Hassformat“] disslike leider nicht. Meine Gründe sind so
       uninteressant wie einfach: Ich bin nicht bedeutend genug, um bevorzugten
       Einlass erwarten zu können, und ich kann sehr schlecht warten, vor allem
       nicht dicht gedrängt.
       
       Trotzdem tue ich genau das fast jeden Morgen: Wenn ich nämlich mit meiner
       Tochter aus der U-Bahn komme und auf einer von zumeist
       Alleinautofahrer:innen wild und frei umtosten „Sprunginsel“
       festgehalten werde, umringt von zu vielen anderen Kindern, ihren
       Begleitpersonen und – dies für die
       Heliokopterelternkritiker:innen – am Schulwesen gänzlich
       uninteressiertem Rest-Fußvolk.
       
       Da stehen wir also am „Ampelmast“. Wir drücken auf den „Anforderungstaster“
       und hoffen auf ein Aufleuchten des „Bestätigungsanzeigers“, nicht selten
       vergeblich; und wenn es doch blinkt – dann beginnt die „Wartephase“,
       während von unten aus dem Schacht immer mehr Menschen nach oben auf die
       Hallig drängen.
       
       Dieser Zustand ist nicht so sehr erniedrigend, weil am Ende kein Besuch im
       Berghain steht – ein Küsschen am Schultor, ja überhaupt ein Kind, dass in
       die Schule gehen darf, sind in diesen Zeiten Entschädigung genug. Die Sache
       ist schlicht lebensgefährlich. Und sie muss aufhören.
       
       ## Masterplanerin Giffey
       
       Deswegen ist die diese Woche öffentlich gewordene Entscheidung, [2][die
       Berliner Ampeln wieder durch ein landeseigenes Unternehmen zu betreiben]
       statt durch ein Privatunternehmen ein Vortasten in die richtige Richtung:
       Wenn denn dabei wirklich Vorrang für Busse, Bahnen und Radfahrende sowie
       tatsächlich längere und tatsächlich schneller eintretende Grünphasen für
       Menschen zu Fuß herauskommen.
       
       Zu befürchten ist derzeit allerdings vielmehr, dass unter einer
       gewohnt-gewieften Masterplanerin Franziska Giffey als Regierender
       Bürgermeisterin die zarten Ansätze der letzten Legislatur hin zu einer
       wenigstens nicht vollkommen fußgänger- und kinderfeindlichen Stadt Berlin
       [3][wieder zunichte gemacht werden.] Das, Sie ahnen es, sollte dann
       wenigstens nicht durch ein Ampelbündnis auf Grün geschaltet werden. Zur Not
       gehen wir lieber bei Rot über die Straße – und zwar alle zusammen.
       
       17 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://drlima.net/2021/08/disslike-spd-politiker-karl-lauterbach-stellt-sich-dem-wuetenden-internet-mob/
 (DIR) [2] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2021/09/berlin-ampeln-betrieb-landeseigenes-unternehmen-gruenphasen.html
 (DIR) [3] /Giffeys-Liebe-zum-Auto/!5791599
       
       ## AUTOREN
       
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