# taz.de -- Beschluss des Landtags NRW: Fragwürdiger Verband im Rundfunkrat
       
       > Der Verband kinderreicher Familien Deutschland soll im WDR-Rundfunkrat
       > mit aufpassen. Doch das Gedankengut einiger Mitglieder sorgt für Zoff.
       
 (IMG) Bild: Hat mit der Sache offiziell gar nichts zu tun: Nathanael Liminski, Leiter der Staatskanzlei NRW
       
       Der WDR Rundfunkrat bekommt Zuwachs. Für die nächsten fünf Jahre soll auch
       der Verband kinderreicher Familien Deutschland (KRFD) bei der größten
       ARD-Anstalt mit aufpassen, dass [1][Tom Buhrow] keinen Quatsch macht. Der
       KRFD kümmert sich nach eigenen Angaben um die Anliegen von Familien ab drei
       Kindern aufwärts und will den Wert der Großfamilie in unserer Gesellschaft
       wieder in den Vordergrund stellen. Doch nicht nur deswegen gibt es jetzt
       Zoff.
       
       Im Verbandsumfeld tummelt sich auch einschlägig
       konservativ-rechtskatholisches Gedankengut. Im Beirat sitzt laut
       KRFD-Website der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg, der auf einem
       Bundesparteitag der AfD auftrat. Auch dabei ist der Sozialwissenschaftler
       Manfred Spieker, der Homosexualität schon mal als „lebensfeindlich“
       bezeichnet und Mitglied bei Opus Dei ist. Dass Birg jetzt der SZ sagte, er
       werde auf Wunsch der Verbandes den Beirat verlassen, macht die Sache nicht
       besser.
       
       In den Rundfunkrat kommt der KRFD auf Beschluss des Landtags NRW. Auf die
       entsprechende Liste hat ihn wohl die CDU gehievt. Deren Spiritus Rector
       heißt [2][Nathanael Liminski], ist als Leiter der Staatskanzlei NRW auch
       für Medienpolitik zuständig und hat mit der Sache offiziell gar nichts zu
       tun. Kontakte zum KRFD hat er aber natürlich. Liminski stammt selbst aus
       kinderreichem Hause und war bis zum Aufstieg in die höhere Politik
       erzkatholisch-konservativ („Generation Benedikt“) unterwegs.
       
       Sein im Juni verstorbener Vater, der Deutschlandfunk-Journalist Jürgen
       Liminski, war beim Opus Dei und trommelte in rechten Blättern wie der
       Jungen Freiheit für Großfamilie und keine Kita unter drei. Der Senior war
       sowieso der Meinung, dass Kinder von Alleinerziehenden oder
       Patchworkfamilien anfälliger für Kriminalität und Drogensucht seien.
       
       Dass in den Rundfunkrat eine Organisation einzieht, die sich um die Belange
       von Kindern kümmert, ist ja eigentlich total positiv. Aber wieso erst ab
       drei an der Zahl? Warum wurde nicht der Kinderschutzbund ausgewählt, der
       auch auf der Vorschlagsliste stand?
       
       Für den Gegenentwurf zum KRFD wirbt übrigens die britische Charity
       Population Matters. Sie hat [3][Prinz Harry und Meghan] einen Preis
       verliehen, weil die sich auf zwei kleine Royals beschränken wollen. Das
       soll die Weltbevölkerung in Balance halten und das Klima retten. Fragt
       sich, ob die Abschaffung der königlichen Benzinkutschen und ein Verzicht
       auf adelshochzeitsbedingte Flugmeilen nicht effektiver wären. „Außerdem“,
       sagt die Mitbewohnerin, „geht es doch gar nicht um entweder Kinder oder
       Umwelt, sondern um beides. Ohne Greta und die vielen anderen gäbe es
       Umweltschutz gar nicht in dieser Vielfalt und Buntheit“.
       
       15 Jul 2021
       
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 (DIR) Steffen Grimberg
       
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