# taz.de -- Muslime in Deutschland: Imame made in Germany
       
       > In Osnabrück hat das Islamkolleg geöffnet. Es bildet Imame für die
       > deutschen Moscheen aus. Zurzeit noch kommen sie meist aus dem Ausland.
       
 (IMG) Bild: Imame in Ausbildung: Jetzt auch unabhängig von den Herkunftsländern
       
       Hamburg taz | Mit dem Islamkolleg Deutschland (IKD) hat am Dienstag in
       Osnabrück die [1][erste verbandsübergreifende Ausbildungsstätte für Imame
       in Deutschland] geöffnet. Es soll angehende Imame und andere Mitarbeiter
       der Moscheegemeinden theologisch und praktisch auf ihre Aufgaben
       vorbereiten – und das aus einer deutschen Perspektive.
       
       „Erstmals gibt es in Deutschland eine praktische Ausbildung für Imame in
       Kooperation mit islamisch-theologischen Instituten, die nahe an den
       Gemeinden vor Ort und unabhängig von den Herkunftsländern ist“, sagt die
       Grünen-Bundestagsabgeordnete Filiz Polat.
       
       Das sei ein großartiges Signal für alle Muslime in Deutschland. Und für die
       Muslime, die das Projekt mittrügen, sei es ein ganz besonderer Tag, weil
       sie seit zehn Jahren darauf hingearbeitet hätten.
       
       In einem Bundestagsantrag für solch eine Ausbildungseinrichtung wiesen die
       Grünen 2018 darauf hin, dass ein Großteil der 1.700 bis 2.500 Imame in
       deutschen Gemeinden im Ausland ausgebildet wurde. Allein in den Jahren 2015
       und 2016 seien 495 Visa für Imame aus der Türkei ausgestellt worden –
       Seelsorger, die oft wieder in die Türkei zurück gingen, sobald sie sich
       einigermaßen eingelebt hätten.
       
       ## Seelsorger für die Bundeswehr
       
       Das [2][Kolleg in Osnabrück] könne hingegen Imame hervorbringen, die mit
       den Lebenswirklichkeiten der hier lebenden Muslimen tatsächlich vertraut
       seien, wie Polat sagt. So könnten sie ihre Rolle als Seelsorger und
       religiöse Instanz sehr gut ausfüllen. „Das Kolleg hat damit auch
       Modellcharakter für die Ausbildung von Imam*innen in ganz Europa“, findet
       Polat.
       
       Wer sich am Islamkolleg als Imam oder speziell als Seelsorger etwa für die
       Bundeswehr, Krankenhäuser oder Gefängnisse ausbilden lassen will, kann,
       muss aber [3][nicht vorher islamische Theologie studiert haben], was in
       Deutschland unter anderem in Osnabrück möglich ist. Alternativ müssen
       Bewerber nachweisen, dass sie in einer Moscheegemeinde tätig waren.
       
       Die Ausbildung im Kolleg findet in deutscher Sprache statt. Theoretikern
       liefert sie sozusagen das praktische Rüstzeug und Praktikern den
       theoretischen Hintergrund. Esnaf Begić, der Vorstandsvorsitzende des
       Kollegs, vergleicht das mit der Praxis der Kirchen: „Ein Uni-Studium
       befähigt noch lange nicht dazu, dass man als Pastor tätig sein kann.“ Und
       einen Leichnam etwa nach islamischen Vorschriften zu waschen, lerne man
       nicht im Studium.
       
       ## Ditib ist nicht dabei
       
       Demgegenüber kennen sich die Leute, die aus den Gemeinden kommen, schon
       einigermaßen in den religiösen Alltagsfragen, im rituellen Gebet oder der
       Koranrezitation aus. Für sie könnten die Module zur politischen Bildung,
       Familienpädagogik oder sozialen Arbeit besonders interessant sein. Es
       strebten keineswegs alle 30 Teilnehmer pro Jahrgang an, nach dem Abschluss
       den Beruf des Imams zu ergreifen, schon allein deshalb, weil sich die
       wenigsten Gemeinden eine ordentliche Bezahlung leisten könnten.
       
       Zu den Gründungsmitgliedern des IKD gehören das Bündnis Malikitischer
       Gemeinden Deutschland, die Muslime in Niedersachsen, die Islamische
       Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, der Zentralrat der Marokkaner in
       Deutschland, der Zentralrat der Muslime in Deutschland, als auch islamische
       Theologen und muslimische Personen des öffentlichen Lebens.
       
       Nicht dabei sind unter anderem der von der türkischen Religionsbehörde
       Diyanet abhängige Verband Ditib und der [4][Verband der Islamischen
       Kulturzentren (VIKZ)], die selbst Imam-Kurse in Deutschland anbieten. Der
       VIKZ sehe seinen Bedarf an Imamen durch die eigene Ausbildung, die auf
       türkisch und arabisch stattfindet, gedeckt, sagt dessen Sprecher Erol
       Pürlü. Das Kolleg bilde eben für dessen Trägervereine aus.
       
       Die Abgeordnete Polat geht davon aus, dass das Kolleg den Druck auf
       Verbände wie Ditib erhöht. Die hier ausgebildeten Absolventen könnten ihre
       Rolle als Seelsorger und religiöse Instanz sehr gut ausfüllen. „Das hat
       eine andere Qualität als beispielsweise weisungsgebundene Beamte, die aus
       der Türkei entsendet werden.“
       
       15 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Imame-in-Deutschland/!5723942
 (DIR) [2] https://www.islamkolleg.de/
 (DIR) [3] /ExpertInnen-zu-islamischer-Theologie/!5736609
 (DIR) [4] https://vikz.de/index.php/ueber-uns.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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