# taz.de -- Ausbildung von islamischen Geistlichen: Imam made in Germany
       
       > Ein neues Imamkolleg will die Ausbildung in Deutschland vorantreiben.
       > Moscheen sollen damit unabhängiger vom Ausland werden.
       
 (IMG) Bild: Ditib-Moschee in Duisburg: Die Imame der Ditib werden von der Türkei entsendet und bezahlt
       
       Der Islam gehört zu Deutschland – die Imame, die hierzulande tätig sind,
       werden aber überwiegend im Ausland ausgebildet. Das will ein
       Zusammenschluss aus islamischen Verbänden, Wissenschaftler*innen und
       Einzelpersonen nun ändern. Am Donnerstag fand in Osnabrück ein erstes
       Treffen zur Gründung eines Imamkollegs statt.
       
       Bislang bilden nur sehr wenige Gemeinden und Verbände ihre Imame in
       Deutschland aus. Das zu verstärken ist erklärtes Ziel der Bundesregierung –
       um den Einfluss aus dem Ausland zu beenden, wie Bundesinnenminister
       [1][Horst Seehofer vor einem Jahr auf der Deutschen Islamkonferenz (DIK)
       erklärte].
       
       Schätzungen zufolge ist der Großteil der 2.000 bis 2.500 Imame in
       Deutschland im Ausland ausgebildet. Rund die Hälfte werden von der
       türkischen Religionsbehörde Diyanet nach Deutschland entsandt, vor allem in
       die rund 1.000 Moscheen des Dachverbands Ditib.
       
       ## Wer genau dabei ist, ist bislang unklar
       
       Ditib wird immer wieder eine zu große Nähe zur türkischen Regierung
       vorgeworfen. So beteten kürzlich [2][Ditib-Imame nach dem Einmarsch
       türkischer Truppen in Syrien für deren Sieg]. Nach dem Putschversuch in der
       Türkei im Jahr 2016 sammelten sie für die türkische Regierung Informationen
       über mutmaßliche Anhänger des von Ankara als Drahtzieher verdächtigten
       Predigers Fethullah Gülen.
       
       Nun also sollen die deutschen Moscheegemeinden unabhängiger werden. Wer
       genau bei dem Kolleg dabei sein soll, ist bislang unbekannt. Einer, der das
       Projekt maßgeblich vorangetrieben hat, ist [3][Bülent Uçar, Direktor des
       Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück]. Schon bei
       der DIK 2018 hatte er angemahnt, ein solcher Schritt sei „elementar für ein
       stärkeres Beheimatungsgefühl“ der Muslim*innen in Deutschland.
       
       Zum aktuellen Projekt wolle Uçar sich erst äußern, wenn die Vereinsstruktur
       stehe, heißt es seitens der Universität. Das neue Kolleg sei unabhängig,
       biete aber Perspektiven für die eigenen Absolvent*innen, betont die
       Pressestelle. Man schätze sich „glücklich, hier auch beratend zur Seite
       stehen zu können“, erklärt Uni-Präsidentin Susanne Menzel-Riedl.
       
       ## Förderung vom Bund?
       
       Auch der [4][Zentralrat der Muslime] ist involviert. Wichtig sei, dass das
       Kolleg die Bedürfnisse der Moscheegemeinden im Blick habe, sagt dessen
       Vorsitzender Aiman Mazyek der taz. „Schließlich sollen diese die
       Absolventen am Ende des Tages auch einstellen.“ Dafür sei wichtig, von
       vornherein ein Vertrauensverhältnis herzustellen. Man müsse „das Rad nicht
       neu erfinden“, sagte Mazyek, sondern könne aus der Erfahrung islamischer
       theologischer Zentren schöpfen und sich strukturell an Rabbiner- und
       Priesterseminaren orientieren. Auch sei es wichtig, die grundgesetzlich
       vorgeschriebene Trennung von Staat und Religion sicherzustellen.
       
       Wie die [5][Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ)] berichtet, stehe das
       Bundesinnenministerium „in engem Kontakt“ mit Uni und Verbänden, die um
       eine Unterstützung angefragt hätten. Laut NOZ sei im Bundeshaushalt 2020
       ein Posten von 400.000 Euro für ein „Modellprojekt zur Ausbildung
       religiösen Personals islamischer Gemeinden“ enthalten. Eine Nachfrage beim
       Ministerium, ob diese Summe für das nun startende Projekt gedacht sei,
       blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Die Uni gab auf Nachfrage an,
       für das Imamkolleg sei eine solche Summe nicht im Gespräch.
       
       Nicht nur für die Ausbildung ist die Finanzierung wichtig, sondern auch für
       die Beschäftigung der Imame: Viele Moscheegemeinden können es sich nicht
       leisten, Akademiker*innen in Vollzeit zu beschäftigen, und greifen auch
       deswegen auf Imame zurück, die ihr Gehalt aus dem Ausland beziehen.
       
       21 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Deutsche-Islamkonferenz/!5551285
 (DIR) [2] /Ditib-Moscheegemeinden-in-der-Kritik/!5633852
 (DIR) [3] https://www.islamische-theologie.uni-osnabrueck.de/personal/professuren/prof_dr_buelent_ucar.html
 (DIR) [4] /Zentralrat-der-Muslime-in-Deutschland/!t5237868
 (DIR) [5] https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/1939095/islamkolleg-imamseminar-imame-ditib-zentralrat-uni-osnabrueck-iit
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dinah Riese
       
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