# taz.de -- Gescheitertes Tierwohllabel: Klöckners Desaster
       
       > Aus einem staatlichen Tierwohllabel ist nichts geworden. Hoffen wir, dass
       > beim nächsten Versuch jemand im Ministerium sitzt, der politisch etwas
       > durchsetzen will.
       
 (IMG) Bild: Kein Schwein gehabt: Das Tierwohllabel kommt nicht
       
       Warum braucht es mehr als fünf Jahre für einen kleinen Aufkleber auf der
       Schnitzelpackung, der darüber informiert, wie das Tier aufgewachsen ist,
       von dem dieses Fleisch stammt? In Zeiten, in denen ich inzwischen in einer
       App per Fotos verfolgen kann, wie ein einzelnes Schwein aufwächst, dessen
       Speck ich kaufe, habe ich aufgehört, dies zu fragen.
       
       Die eigentliche Antwort ist: Niemand möchte ein staatliches
       [1][Tierwohllabel,] am wenigsten Frau Klöckner, die
       Landwirtschaftsministerin. Nun ist es von Schwarz-Rot offiziell für
       beerdigt erklärt worden. Eigentlich ist das gut, wenn es nicht so schlimm
       für die Tiere selbst wäre.
       
       Gäbe es auch für gesetzliche Vorhaben so etwas wie ein Demokratiewohllabel,
       dann war hier alles darauf gepolt, am Ende ein Premiumsiegel draufzupappen.
       Alle sollten gehört werden, alle mitreden, nur im ganz großen Konsens mit
       Tierhaltern wie Verbraucher- und Umweltverbänden sollte das Etikett aus der
       Taufe gehoben werden.
       
       Die Gesprächskreise, die über die Frage berieten, nahmen Ausmaße an wie
       Endlagerkommissionen. Geschuldet war dies dem Mantra der Ministerin, ein
       staatliches Label in Brüssel nicht durchsetzen zu können. Das Schicksal der
       CSU-Maut sollte vermieden werden.
       
       Also holte sie, um ein freiwilliges Label zu erarbeiten, viele und immer
       neue Player an den Tisch. An mehrere Tische. Denn alle ließen sich
       einbinden. Vom entscheidenden Beratungsgremium, [2][der
       Borchert-Kommission,] wissen inzwischen die wenigsten, wie viele
       Unterarbeitsgruppen sie hat.
       
       Statt ihre Empfehlungen umzusetzen, müssen dafür inzwischen
       Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben werden. Am Ende ging es nicht nur um
       ein Label, sondern ein „nationales Tierhaltungskonzept“ – und der
       Rechnungshof bemängelte, dass dafür längst viel zu viel Geld ausgegeben
       worden sei.
       
       Julia Klöckner hat diesen Perfektionsdrang befördert – und auch daran ist
       dieses Gesetz gescheitert. Hoffen wir, dass beim nächsten Versuch jemand im
       Landwirtschaftsministerium sitzt, der politisch etwas durchsetzen will.
       
       16 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.tagesschau.de/inland/tierwohllabel-legislaturperiode-tierhaltung-agrarpolitik-kloeckner-101.html
 (DIR) [2] https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/nutztiere/umbau-nutztierhaltung.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörn Kabisch
       
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