# taz.de -- Christopher Street Day in Hannover: Feiern mit angezogener Handbremse
       
       > Mehr als 2.000 Menschen haben sich zur CSD-Parade in Hannover versammelt.
       > Die gescheiterte Neufassung des „Transsexuellengesetzes“ sorgte für
       > Kritik.
       
 (IMG) Bild: Die Fahrräder sollten auf dem CSD in Hannover für Abstand sorgen
       
       Hannover taz | In vielen anderen Städten haben sie aufgegeben. Haben den
       Christopher Street Day (CSD) noch einmal ins Netz verlegt [1][wie schon
       2020] oder in den Spätsommer geschoben, in der Hoffnung, dass dann mehr
       geht. Zu nervtötend, zu schwierig und unberechenbar erscheint die
       Organisation angesichts von ständig wechselnden Corona-Auflagen.
       
       „Wir haben das hier auch überlegt, es gab tausend Gespräche und
       Diskussionen und ein endloses Ringen um die Bedingungen“, sagt Magrit
       Schulz vom Verein andersraum, der den CSD in Hannover seit einigen Jahren
       organisiert. Am Ende einigte man sich mit den Ämtern und der Polizei auf
       eine Fahrraddemo unter Auflagen. Zudem gab es schon am Pfingstsamstag ein
       virtuelles Programm. Nur die eigentlich auch noch geplanten kleinen,
       dezentralen Straßenfeste mussten ausfallen.
       
       Zur Auftaktkundgebung auf dem Schützenplatz und zum anschließenden Zug
       durch die Innenstadt kamen am Pfingstsonntag aber immerhin mehr als 2.000
       Teilnehmer – trotz niedriger Temperaturen und zeitweisem Nieselregen.
       
       „Das schlägt natürlich alles ein bisschen auf die Feierlaune, [2][es ist
       anders als früher]“, sagen Jo und Martin, die vor der Bühne darauf warten,
       dass es endlich losgeht. Die Masken werden von den meisten brav getragen,
       auch wenn sie das Rauchen und Trinken erschweren und so manch kunstvolles
       Make-up dadurch nicht so schön zur Geltung kommt.
       
       ## Politisch dominiert die Wut übers Transsexuellengesetz
       
       Die Fahrräder oder sonstigen Gefährte – zu Fuß darf man nicht teilnehmen –
       sorgen für ein bisschen Abstand, obwohl von der Bühne auch immer mal wieder
       angemahnt werden muss, nicht allzu dicht beieinander zu stehen. Die
       Stimmung schwankt irgendwo zwischen Demoernst und Familienausflug, zwischen
       „trotzdem“ und „endlich wieder“.
       
       „Es ist schon ein bisschen wie feiern mit angezogener Handbremse, aber echt
       besser als gar nichts“, sagt Mara Greiz, die mit ihren sieben
       WG-Mitbewohner*innen hier aufgelaufen ist und immer wieder sagen muss: „Wir
       sind ein Haushalt.“
       
       Politisch dominiert [3][das Thema „Transsexuellengesetz“ und die jüngste
       Abstimmung] im Bundestag – durch viele Wortbeiträge ziehen sich die Wut,
       Enttäuschung und das Unverständnis der Szene angesichts der gescheiterten
       Reform. Die Neufassung des 40 Jahre alten und in Teilen verfassungswidrigen
       Gesetzes war an Unstimmigkeiten innerhalb der Großen Koalition, vor allem
       aber am Widerstand der CDU gescheitert.
       
       Den Unmut bekommen auch einige der Politiker*innen zu spüren, die beim
       CSD Hannover für ihre jeweiligen Parteien brave, kurze Grußworte vortragen
       dürfen. Vor allem Christine Karasch, der hier die undankbare Aufgabe
       zufällt, die CDU zu vertreten, muss sich ein bisschen böses Geraune und
       einzelne Buhrufe anhören.
       
       Ein absolutes Heimspiel ist der CSD dagegen für Hannovers Oberbürgermeister
       Belit Onay (Grüne), der hier als Schirmherr fungiert. In den nun schon
       anderthalb Jahren seiner Amtszeit hat er bisher keine Gelegenheit
       ausgelassen, für LGBTQI-Rechte Stellung zu beziehen und Flagge zu zeigen –
       und Kritik daran stur weggelächelt.
       
       23 May 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Christopher-Street-Day/!5703828
 (DIR) [2] /Christopher-Street-Day/!5609765
 (DIR) [3] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/transsexuellengesetz-farbe-bekennen-geht-anders-a-680eee8d-33bd-46df-b4f3-70c85706088c
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nadine Conti
       
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