# taz.de -- Bilanz des Klimagipfels: Einmal tief Luft holen
       
       > Joe Bidens Klimagipfel wird die CO2-Emissionen nur geringfügig
       > reduzieren. Am ersten Tag wurde kaum über Finanzhilfen gesprochen.
       
 (IMG) Bild: Gestern und morgen nah beieinander – Braunkohlekraftwerk Niederaußem und Windräder
       
       Berlin taz | Wenn alle Länder ihre Zusagen einhalten, die sie beim
       [1][Klimagipfel von US-Präsident Joe Biden] gemacht haben, bedeutet das
       eine kleine Verschnaufpause für die Erderhitzung. Auf bis zu 3,7 Milliarden
       Tonnen weniger CO2-Emissionen in 2030 bezifferte am Freitag eine erste
       Analyse des Rechenmodells „Climate Action Tracker“ das vorläufige Ergebnis
       der zweitägigen Konferenz. Damit stieße die Welt aber in 2030 immer noch
       etwa 24 Milliarden Tonnen zu viel aus, um die Erderwärmung 2100 unter 1,5
       Grad zu halten.
       
       Das ist das ernüchternde Fazit des groß angelegten Gipfels, zu dem die USA
       40 Staats- und Regierungschefs eingeladen hatten. Zwei Tage lang
       diskutierten Biden und seine Mitarbeiter mit VertreterInnen von
       Unternehmen, Staaten und der Zivilgesellschaft. Neben den USA kamen auch
       Japan, Kanada, Südkorea, Großbritannien und die EU mit neuen Klimaplänen
       zum virtuellen Treffen.
       
       [2][China] sagte erstmals zu, seinen Kohleverbrauch nach 2025 zu senken,
       Indien bekräftigte seine gigantischen Ausbaupläne für Solarenergie. „Die
       Lücke zwischen dem Ziel und den Plänen ist noch riesig“, sagte Niklas Höhne
       vom Thinktank NewClimate Institute, „aber der Gipfel hat neuen Schwung
       gebracht. Die USA sind wieder da und führen zum ersten Mal die Welt an.“
       
       Das zeigt auch eine Analyse des Öko-Instituts. Demnach ist das US-Ziel, bis
       2030 die CO2-Emissionen gegenüber 2005 zu halbieren, etwa so ehrgeizig wie
       das EU-Ziel von minus 55 Prozent gegenüber 1990. Und da die USA 2035 zu 100
       Prozent Ökostrom nutzen wollen, sei das US-Ziel sogar stärker. Die Pläne
       seien „ein Meilenstein“, hieß es, aber jetzt käme es darauf an, sie
       umzusetzen. „Papier ist geduldig, das Klima ist es nicht.“
       
       Ungeduldig ist auch der globale Süden. Dass auf dem Gipfel am ersten Tag
       kaum über Finanzhilfen gesprochen wurde, sorgte bei Entwicklungsländern für
       großen Unmut. Die Klima- und Coronakrise drängten die Staaten immer weiter
       in die Schuldenfalle, hieß es. Sheikh Hasina, Premierministerin von
       Bangladesh, erklärte, ihr Land bringe inzwischen 2,5 Prozent seiner
       Wirtschaftsleistung für Klima-Anpassung auf, das Geld fehle anderswo.
       
       Die Entwicklungsorganisation Germanwatch forderte deshalb, die
       Industriestaaten müssten bei der Finanzierung zulegen. Deutschland solle
       bei den Petersberger Klimagesprächen Anfang Mai mit einer Verdopplung der
       Hilfen von bislang jährlich 4 Milliarden Euro vorangehen.
       
       23 Apr 2021
       
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