# taz.de -- Atomstromerzeugung weltweit: Strahlkraft im Westen schwindet
       
       > Zehn Jahre nach dem GAU von Fuskushima setzt praktisch nur noch China auf
       > Atomkraft. Und ein bisschen die Golfregion, aber aus anderen Gründen.
       
 (IMG) Bild: Einschnitte auch in den USA: Block 3 des Reaktors Indian Point (Bundesstaat New York) soll im April vom Netz gehen
       
       Freiburg taz | Zehn Jahre nach der [1][Katastrophe von Fukushima] verliert
       die Atomkraft in vielen, aber nicht allen Ländern der Welt an Bedeutung.
       Das hat verschiedene Gründe.
       
       In Europa brach die Atomstromerzeugung im Jahr 2020 um zehn Prozent ein –
       auf den niedrigsten Stand seit den 1980er Jahren. Speziell Frankreich hatte
       an der Entwicklung seinen Anteil. Dort führten vor allem Kraftwerksausfälle
       (auch coronabedingt durch Verzögerungen bei Wartungsarbeiten) dazu, dass
       zwölf Prozent weniger erzeugt wurde; die [2][Schließung der beiden Blöcke
       in Fessenheim] hatte dagegen auf die Zahlen wenig Einfluss.
       
       Auch Belgien verzeichnete wegen technischer Probleme der alten Atomflotte
       einen Rückgang der Erzeugung um 20 Prozent, ebenso sank sie in
       Großbritannien um zehn Prozent. In anderen Ländern ergaben sich Rückgänge
       aus der Stilllegung von Reaktoren zum Jahresende 2019: in Deutschland
       (Abschaltung Philippsburg), Schweden (Ringhals 2) und in der Schweiz
       (Mühleberg).
       
       Auch in den USA, dem weltgrößten Atomstromerzeuger, steht nach Jahren
       relativ stabiler Produktion ein spürbarer Einschnitt bevor: Der Block 3 des
       Reaktors Indian Point im Bundesstaat New York soll im April vom Netz, im
       Laufe des Jahres sollen weitere vier Blöcke folgen – jeweils zwei an den
       Standorten Dresden und Byron in Illinois. In der Summe kommen die fünf
       Reaktoren auf eine Leistung von gut fünf Gigawatt.
       
       ## Atomstrom einfach zu teuer
       
       Die Energy Information Administration begründet die Entwicklung mit
       niedrigen Erdgaspreisen, dem begrenzten Wachstum der Stromnachfrage und der
       zunehmenden Konkurrenz durch erneuerbare Energien. In Bau sind in den USA
       nur zwei Reaktoren; noch in diesem Jahr soll der Block Vogtle 3 in Georgia
       ans Netz gehen, Vogtle 4 im kommenden Jahr.
       
       Die meisten Neubauprojekte entstehen außerhalb der westlichen Welt. Von den
       fünf AKW, die 2020 ans Netz gingen (bei zugleich sechs Abschaltungen),
       stehen zwei in China, einer in Russland, einer in Weißrussland und einer in
       den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im August ist mit dem [3][Reaktor
       Barakah am Persischen Golf das erste AKW in der arabischen Welt] ans netz
       gegangen. Drei weitere Reaktoren am selben Standort sind in Bau, sie sollen
       nun im Jahresrhythmus in Betrieb gehen. Zwar sprechen auch Saudi-Arabien,
       Ägypten und Jordanien immer wieder vom Bau eigener Meiler, doch in den
       meisten Fällen blieb es bislang bei Absichtsbekundungen.
       
       ## In Sonnenregionen sinnlos
       
       Energiepolitisch sind AKW in Sonnenregionen nicht zu rechtfertigen. 2019
       wurde in Abu Dhabi ein Solarkraftwerk in Betrieb genommen, das Strom für
       zwei US-Cent pro Kilowattstunde erzeugt. Ein Nachfolgeprojekt wird gar für
       1,35 Dollar-Cent produzieren – Strom aus neuen AKW ist zehnmal so teuer.
       Somit liegen in der Golfregion vielmehr militärische Beweggründe für den
       AKW-Bau nahe.
       
       Der größte Zubau findet in China statt. Das Land hat sich mit seiner
       Atomstromerzeugung im Jahr 2020 weltweit auf Platz zwei geschoben, nun vor
       Frankreich. So verhinderte China zugleich, dass die globale
       Atomstromerzeugung auf das Niveau der 1990er Jahre sinken konnte; sie
       verharrt nun etwa auf gleicher Höhe, wie vor 15 Jahren.
       
       11 Mar 2021
       
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