# taz.de -- Musiktipps der Woche: Echtmusik digital
       
       > Gefeiert wird weiterhin aus dem heimischen Wohnzimmer. Etwa mit dem
       > Festival „Jenseits von Nelken und Pralinen“ oder dem neuen Album von
       > Sicker Man.
       
 (IMG) Bild: Der Improvisation zugewandt: der Komponist und Musiker Tobias Vethake aka Sicker Man
       
       Da hat man als Berliner*in nun endlich den überfälligen zusätzlichen
       Feiertag – und dann fällt er sogar in diesem Jahr nicht aufs Wochenende,
       sondern verlängert selbiges. Feiern lässt sich das nur eingeschränkt, aus
       bekannten Gründen.
       
       Aber es geht doch was! Das „[1][Jenseits von Nelken und Pralinen Festival]“
       zum Internationalen Frauentag lässt sich von der Pandemie nicht ausbremsen
       und wartet mit einem so interaktiven wie internationalen Livestream auf. Im
       heimischen Wohnzimmer darf ein*e jede*r mitfeiern. Nicht allein, sondern
       via Webcam auf der Leinwand im Club – auf dass sie auch die Künstlerinnen
       beim Performen nicht alleine fühlen.
       
       Etwa das Electro-HipHop-Duo Ravi Kuma aus Dänemark oder die junge Katalanin
       Santa Salut, die stilistisch in vergleichsweise klassischen Rapgefilden
       unterwegs ist. Den von woanders via Zoom zugeschalteten Freunden zuwinken
       kann man zudem. Los gehts am Sonntag (7. 3., 19 Uhr, Ticket 2 Euro, Weitere
       Infos unter [2][www.gretchen-club.de]).
       
       Am Donnerstag (11.3.) spricht Mathias Maschat im Rahmen der Denkraum-Reihe
       key_concepts mit der Pianistin Magda Mayas. Die beschäftigt sich seit 20
       Jahren mit dem präparierten Klavier und wie sich das mit improvisierter
       Musik zusammendenken lässt. Im Denkraum-Gespräch soll es nicht nur um
       Theorie gehen.
       
       Mayas, die seit 2019 Improvisation an der Hochschule im schweizerischen
       Luzern unterrichtet, will zudem ganz konkret vorführen, was man dem
       Innenleben eines Klaviers jenseits des Beabsichtigten noch entlocken kann
       (20 Uhr, [3][Livestream auf YouTube], weitere Infos unter:
       [4][exploratorium-berlin.de]).
       
       Ebenfalls der Improvisation zugewendet hat sich der Komponist und Musiker
       Tobias Vethake aka Sicker Man. Lange eher in Gefilden der experimentellen
       Popmusik zuhause, beschäftigt er sich dieser Tage mit Echtmusik, Noise und
       Improvisation. Am Freitag erscheint nun sein Album „Dialog“ (blankrecords).
       
       ## Musikalisches Zwiegespräch
       
       Mit verschiedenen Protagonist*innen, neuen Bekanntschaften sowie alten
       Wegbegleitern aus der Berliner Improvisations- und Experimentalmusikszene,
       suchte er das musikalisches Zwiegespräch. Schneider TM oder der
       mittlerweile in Südafrika beheimateten João Orecchia sind unter anderem
       dabei.
       
       Dabei steht, wie Vethake es ausdrückt, „nicht die Überwindung und Synthese
       von Unterschiedlichkeit, sondern das Wahrnehmen und Aushalten verschiedener
       Positionen im Vordergrund“ – eine nützliche Anregung in diesen seltsamen
       Zeiten, wo Diskurs so schwierig geworden zu sein scheint. Die Sessions
       fanden im Sommer 2019 statt, als das noch einschränkungsfrei ging.
       
       Sicker Man feiert den Release, indem er nun improvisierend am Freitag (12.
       3., 20 Uhr) – live, aber auf digitalem Weg – auf die musikalischen Briefe
       antwortet, die ihm seine acht Dialogpartner geschickt haben. Ziemlich genau
       vor einem Jahr spielte er übrigens mit Kiki Bohemia im damals frischen
       Lockdown Tag für Tag die Sessions „Cleansing Drones for Locked Down Homes“
       ein. Jetzt sind wir immer noch in einer ähnlichen Situation und auch wenn
       die nicht mehr neu ist – die „cleansing drones“ tun immer noch gut
       (YouTube-Kanal seines Labels: [5][www.sicker-man.com])
       
       Und weil ja auch in Britannien noch nix geht, lohnt ein Blick auf die
       Webseite des Barbican ([6][www.barbican.org.uk]). Dort sind als „Concerts
       On Demand“ lohnenswerte vergangene Performances aus dem Londoner
       Kulturzentrum streambar (12,50 Pfund, verfügbar bis 24. 3.). Toll [7][etwa
       der Auftritt] des Jazzklarinettisten Shabaka Hutchings (sonst mit den
       tollen Sons of Kemet unterwegs). Der trifft sich in ganz unerwarteten
       Gefilden, nämlich in Americana, mit dem Kammerensemble Britten Sinfonia.
       
       5 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.pralinen-festival.de/
 (DIR) [2] http://www.pralinen-festival.de/
 (DIR) [3] https://www.youtube.com/channel/UCuoMNoRHJPiFqdAysZeEF0Q/featured
 (DIR) [4] http://www.exploratorium-berlin.de
 (DIR) [5] http://vwww.sicker-man.com
 (DIR) [6] http://www.barbican.org.uk
 (DIR) [7] https://www.barbican.org.uk/whats-on/2021/event/concerts-on-demand-shabaka-hutchings-britten-sinfonia
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stephanie Grimm
       
       ## TAGS
       
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