# taz.de -- Nachrichtensperre bei Facebook: Aufwachen in Australien
       
       > Facebook hat in Australien Links zu Medienbeiträgen gesperrt. Es zeigt
       > uns: Die Plattform hat nichts mit Journalismus zu tun.
       
 (IMG) Bild: Beziehungsstatus „kompliziert“: Australier*innen konnten am Donnerstagmorgen keine Nachrichten über Facebook lesen
       
       Die Australier*innen konnten am Donnerstagmorgen [1][keine Nachrichten
       über Facebook lesen]. Das Netzwerk blockierte die Verlinkung zu
       Medienbeiträgen. Hintergrund ist [2][ein geplantes neues Gesetz]: Die
       Techkonzerne Facebook und Google sollen dazu gebracht werden, für das
       Teilen von Inhalten australischer Medienhäuser zu zahlen. Während Google
       weltweit und auch in Australien entsprechende Vereinbarungen mit den
       Medienhäusern abschließt, hat Facebook beschlossen, das Teilen dieser
       Inhalte einfach nicht mehr zuzulassen.
       
       Wie das wohl bei den Nutzer*innen ankommt, scheint Facebook nicht so
       recht bedacht zu haben. Denn neben den Medienhäusern und den politischen
       Akteur*innen beschweren sich auch diese. In einer BBC-Umfrage kommen
       einige Australier*innen zu Wort; Worte wie „bizarr“ und „surreal“
       fallen. Einige sagen, sie würden die Plattform nun nicht mehr nutzen
       wollen.
       
       Dabei wussten bereits zuvor natürlich alle, dass Facebook als privates
       Unternehmen diesen Schritt gehen kann. Nur war da ein blindes Vertrauen
       darin, dass der Konzern seine Macht schon nicht auf diese restriktive Weise
       nutzen würde – also nicht noch mehr, als es Facebook über seinen
       Algorithmus ohnehin täglich tut.
       
       Die meisten Befragten sind beunruhigt über dieses Muskelspiel von Facebook.
       Doch ist der Konzern ja nur deshalb so stark, weil wir alle, die das
       Netzwerk nutzen und dessen allgemeinen Geschäftsbedingungen zustimmen, ihn
       dazu machen. Insofern könnte das Kappen der Nachrichten auf Facebook nun zu
       einem Aufwachen führen und im besten Fall zu einem veränderten digitalen
       Leseverhalten.
       
       ## Nachrichten ohne Likes
       
       Wer Nachrichten lesen und sich selbst eine Meinung bilden möchte,
       informiert sich am besten über Medien selbst. Soziale Netzwerke sind keine
       sozialen Medien. Wer sich ausschließlich hier informiert, akzeptiert, nur
       einen Teil der Nachrichten mitzubekommen – und nur das zu lesen, was andere
       schon viel gelesen haben. Ein mündiger Medienkonsum bedeutet aber auch,
       Nachrichten zu lesen, die nicht viele Likes bekommen, weil sie nicht
       emotional genug sind.
       
       Überhaupt beinhaltet das, mehr als Überschriften und Teaser zu lesen. Man
       lässt sich überraschen von Meinungen, die nicht das eigene Weltbild
       bestätigen, die einen anderen Blickwinkel zulassen. Und ein mündiger
       Medienkonsum bedeutet auch – sofern man es sich leisten kann –, für
       Journalismus zu bezahlen.
       
       Wer mehr Unabhängigkeit von einer Plattform wie Facebook wünscht, sollte
       seine Nachrichten bei den Medien selbst konsumieren. Diese Medien aber
       sollten ihre Geschäftsmodelle nicht an den sozialen Netzwerken ausrichten,
       indem sie sich vor allem über Onlineanzeigen finanzieren und von der
       größtmöglichen Reichweite abhängig machen.
       
       Insofern lässt sich der Beschluss von Facebook, in Australien keine
       Nachrichten mehr zu verbreiten, als Appell verstehen: Niemand sollte das,
       was auf Facebook stattfindet, mit Journalismus und freiem Medienzugang
       verwechseln.
       
       18 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Medienstreit-in-Australien/!5753122
 (DIR) [2] /Australien-und-Google/!5746352
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gottschalk
       
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