# taz.de -- Todesstrafe für Journalisten im Iran: Oppositioneller hingerichtet
       
       > Die Führung in Teheran lässt den regierungskritischen Journalisten
       > Ruhollah Sam hängen. Internationale Organisationen sind entsetzt.
       
 (IMG) Bild: Ruhollah Sam im Juni 2020 während seines Prozesses vor dem Revolutionsgericht
       
       Teheran afp | Im Iran ist der Oppositionelle Ruhollah Sam hingerichtet
       worden. Sam sei wegen seiner führenden Rolle bei Protesten gegen die
       Regierung in Teheran im Winter 2017/18 am Samstagmorgen gehängt worden,
       berichtete das iranische Staatsfernsehen. Die Organisationen Amnesty
       International und Reporter ohne Grenzen [1][kritisierten die Vollstreckung
       der Todesstrafe] scharf.
       
       Das Urteil gegen Sam, der lange in Paris im Exil gelebt hatte, war nach
       Angaben des iranischen Staatsfernsehens wegen „der Schwere der Verbrechen“
       gegen die Islamische Republik vom Obersten Gericht aufrechterhalten worden.
       
       Die iranischen Revolutionsgarden hatten im Oktober 2019 die Festnahme Sams
       gemeldet, der in Frankreich als Flüchtling anerkannt war. Angaben zum Ort
       oder dem Zeitpunkt der Festnahme machten die Revolutionsgarden damals
       nicht. Sam sei „vom französischen Geheimdienst gesteuert“ gewesen und von
       den USA und Israel unterstützt worden, hieß es von iranischer Seite.
       
       Aus dem französischen Exil betrieb Sam lange den regierungskritischen Kanal
       Amadnews im Kurzmitteilungsdienst Telegram. Zu den Anklagepunkten gehörten
       „Verbrechen gegen die innere und äußere Sicherheit“ und „Spionage für den
       französischen Geheimdienst“. Vorgeworfen wurde ihm auch Beleidigung des
       Islam.
       
       Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die Sam als
       „Journalist und Regimekritiker“ bezeichnete, hatte nach seiner Verurteilung
       versucht, gegen die Vollstreckung der Todesstrafe zu intervenieren. Sie
       hatte die EU dazu aufgerufen, sich bei Irans geistlichem Oberhaupt
       Ayatollah Ali Chamenei für Sam einzusetzen.
       
       ## „Neue Verbrechen der iranischen Justiz“
       
       Es handle sich um eine „schockierende Eskalation in Irans Einsatz der
       Todesstrafe als Waffe der Unterdrückung“, verurteilte die Organisation die
       Hinrichtung.
       
       Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigte sich am Samstag
       „schockiert“ über die Vollstreckung des Urteils. „RSF ist empört über
       dieses neue Verbrechen der iranischen Justiz“, schrieb die Organisation im
       Kurzbotschaftendienst Twitter.
       
       RSF hatte Teheran vorgeworfen, Sam bei einer Reise nach Bagdad im Oktober
       2019 entführt zu haben, um ihn im Iran vor Gericht stellen zu können. Sam
       ist einer von mehreren Oppositionellen, die wegen ihrer Teilnahme an oder
       der Verbindung zu regierungskritischen Protesten in den Jahren 2017/18 und
       2019 zum Tode verurteilt wurden.
       
       Bei den Protesten in zahlreichen iranischen Städten zwischen Dezember 2017
       und Januar 2018 wurden mindestens 25 Menschen getötet. Die Demonstrationen,
       die zunächst als Proteste gegen die hohen Lebenserhaltungskosten begonnen
       hatten, nahmen bald eine politische Wendung.
       
       Nach Angaben von Amnesty International hat der Iran im vergangenen Jahr
       mindestens 251 Menschen hingerichtet, das ist die weltweit zweithöchste
       Zahl bei der Vollstreckung von Todesurteilen. Die meisten Hinrichtungen
       fanden demnach in China statt.
       
       13 Dec 2020
       
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