# taz.de -- Ende der Mehrwertsteuersenkung: Groteske Geldverschwendung
       
       > Die Senkung der Mehrwertsteuer war eine Fehlentscheidung. 20 Milliarden
       > Euro hätte man effektiver verteilen können, um die Konjunktur
       > anzukurbeln.
       
 (IMG) Bild: Hier wäre die Corona-Hilfe angebracht gewesen: Ein höherer Kinderbonus, um die Nachfrage zu steigern
       
       So viel steht fest: Für den Staat war es ein schlechtes Geschäft, die
       [1][Mehrwertsteuer für ein halbes Jahr zu senke]n. Zu Neujahr läuft dieses
       teure Experiment aus, das den Fiskus 20 Milliarden Euro gekostet hat. Die
       Senkung der Mehrwertsteuer war extrem ineffektiv, weil sie nach dem Prinzip
       Gießkanne wirkte: Es profitierten auch Firmen, die keinerlei Probleme mit
       ihrem Absatz hatten – zum Beispiel der Onlinehandel. Es hätte bessere Ideen
       gegeben, um 20 Milliarden Euro unters Volk zu bringen.
       
       So hätte man den [2][Kinderbonus] anheben können, der sich auf nur einmal
       300 Euro pro Kind belief. Es hätte die Nachfrage stark angekurbelt, wenn es
       zweimal 500 Euro gewesen wären, wie es das Institut für Makroökonomie und
       Konjunkturforschung (IMK) damals vorgeschlagen hat. Zur sinnlosen
       Mehrwertsteuersenkung kam es nur, weil die Autoindustrie laut nach Hilfen
       schrie, eine erneute Abwrackprämie, wie in der Finanzkrise 2008, diesmal
       aber nicht opportun erschien.
       
       Seit den [3][Abgas-Skandalen] ist der Ruf der einstigen deutschen
       Vorzeigeindustrie ruiniert. Es wäre politischer Selbstmord für die
       Regierung gewesen, ein explizites Sonderprogramm für die Autokonzerne zu
       beschließen. Also wurde der indirekte Weg gewählt – und die Mehrwertsteuer
       gesenkt. Denn die Reduzierung um 3 Prozentpunkte fiel umso stärker ins
       Gewicht, je teurer der Anschaffungspreis einer Ware ist. Wenn ein Auto
       40.000 Euro kostet, ließen sich im vergangenen halben Jahr rund 1.000 Euro
       sparen. Theoretisch.
       
       Praktisch tat sich ein neues Problem auf: 60 Prozent aller neu zugelassenen
       Autos sind Dienstwagen – und da spielt es letztlich keine Rolle, wie hoch
       die Mehrwertsteuer ist, weil die Unternehmen dies als Vorsteuer beim
       Finanzamt absetzen können. Ergebnis: Die Zahl der zugelassenen Neuwagen
       fiel im Jahr 2020 um etwa 20 Prozent, obwohl es das üppige Geschenk bei der
       Mehrwertsteuer gegeben hatte.Die Regierung hat in der Corona-Krise vieles
       richtig gemacht – aber die Senkung der Mehrwertsteuer war ein Fehler.
       
       27 Dec 2020
       
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 (DIR) Ulrike Herrmann
       
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