# taz.de -- Filmfestspiele und Corona: Die Berlinale im Stream?
       
       > Berlins Kultursenator Klaus Lederer zweifelt die Möglichkeit einer
       > „normalen“ Berlinale an. Gibt es für das Festival überhaupt eine
       > Alternative?
       
 (IMG) Bild: Berlinale in Coronazeiten – kann das gutgehen?
       
       Solche Sätze sagt man nicht einfach so dahin: „Dass wir hier im Februar
       volle Kinosäle über die ganze Stadt hinweg haben, da wäre ich
       zurückhaltend. Das glaube ich eher nicht bei den derzeitigen Zahlen“, gab
       Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) am Dienstag zur Möglichkeit
       einer Berlinale in Pandemiezeiten zu Protokoll.
       
       Bei den „Zahlen“ hatte er die Infektions- und Todeszahlen im Blick. Am
       Donnerstag bekräftigte er: „Dass eine normale Berlinale, wie wir sie
       hatten, nicht kommen wird, wissen wohl alle.“
       
       Lederer schränkte ein, dass es sich bei den Internationalen Filmfestspielen
       von Berlin um eine Kulturveranstaltung des Bundes handelt und er nicht über
       Einzelheiten informiert sei. Gleichwohl deutet seine Aussage darauf hin,
       dass mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schon jetzt entschieden ist, dass es
       bei der 71. Ausgabe kein Publikumsfestival mit den gewohnten Kinobesuchen
       geben wird.
       
       Für die Berlinale, die neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten
       Filmfestivals des Welt zählt, ist das eine harte Ansage. Schließlich gehört
       zur Identität der Berlinale, dass sie, anders als Cannes und zu großen
       Teilen auch Venedig, keine exklusive Veranstaltung für Fachbesucher ist,
       sondern der ganzen Stadt offensteht.
       
       Cannes hatte seine [1][Ausgabe im Mai absagen müssen] und im Oktober eine
       Miniausgabe nachgeschoben, [2][Venedig hatte dank der niedrigen
       Infektionszahlen – und des sommerlichen Wetters – im September Glück]. Dort
       konnte man sich nach jedem Film erst einmal in der Sonne vom UV-Licht
       desinfizieren lassen. Im Berliner Winter sieht die Lage weit ungünstiger
       aus.
       
       ## Verschieben oder online?
       
       Die Berlinale reagierte mit der Auskunft der Berlinale-Geschäftsführerin
       Mariette Rissenbeek, man prüfe „die Durchführbarkeit des Festivals im
       Februar“. Sollte die Prüfung negativ ausfallen, ergäben sich theoretisch
       zwei Möglichkeiten: verschieben oder online gehen.
       
       Statt im Februar wäre eine Berlinale im Sommer denkbar. Praktisch scheint
       dies jedoch höchst unwahrscheinlich. Im Mai gibt es – in der Regel –
       Cannes, im August Locarno, im September gefolgt von Venedig. Blieben Juni
       und Juli. Da laufen allerdings schon die Internationalen Festivals von
       Shanghai, Moskau und Karlovy Vary.
       
       ## Ort der Kommunikation
       
       Und eine Onlineausgabe? Dazu hatte das Festival im August eine
       Pressemitteilung verschickt, in der es hieß: „Die Berlinale 2021 ist als
       physisch stattfindendes Festival geplant.“
       
       Das Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian,
       begründete dies so: „Festivals und Märkte sind Orte der Begegnung und der
       Kommunikation. Das gilt für das Publikum ebenso wie für die Branche. In
       einer lebendigen Beziehung zum Publikum sehen wir ein wichtiges
       Alleinstellungsmerkmal von Festivals.“
       
       Und im Ernst: Eine Berlinale als Streaming-Großdatenverbrauchsspektakel ist
       keine attraktive Aussicht.
       
       4 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Youtube-Filmfestival-We-Are-One/!5682085
 (DIR) [2] /Filmfestspiele-in-Venedig/!5709592
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tim Caspar Boehme
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kino
 (DIR) Filmfestival
 (DIR) Schwerpunkt Berlinale
 (DIR) Filmgeschichte
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Filmfestival
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Berlinale 2021 und Corona: Ein pandemietaugliches Modell
       
       Die Berlinale 2021 fällt nicht aus. Aber sie findet diesmal zweigeteilt
       statt: digital und normal – und zeitversetzt. Kann das gut gehen?
       
 (DIR) Filmfestival in Berlin: Berlinale wegen Corona verschoben
       
       Es war absehbar: Das für Anfang Februar geplante Filmfestival findet später
       und zweigeteilt statt – ausnahmsweise auch im Sommer.
       
 (DIR) Iranischer Film gewinnt die Berlinale: Das Handwerk des Tötens
       
       Die 70. Berlinale ist dem Ruf treu geblieben, ein politisches Filmfestival
       zu sein. Der Goldene Bär ging an Mohamad Rasoulofs „There Is No Evil“.