# taz.de -- Bremer Subkultur mit Zukunftsperspektive: Irgendwo angekommen
       
       > Dank eines Deals zwischen Bau- und Wirtschaftsressort darf das
       > Clubprojekt Irgendwo in der Neustadt bleiben. Der Konflikt um Flächen
       > aber geht weiter.
       
 (IMG) Bild: Tanz mit Distanz im Irgendwo: Das Kulturprojekt darf bleiben
       
       Bremen taz | Das „Irgendwo“ darf bleiben – nicht irgendwo, sondern an
       seinem jetzigen Standort, an der Amelie-Beese-Straße in der Neustadt. Und
       nicht bis zur nächsten Entscheidung, für ein oder zwei Jahre, sondern
       dauerhaft.
       
       Die Nachricht kam überraschend; während der Beirat Neustadt am
       Donnerstagabend noch über eine mögliche Zukunft für das Club- und
       Kulturprojekt diskutierte, wurde öffentlich, dass es eine Einigung zwischen
       Stadt und Verein gibt. „Das Ergebnis ist druckfrisch“, so teilte
       Staatsrätin Gabriele Nießen die Kunde den erfreuten Beiratsmitgliedern
       mit.
       
       Der Verein Kulturbeutel, der hinter dem Irgendwo steckt, und das Ressort
       für Stadtentwicklung unter Bau- und Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne)
       waren sich schon vorher einig: Bereits Anfang November hatte sich Schaefer
       [1][für den Kulturverein stark gemacht] und gemeldet, dass nach Prüfung
       ihres Ressorts keine Fläche besser geeignet sei als die aktuelle.
       
       Aus dem Weg geräumt werden musste der Widerstand des links geführten
       Wirtschaftsressorts: Die Fläche, die das Irgendwo für seine Partys,
       Kinoabende und Lesungen nutzt, ist eines der letzten freien Grundstücke im
       Gewerbegebiet Airport-Stadt, vier Millionen Euro wäre es wert. Investoren
       hatten bereits grundsätzliches Interesse bekundet. Eine letzte befristete
       Zwischennutzung hatte die Wirtschaftsförderung dem Kulturbeutel-Verein
       deshalb Ende Oktober angeboten – dann aber, so hieß es, müsse das Projekt
       eine andere Heimat finden.
       
       ## Kultur-Grundstück gegen Gewerbefläche
       
       Die Einigung jetzt ist einem Deal innerhalb der Landesregierung zu
       verdanken: Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) gibt die Fläche ab,
       Bausenatorin Schaefer verspricht dafür, ein Grundstück in gleicher Größe,
       etwa einen Hektar, zusätzlich als Gewerbefläche auszuzeichnen. „Ich bin
       froh, dass wir eine Lösung gefunden haben“, sagt Schaefer, „es braucht
       solche Kulturangebote, die zum Flair in Bremen beitragen.“
       
       Ein Argument, das auch die Kulturbeutel-Vertreter*innen immer wieder betont
       hatten: Ohne junge Subkultur werde Bremen langweilig, Fachkräfte wanderten
       ab.
       
       Im Wirtschaftsressort hat man diese Argumentation gehört: „Ein
       Innovationsstandort braucht ein innovatives und lebendiges Flair“, so
       Kristin Viezens, Sprecherin der Behörde. Uneingeschränkt glücklich ist man
       im Ressort trotzdem nicht mit der Entscheidung: Die Ersatzgewerbefläche
       wird nicht am begehrten Flughafen entstehen, dort ist kein Platz mehr.
       „Bedauerlich“, so Viezens.
       
       ## Ausgewiesene Kulturflächen gibt es nicht
       
       Der Konflikt war nicht der einzige seiner Art. „Für alle Kulturprojekte
       gibt es [2][immer wieder das gleiche Problem“], sagt Kai Wargalla,
       kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, in der
       Beiratssitzung. „Im Bebauungsplan werden keine Kulturflächen ausgewiesen.
       Man muss sie immer irgendwo anders wegnehmen.“
       
       Melanie Morawietz, im Beirat der Neustadt und Mitglied der Kulturdeputation
       für die CDU, plädiert dafür, genau das zu ändern und Kulturflächen bei der
       Stadtentwicklung künftig mitzudenken. Konkret wird man im Bauressort zu
       dieser Idee noch nicht. „Aber klar“, so Linda Neddermann, stellvertretende
       Sprecherin der Behörde, „so eine Lösung wirft auch neue Fragen für die
       Zukunft auf.“
       
       Und der Kulturbeutel? Der freut sich. „Uns hat aber erschrocken, wie schwer
       das war“, sagt Felix Graßhoff aus dem Vorstand des Vereins bei der
       Beiratssitzung. „Wir dachten, in einer rot-grün-roten Landesregierung wäre
       Kulturförderung selbstverständlicher.“
       
       27 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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