# taz.de -- Gutachten der Wirtschaftsweisen: Schonprogramm für Reiche
       
       > Der Wirtschaftseinbruch durch Corona ist nicht so hart wie ein
       > Finanzcrash. Doch beide Krisen sind schneller überwunden, wenn die
       > Regierung eingreift.
       
 (IMG) Bild: Angela Merkel mit dem aktuellen Gutachten der Wirtschaftsweisen
       
       Die Wirtschaftsweisen sind als Mahner bekannt, aber diesmal verkünden sie
       gute Nachrichten: Die deutsche [1][Wirtschaft dürfte in diesem Jahr nur um
       5,1 Prozent einbrechen]. Die Coronapandemie verläuft wohl glimpflicher als
       die Finanzkrise, bei der 2009 die Wirtschaftsleistung um 5,7 Prozent
       schrumpfte.
       
       Die Coronapandemie schlägt deshalb nicht ganz so drastisch zu, weil sie
       einer Naturkatastrophe ähnelt: Das Virus bedroht die Wirtschaft von außen.
       Das Leben wird sich wieder normalisieren, sobald die Pandemie verschwindet.
       
       Finanzkrisen hingegen erschüttern den Kapitalismus von innen: Firmen und
       Haushalte sind überschuldet, weil Banken zu viele Kredite vergeben haben.
       Hinterher sind Unternehmen und Familien jahrelang damit beschäftigt, die
       Schulden zurückzuzahlen. Ihnen fehlt also das Geld, um neu zu investieren
       oder Konsumgüter anzuschaffen. Die Nachfrage lahmt, sodass diese Krisen
       ewig dauern.
       
       Eine Gemeinsamkeit gibt es allerdings zwischen der Coronakrise und den
       diversen Finanzcrashs: Sie lassen sich schneller überwinden, wenn die
       Regierung eingreift und Konjunkturprogramme auflegt. [2][Der Staat muss
       sich also verschulden] – was auch die Wirtschaftsweisen richtig finden.
       
       Bleibt ein Streitpunkt: Was soll mit den Staatsschulden passieren, wenn die
       Coronakrise vorbei ist? Die meisten Wirtschaftsweisen argumentieren
       neoliberal: Der Staat soll sparen, indem er bei den Ausgaben kürzt.
       Keinesfalls dürften die Steuern auf Gewinne und Spitzeneinkommen steigen.
       Nur der Keynesianer Achim Truger hält dagegen. In seinem Minderheitenvotum
       beschreibt er völlig richtig, dass die neoliberalen Modelle tautologisch
       sind: Die Annahmen werden so gewählt, dass hinterher das gewünschte
       Ergebnis herauskommt – nämlich, dass die Reichen zu schonen sind.
       Wissenschaft sieht anders aus.
       
       Trotzdem lohnt die Lektüre des Gutachtens. Denn darin zeichnen sich jene
       Konflikte ab, die den Bundestagswahlkampf 2021 prägen dürften.
       
       11 Nov 2020
       
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