# taz.de -- Irischer EU-Handelskommissar Phil Hogan: Rücktritt nach Dinnerparty
       
       > Hogan hatte trotz Coronamaßnahmen gefeiert und Golfanlagen besucht. Ob
       > sein Nachfolger Handelskommissar bleiben darf, ist unklar.
       
 (IMG) Bild: Musste dann doch zurücktreten: EU-Handelskommissar Phil Hogan
       
       DUBLIN taz | Am Ende waren es zu viele [1][Coronarestriktionen, die Phil
       Hogan missachtet hat]. Der irische EU-Handelskommissar musste am
       Mittwochabend zurücktreten, weil er vorige Woche unter Missachtung
       sämtlicher Coronamaßnahmen mit 80 anderen Menschen an einem Essen der
       parlamentarischen Golfvereinigung teilgenommen hatte. Seit die fröhliche
       Feier bekannt geworden ist, sind bereits ein Minister und mehrere Senatoren
       zurückgetreten.
       
       Hogan sah zunächst keinen Grund für einen Rücktritt. Doch es ging nicht nur
       um das Essen – Stück für Stück kam heraus, dass sich Hogan seit seiner
       Ankunft aus Brüssel am 31. Juli um keine der [2][irischen Corona-Auflagen]
       geschert hatte.
       
       Er ist kreuz und quer im Land herumgereist, besuchte Restaurants und
       Golfanlagen. Hogans Sprecher musste täglich neue Einzelheiten nachliefern.
       Der Gipfel war ein Fernsehinterview, in dem Hogan die Coronaregeln der
       Regierung zu seinen Gunsten interpretieren wollte.
       
       Sein Parteichef, der stellvertretende Premierminister Leo Varadkar, der bis
       vor Kurzem selbst noch Premierminister war, nahm ihn halbherzig in Schutz:
       Hogan sei ja schon eine Weile in Brüssel und deshalb mit den irischen
       Gepflogenheiten nicht mehr vertraut. Aber auch Varadkar musste einräumen,
       dass Hogans Verhalten das Vertrauen der Bevölkerung in die Maßnahmen der
       Regierung zur Eindämmung des Coronavirus untergraben habe.
       
       ## Frust bei irischen Wählern
       
       Ohnehin hat sich bei vielen Wählerinnen und Wählern schon lange die Meinung
       durchgesetzt, dass Politikerinnen und Politiker zuerst an sich selbst
       denken. Dafür hat es in der Vergangenheit immer wieder Belege gegeben: Ein
       ehemaliger Premierminister, der Maßhalten predigte und sich selbst die
       Taschen mit Bestechungsgeldern füllte, Bezirksverordnete, die für die
       Umwandlung von Äckern in Bauland kräftig von der Bauindustrie geschmiert
       wurden, oder Diäten, die sich die Abgeordneten ständig selbst erhöhen.
       
       Hogan gehört der rechtskonservativen Fine Gael an, und die Partei besteht
       darauf, dass auch sein Nachfolger aus ihren Reihen kommt. Der Kuchen sei
       nämlich so verteilt: Wenn in vier Jahren ein neuer EU-Kommissar ernannt
       wird, dürfe der konservative Koalitionspartner Fianna Fáil ihn bestimmen.
       
       Übergangsweise übernimmt Kommissionsvize Valdis Dombrovskis das Amt. Als
       aussichtsreichster Kandidat für Hogans dauerhafte Nachfolge wird
       Außenminister Simon Coveney gehandelt. Der 48-Jährige war früher
       Europa-Abgeordneter. Im Rennen ist auch Mairead McGuinness, die
       Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. Ob [3][Irland] aber den gerade
       bei den [4][Brexit-Verhandlungen] so wichtigen Posten des
       EU-Handelskommissars behält, ist ungewiss. Jedenfalls will man die
       Nachfolge möglichst schnell klären, um einen Schlussstrich unter die
       leidige Affäre ziehen zu können.
       
       Doch möglicherweise rollt vorher noch ein weiterer Kopf. Séamus Woulfe, der
       gerade an das höchste irische Gericht berufen wurde, war ebenfalls beim
       parlamentarischen Golf-Dinner in Clifden. Nach Hogans Rücktritt ist auch
       sein Job in höchster Gefahr.
       
       27 Aug 2020
       
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