# taz.de -- Corona in Großbritannien: Sechserregel gegen das Virus
       
       > Großbritannien führt neue Kontaktbeschränkungen ein. Die Corona-Fälle
       > nehmen zu. Experten warnen vor der „zweiten Welle“.
       
 (IMG) Bild: Schluss jetzt, sagt die Regierung: Leicester Square mitten in London am vergangenen Samstagabend
       
       London taz | In Großbritannien dürfen sich seit Montag nur noch maximal
       sechs Personen treffen. Damit reagiert die Regierung auf den neuerlichen
       Anstieg der Corona-Infektionen. In Restaurants dürfen Tischgruppen jetzt
       also nur noch bis zu sechs Personen zählen. Bildungseinrichtungen,
       Gruppensport und Gottesdienste sind von der Sechserregel ausgenommen. Bei
       Bestattungen und Hochzeiten gilt eine Obergrenze von 30 Personen.
       
       Leichte Abwandlungen gelten in Schottland und Wales, wo die Sechserregel
       nicht auf Kinder unter zwölf Jahren zutrifft, und in Nordirland, wo sich
       außerhalb des Zuhauses noch bis zu 15 Personen treffen dürfen.
       
       Die neue Regel soll es Briten einfacher machen, sich in der Pandemie
       richtig zu verhalten. Beim Nichteinhalten der Regeln stehen Bußgelder in
       Höhe von umgerechnet 108 bis fast 3.500 Euro an. Wegen solcher Bestimmungen
       gibt es Bedenken innerhalb der regierenden Konservativen. Viele fürchten
       nun, dass sämtliche Weihnachtsfeiern ausfallen.
       
       Die Verschärfungen sind jedoch aus Sicht von Wissenschaftlern dringend
       notwendig. Seit drei Tagen verzeichnet Großbritannien über 3.000
       Neuinfektionen pro Tag, am Sonntag waren es sogar 3.330. Das ist zwar viel
       weniger als in Frankreich oder Spanien, doch nach Einschätzung von Peter
       Openshaw vom renommierten Imperial College in London hat das Vereinigte
       Königreich nur wenige Tage Zeit, um eine verheerende zweite Welle zu
       verhindern.
       
       Besonders beunruhigend ist der erneute Anstieg der Infizierungen in Alters-
       und Pflegeheimen. Hier haben sich die Infektionsraten vervierfacht, mit bis
       zu 1.100 Fällen pro Tag.
       
       ## Massentests sind nicht so einfach
       
       Die wöchentlichen Tests des Pflegepersonals, bereits im Juli versprochen,
       werden erst seit einer Woche realisiert. Auch anderweitig hapert es. Eine
       von der Regierung speziell hergestellte Tracing-App wies so viele Probleme
       auf, dass eine neue kurz vor dem Start steht. Manche Menschen müssen
       Hunderte von Kilometern für ihren Test zurücklegen, trotz einer offiziellen
       nationalen täglichen Testkapazität von 375.000 Tests. Laut einem an die
       Sunday Times geleakten Dokument des Gesundheitsministeriums mussten einige
       Tests nach Italien zur Auswertung geschickt werden.
       
       All das, obwohl die britische Regierung das Testen als Hauptstrategie gegen
       das Virus versteht. So kündigte Premier Boris Johnson letzte Woche ein
       Programm „Moonshot“ an, das bis zu 10 Millionen Tests pro Tag mit
       Ergebnissen innerhalb von 90 Minuten möglich machen soll. Die Idee:
       Irgendwann testet sich jeder selbst jeden Tag.
       
       14 Sep 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Zylbersztajn
       
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