# taz.de -- Konflikt zwischen Großmächten: USA schließen chinesisches Konsulat
       
       > Chinas Vergeltung auf die Eskalation aus Washington ist nur eine Frage
       > der Zeit. Derweil steigen Rauchfahnen aus dem Hof des Konsulats auf.
       
 (IMG) Bild: Das chinesische Generalkonsulat in Houston
       
       Peking taz | Die angespannten Beziehungen zwischen den USA und China
       verschärfen sich in besorgniserregendem Ausmaß. Zunächst beschuldigte
       Washington zwei chinesische Hacker, im Auftrag des Geheimdienstes
       millionenschwere Daten von US-Firmen über die Covid-19-Impfstoffsuche im
       Visier gehabt zu haben. Nur wenige Stunden später ordnete die amerikanische
       Regierung an, das chinesische Generalkonsulat innerhalb von 72 Stunden zu
       schließen.
       
       Indirekt besteht ein Zusammenhang zwischen den zwei Vorfällen, denn das
       US-Außenministerium begründet sein Vorgehen mit dem Spionagevorwurf gegen
       Peking: „Wir haben die Schließung des Generalkonsulats in Houston
       veranlasst, um geistiges Eigentum und Privatinformationen Amerikas zu
       schützen.“ Man toleriere Chinas Verletzungen der Souveränität der
       Vereinigten Staaten nicht. Konkrete Beweise legte Washington nicht vor.
       
       Die chinesische Regierung, die die Angelegenheit als Erste öffentlich
       machte, zeigte sich entrüstet. Ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums
       sprach von einer „politischen Provokation“, die „einseitig“ von den USA
       initiiert worden wäre. Die Vorwürfe Chinas sind weitreichend: Mehrfach
       sollen chinesische Diplomaten drangsaliert worden sein. Aufgrund der
       öffentlichen Stigmatisierung durch die US-Regierung habe man auch
       Bombendrohungen erhalten.
       
       Zudem hätten die USA wiederholt Diplomatenpost Chinas geöffnet und teils
       konfisziert. Zu der Schließung heißt es: „China fordert die USA
       nachdrücklich auf, ihre fehlerhafte Entscheidung unverzüglich aufzuheben.“
       Ansonsten werde man „legitime und notwendige Maßnahmen ergreifen“.
       
       Prinzip „Auge um Auge“ 
       
       Wie die Vergeltung der Kommunistischen Partei aussehen könnte, liegt nahe.
       In Bezug auf [1][frühere Eskalationen von Trump] hat Präsident Xi Jinping
       nämlich bislang stets nach dem Prinzip „Auge um Auge“ gehandelt – etwa bei
       den gegenseitigen Ausweisungen von Korrespondenten aus den jeweiligen
       Ländern. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass China nun seinerseits ein
       US-Konsulat schließen wird.
       
       Die parteitreue [2][chinesische Zeitung Global Times] befragte ihre Leser
       umgehend in einer Online-Umfrage, welches Konsulat es am ehesten treffen
       werde. Zwei Drittel der Abstimmenden wählten das Konsulat in Hongkong und
       Macau. Wahrscheinlicher jedoch fällt die Wahl auf das US-Konsulat in Wuhan.
       Dieses nämlich wurde im Februar im Zuge des Coronavirus-Ausbruchs evakuiert
       und ist bis zum heutigen Tage noch nicht besetzt.
       
       US-Präsident Donald Trump konfrontiert Chinas Staatsführung in
       Kalter-Krieg-Manier: Zuletzt drohte er mit einem Einreiseverbot für
       sämtliche Mitglieder der Kommunistischen Partei und ihre
       Familienangehörigen.
       
       Seit der Normalisierung der diplomatischen Beziehungen 1979 hat China
       insgesamt fünf Konsulate in den USA gegründet, die Mission in Houston zählt
       zu den ältesten. Ihr kommt dieser Tage eine besondere Rolle zu: Texas ist
       einer jener Bundesstaaten, der am stärksten von der Corona-Pandemie
       betroffen ist. Die dort lebende chinesische Diaspora muss nun auf
       Konsulardienste in über 1.000 Kilometer entfernte Städte ausweichen – Los
       Angeles oder Chicago.
       
       Noch am Abend berichteten lokale Fernsehsender, dass aus dem Hof des
       chinesischen Konsulats schwarze Rauchfahnen aufstiegen. Laut Bildaufnahmen
       haben Mitarbeiter stapelweise Akten verbrannt – offensichtlich, um sensible
       Daten zu vernichten. Feuerwehrleute schauten der Szenerie teilnahmslos zu.
       Das Konsulat dürfen sie nicht betreten, da es sich um chinesisches
       Territorium handelt.
       
       22 Jul 2020
       
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