# taz.de -- Meuterei in Mali: Panik vor Putschversuch
       
       > Aufständische Soldaten bringen Teile einer Militärbasis unter ihre
       > Kontrolle und bewegen sich auf die Hauptstadt Bamako zu.
       
 (IMG) Bild: Der Unmut wächst seit Wochen: Protest gegen Malis Präsident in Bamako, 10. Juli
       
       Berlin taz | In Mali hat ein Aufstand von Teilen der Armee am Dienstag in
       der Hauptstadt Bamako Panik und Angst vor einem Militärputsch geschürt.
       Übereinstimmenden Berichte zufolge brachten meuternde Soldaten am Morgen
       Teile der Militärbasis Kati außerhalb der Hauptstadt unter ihre Kontrolle,
       öffneten die Waffenlager, verteilten Gewehre und setzten dann eine
       Militärkolonne Richtung [1][Bamako] in Bewegung.
       
       Videos, die auf der Strecke aufgenommen worden sein sollen, zeigen, wie die
       in hohem Tempo durch den Staub rasende Fahrzeugkolonne von jungen Männern
       am Straßenrand bejubelt wird. Es gab unterschiedliche Mutmaßungen, ob ihr
       Ziel der Präsidentenpalast Koulouba in Bamako oder das Staatsfernsehen sein
       könnte.
       
       Malischen Berichten zufolge wurden bereits am Morgen in Bamako mehrere
       Minister und andere hochrangige Persönlichkeiten entweder festgenommen oder
       von ihren Wachen in Sicherheit gebracht, was im Ergebnis auf dasselbe
       hinausläuft. Genannt wurden unter anderem der Finanzminister, der
       Parlamentspräsident und der Generalstabschef.
       
       Die sonst so geschäftigen Straßen der Hauptstadt leerten sich in dem Maße,
       wie die Berichte über die Meuterei die Runde machten. Angestellte und
       Marktleute eilten nach Hause. Auf die gleiche Art wie jetzt hatte der
       [2][Militärputsch 2012] begonnen, der Mali damals in einen bis heute nicht
       beendeten Bürgerkrieg stürzte.
       
       Die französische Botschaft wies ihre Landsleute an, ihre Häuser nicht zu
       verlassen. Frankreich ist mit mehreren tausend Soldaten die wichtigste
       ausländische Militärmacht in Mali und dürfte im Falle eines Putsches vor
       der Frage stehen, ob seine Soldaten das gewähren lassen oder nicht – ebenso
       wie die Länder der westafrikanischen Region, die in den vergangenen Wochen
       mehrmals versucht haben, in der politischen Krise Malis zu vermitteln,
       bislang ohne Erfolg.
       
       ## Seit Wochen anhaltende Proteste
       
       Bamako wird seit zwei Monaten von regelmäßigen [3][Protesten] gegen die
       Regierung und vor allem gegen [4][Präsident Ibrahim Boubacar Keïta (IBK)]
       erschüttert. Was als Unmut gegen mutmaßliche Manipulationen der Ergebnisse
       der Parlamentswahlen vom März und April begann, weitete sich schnell zu
       einer breiten Protestbewegung gegen Korruption und Unfähigkeit der
       Regierenden angesichts der sich ausbreitenden [5][Gewalt] in weiten
       Landesteilen Malis.
       
       Die [6][Protestkoalition M5-RFP], die sich um Oppositionsparteien und
       Anhänger des in Bamako sehr populären islamischen Predigers Imam Ibrahim
       Dicko gebildet hat, forderte den Rücktritt des Präsidenten und wich von
       dieser Forderung auch gegenüber Vermittlern der Westafrikanischen
       Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) nicht ab. Präsident IBK willigte lediglich
       dem Austausch von Verfassungsrichtern und der Bildung eines neuen Kabinetts
       unter Beibehaltung seines Premiermiministers zu.
       
       Mehrmals wurden Demonstranten von Sicherheitskräften getötet; Amnesty
       International warf vor zwei Wochen der Polizei und der Antiterroreinheit
       der Armee Schusswaffeneinsatz gegen friedliche Protestierende vor.
       
       Am Samstag hatte das Bündnis M5-RFP eine „entscheidende Aktionswoche“ in
       Bamako angekündigt, die just an diesem Dienstag beginnen und am Freitag mit
       einem Großaufmarsch auf dem zentralen Platz der Unabhängigkeit ihren
       Höhepunkt erreichen sollte. Ein Grund für die Kompromisslosigkeit der
       Opposition sind die sich häufenden Berichte darüber, dass friedliche
       Demonstranten von Sicherheitskräften erschossen worden sind.
       
       18 Aug 2020
       
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