# taz.de -- Katrin Lompscher in der Kritik: Die da oben müssen sauber sein
       
       > Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher hat versäumt, eine Vergütung
       > aus ihrer Arbeit als Aufsichtsrätin zurückzuzahlen. Ein Wochenkommentar.
       
 (IMG) Bild: Bausenatorin Katrin Lompscher bei einem schönen Termin: Richtfest für einen Schulneubau
       
       Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher von der Linkspartei hat also
       jüngst mit jahrelanger Verspätung Geld zurückbezahlt, das sie als
       Aufsichtsrätin in landeseigenen Unternehmen bekam und nicht komplett hätte
       behalten dürfen. Sie habe erst auf eine Zahlungsaufforderung gewartet, dann
       sei die Sache in Vergessenheit geraten, hieß es am Mittwoch zur Begründung
       aus ihrer Senatsverwaltung.
       
       Um Einkünfte aus drei Jahren geht es, von 2017 bis 2019. Wäre Lompscher
       eine normale Bürgerin, könnte man sagen: Rechnungen bezahlen viele auch
       erst bei der wiederholten Mahnung, Steuern gleichfalls – was allerdings an
       sich schon traurig ist.
       
       Lompscher ist aber keine normale Bürgerin, sondern in einer herausgehobenen
       Position und zudem in einer Partei, die sich oft als das soziale Gewissen
       der Stadt sieht. Als Senatorin bekleidet sie ein öffentliches Amt, in dem
       weiterhin mutmaßlich viele Menschen durch und durch seriöse Politiker und
       Vorbilder sehen wollen.
       
       Die Vergütungen für ihre drei Aufsichtsratsjobs, die nicht annähernd so
       hoch dotiert sind wie in DAX-Unternehmen, nicht sofort komplett in die
       Landeskasse zurückgezahlt zu haben, macht nun aus Lompscher keinen
       unseriösen Menschen. Aber in einer Zeit, in der das Vertrauen vieler in die
       Politik, ihre Gremien und ihre Akteure erschüttert ist, tragen auch kleine
       Verfehlungen dazu bei, diese Entwicklung zu verstärken.
       
       ## Das schadet Lompscher
       
       Das gilt umso mehr, wenn so etwas bei einem Menschen passiert, der bei
       aller inhaltlichen Kritik über solche Schwächen erhaben schien. Lompscher
       ist seit Jahren wegen ihrer Baupolitik, die ihre Gegner für eine
       Neubau-Verhinderungspolitik halten, unter starker Kritik. Nachvollziehbare
       charakterliche Kritik an ihr war aber nicht zu hören oder zu lesen. Sauber
       in einem oft unsauberen Geschäft zu sein, war ein Pfund für Lompscher.
       
       Dieses Bild ist nun zumindest angekratzt. Das schadet ihr, aber es hat eben
       auch weitergehende Folgen. Verbreitete Meinung könnte nun sein: Wenn die
       politische Elite – „die da oben“ – es mit Vorgaben und Regeln nicht so
       ernst nimmt, dann muss es ja wohl der Normalo, „der kleine Mann“, damit
       auch nicht so genau nehmen. Umso unangenehmer ist dabei, dass die
       parlamentarische Anfrage, die Lompschers Rückzahlung auslöste, ausgerechnet
       von der AfD-Fraktion kam. Jener Partei, die ohnehin dauerhaft nahelegt, das
       System sei marode.
       
       Das Tragische ist, dass Lompscher die ganze Sache tatsächlich wirklich bloß
       vergessen haben könnte und sich selbst vielleicht am meisten darüber
       ärgert, jetzt als eine Art Nimmersatt dazustehen. Denn drei Viertel der
       Aufsichtsratsbezüge durfte sie ja sowieso ganz offiziell behalten, und die
       knapp 2.000 Euro, die sie davon jährlich weitergeben musste, sind Peanuts
       im Verhältnis zu ihrem sechsstelligen Jahresgehalt im Senat.
       
       Ja, Politiker sind auch nur Menschen – aber in einem Regierungsamt müssen
       sie eben bessere Menschen sein.
       
       1 Aug 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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