# taz.de -- Bauernprotest gegen Volksbegehren: Unangenehm, aber legitim
       
       > Für ihren Protest gegen das Volksbegehren Artenvielfalt bedienen sich
       > Bauern grenzwertiger Aktionsformen. Damit folgen sie dem Rest der
       > Gesellschaft.
       
 (IMG) Bild: Protest auf der Höhe der Zeit: Bauern stellten dem Nabu Oldenburg Kartons mit Mist vor die Tür
       
       Die Landwirte – einige Landwirte – [1][wehren sich massiv] gegen das
       niedersächsische Volksbegehren Artenvielfalt. Sie empfinden die Auflagen,
       die ihnen gemacht werden sollen, als existenzbedrohend. Und sie finden das
       Volksbegehren ehrenrührig, weil sie sich als die eigentlichen Experten für
       den Umgang mit der Natur und der Erde verstehen. Die Aktionsformen, die sie
       für ihren Protest gewählt haben, sind zum Teil zwar grenzwertig. Sie
       bewegen jedoch im Rahmen dessen, was in dieser Gesellschaft üblich geworden
       ist.
       
       Sicher ist unangenehm, Mist vor die Tür gestellt oder den Magerrasen
       gedüngt zu bekommen, wie es dem Naturschutzbund (Nabu) widerfuhr. Von
       Treckern umstellt oder emotional darauf angesprochen zu werden, ob man
       wirklich eine Unterschrift leisten wolle, mag einschüchternd wirken. Doch
       letzten Endes sind das alles Aktionsformen, mit denen die Landwirte von
       Tier- und Umweltschützern selbst schon konfrontiert wurden.
       
       Sie mussten es sich gefallen lassen, dass ihre Felder mit gentechnisch
       veränderten Pflanzen besetzt oder gar zerstört wurden. Tierschützer dringen
       regelmäßig zum Filmen in Massentierhaltungsställe ein. Ob nun selbst
       verschuldet oder nicht, sehen sie sich als Buhmann der Nation.
       
       Bei den Aktionen gegen die Landwirte geht es um Dinge, die man
       unterschiedlich schlimm finden kann – so wie auch die Wirkung des
       Artenschutz-Volksbegehrens unterschiedlich eingeschätzt werden kann. Aus
       Sicht der Betroffenen hat beides einen ähnlichen Stellenwert.
       
       ## Zähne zusammenbeißen
       
       Das links-grüne Milieu wird sich damit abfinden müssen, dass die
       Aktionsformen, die es erfunden und etabliert hat, von anderen Milieus und
       politischen Lagern übernommen werden. Beim Anblick der grünen Kreuze auf
       den Feldern heißt es also: Zähne zusammenbeißen und ertragen, dass sie das
       gelbe Gorleben-Kreuz imitieren, um für eine Landwirtschaft zu werben, die
       weiter das Grundwasser versauen und Insekten vergiften darf.
       
       Für alle Lager und Gruppen sollte es allerdings eine Grenze geben. Zwar
       sind spektakuläre, bildmächtige und mitunter auch Regeln verletzende
       Aktionen notwendig, um in die Nachrichten zu kommen. Leute einzuschüchtern
       ist jedoch tabu. Wo die Grenze liegt, wird jeweils zu diskutieren sein.
       
       30 Jul 2020
       
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