# taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Gegen das (Kneipen-)Sterben
       
       > Die Umweltaktivisten von Extinction Rebellion gehen wieder demonstrieren.
       > Den coronagebeutelten Gastwirten geht derweil die Geduld aus.
       
 (IMG) Bild: Klar, um was es hier geht: Am Freitag ruft Extinction Rebellion wieder zu Protestaktionen auf
       
       Berlin taz | Wahnsinn, was man jetzt alles wieder machen kann, beinahe
       packt einen da die alte Vergnügungssucht aus fernen Vor-Corona-Zeiten:
       Kneipe, Freiluftkino, Freibad, erinnern Sie sich noch?, fast alles geht
       schon wieder – mit ein bisschen Abstand, Anstand und Corona-Etikette,
       versteht sich. Und Internet zu Hause ist auch nicht verkehrt, denn auch
       wenn wieder vieles geht, geht nur noch wenig spontan: In den Bädern
       schwimmt man im fix gebuchten Zeitfenster herum, [1][in den Kinos limitiert
       die Corona-Sitzordnung] den Ticketverkauf. Das Leben, es nimmt wieder Fahrt
       auf.
       
       Wem da schon der Kopf brummt: Diese Woche gibt’s absehbar mal keine neuen
       Lockerungen, also kann man in Ruhe noch ein Bier trinken gehen.
       
       [2][Die Gastwirte ] werden es Ihnen danken: Nicht wenige von ihnen finden,
       die staatlichen Hilfen in der Coronakrise reichten nicht. „Das versprochene
       Schmettern der Bazooka haben wir Gastronomen bisher nur verhallt
       vernommen“, schreibt Simon Bühler, Mitbetreiber von drei Bars, in einem
       offenen Brief. Der gesetzliche Kündigungsschutz gegenüber den Vermietern
       reiche zum Beispiel hinten und vorne nicht – auch die Miete müsse
       bezuschusst werden, sonst schiebe man bald einen riesigen Schuldenberg vor
       sich her, sagt er.
       
       Denn, klar: Die TouristInnen werden sich nicht in den gewohnten Scharen mit
       Mojito und Aperol volllaufen lassen, die BerlinerInnen werden das nicht
       alleine schaffen (wobei...), und die Soforthilfen vom Senat und die anderen
       Hilfen wie Kurzarbeitergeld, die es bisher gab, kompensieren nicht
       unvermindert weiter laufende Fixkosten plus Umsatzeinbrüche. Man kann sich
       vorstellen: Der Druck auf dem (Bier-)Kessel wird da noch steigen.
       
       ## Endlich wieder: Gegen das Aussterben!
       
       Auch die UmweltaktivistInnen von Extinction Rebellion lassen Kritik wieder
       lauter werden. Unter dem Motto „Gegen klimafeindliche Wirtschaftspolitik“
       sind ab Freitag und noch bis zum 21. Juni dezentrale und digitale Aktionen
       des zivilen Ungehorsams an die Adresse von Bundesregierung, Ministerien,
       Lobbybüros und Unternehmen angekündigt. Eigentlich waren die Aktionen schon
       für Anfang Mai geplant.
       
       Immerhin: Mit der Kaufprämie für Autos müssen sie sich nicht mehr
       aufhalten, die ist im [3][Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung]
       bekanntlich nicht mit drin, dafür wird jetzt einfach für fast alles die
       Mehrwertsteuer gesenkt (nicht für Getränke in Bars und Kneipen übrigens...)
       
       Auch nicht zu vergessen: Beinahe sind schon große Homeschooling-Ferien,
       dieses Jahr muss man aufpassen, dass man dieses traditionelle Jubeldatum
       nicht einfach verpasst, über französischen Verben, schriftlicher Division
       und den preußischen Reformen. Wenn nur alle naselang mal Schule ist,
       Sommerfeste sowieso ins Wasser fallen und Zeugnisse möglichst ohne viel
       Brimborium und mit spitzen Fingern im Klassenzimmer überreicht werden, dann
       fehlt natürlich ein bisschen was von dieser kribbeligen Vorfreude, die
       sonst die beinahe letzte volle Schulwoche (genau genommen beginnt ab Montag
       die vorletzte!) sonst ausmacht.
       
       Aber sei’s drum, Ferien sind Ferien und wenn die Corona-Ampel in Berlin
       grün bleibt, wird man die auch genießen können. Nur fix noch den Slot fürs
       Schwimmbad buchen. Und wenn’s geklappt hat, darauf einen Soli-Mojito in der
       Bar Ihres Vertrauens.
       
       8 Jun 2020
       
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