# taz.de -- Gespräche über Post-Brexit-Abkommen: Verhandeln auf Distanz
       
       > Großbritannien und die EU haben Gespräche über ihren Deal gestartet, der
       > zum Jahreswechsel 20/21 in Kraft treten soll. Die Zeit ist denkbar knapp.
       
 (IMG) Bild: Die Chefunterhändler für den Brexit: Michel Barnier für die EU (li.) und David Frost für die Briten
       
       Berlin taz | Kaum haben die substanziellen Gespräche begonnen, wird schon
       ihre Verlängerung thematisiert. Die Europäische Union und das Vereinigte
       Königreich haben am Montag ihre Verhandlungen über ein
       Post-Brexit-Handelsabkommen aufgenommen, das zum Jahreswechsel 2020/21 in
       Kraft treten würde. Die Zeit drängt: Bis Oktober müsste so ein Abkommen
       fertig sein, um rechtzeitig ratifiziert zu werden, und bis Ende Juni muss
       geklärt sein, ob der Stichtag 31. Dezember 2020 verschoben wird.
       
       Nachdem Großbritannien am 31. Januar die EU verlassen hat, befindet es sich
       gemäß des Brexit-Vertrages von 2019 in einer „Übergangsperiode“, in der
       alle EU-Regeln für Großbritannien gültig bleiben und London auch wie bisher
       in den EU-Haushalt einzahlt. Diese Übergangsperiode endet Ende 2020, es sei
       denn, beide Seiten beschließen spätestens zur Jahresmitte eine Verlängerung
       von bis zu zwei Jahren.
       
       Nach ersten Treffen hatte das Coronavirus alle Aktivitäten gestoppt. Die
       beiden Chefunterhändler, Michel Barnier für die EU und David Frost für
       Großbritannien, gingen zeitweise in Coronaselbstisolation. Der britische
       [1][Premierminister Boris Johnson erkrankte]. Die aktuellen Gespräche
       laufen per Videolink und sind daher schwerfälliger. Kein Wunder, dass viele
       Stimmen auf mehr Zeit drängen.
       
       An dieser Frage machen sich die alten Pro- und Anti-EU-Fronten der
       britischen Politik erneut bemerkbar. So hat die Autonomieregierung
       Schottlands am Montag eine zweijährige Verlängerung gefordert. „Die Vorzüge
       koordinierten europäischen Handelns waren nie deutlicher“, sagte der
       schottische Europaminister Michael Russell. Er wäre wohl auch ohne
       Coronavirus dieser Meinung.
       
       ## Großbritannien sagt nein zur Verlängerung
       
       Die britische Regierung [2][lehnt das kategorisch ab]. „Wir werden nicht
       darum bitten, die Übergangszeit zu verlängern. Und wenn die EU darum
       bittet, werden wir Nein sagen“, erklärte ein Sprecher des Premierministers
       vergangene Woche, so wie vor ihm Chefunterhändler Frost. „Die Übergangszeit
       zu verlängern, würde lediglich die Verhandlungen in die Länge ziehen.“
       Großbritannien brauche „ökonomische und legislative Flexibilität“, keine
       EU-Regeln.
       
       Der Disput zeigt, dass die Chancen auf ein rechtzeitiges Abkommen als
       gering gelten. Brüssel hatte im Februar einen Vertragsentwurf vorgelegt,
       der Großbritannien auch in Zukunft an EU-Regeln bindet und die britischen
       Gewässer für EU-Fischereiflotten offen hält. London will ein einfaches
       Freihandelsabkommen, so wie die EU es mit anderen Drittstaaten hat.
       Wahrscheinlich, so denken manche in London, wird die EU erst dann darüber
       sprechen, nachdem Großbritannien völlig den Geltungsbereich der
       EU-Regelwerke verlässt.
       
       20 Apr 2020
       
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