# taz.de -- Rassismus gegen Afrikaner in China: Virenjagd wird Menschenjagd
       
       > „Keine Schwarzen“ bei McDonald’s, Rauswurf aus der Wohnung: Rassismus im
       > südchinesischen Guangzhou sorgt für Empörung.
       
 (IMG) Bild: Die Uganderinnen Margaret Ntale und Cecilia Oyet telefonieren mit ihren Töchtern in Wuhan
       
       Peking/Kigali taz | Wer dieser Tage in der südchinesischen Metropole
       Guangzhou zu McDonald’s geht, wird in einigen Filialen vom Personal auf
       einen englischsprachigen Warnzettel hingewiesen: „Wir wurden informiert,
       dass künftig keine schwarzen Leute mehr im Restaurant erlaubt sind“, steht
       da.
       
       Auf Twitter posten afrikanischstämmige Einwohner der
       11-Millionen-Einwohner-Metropole über horrende Erfahrungen: Ein Mann mit
       einem Neugeborenen wird vom Nachbarschaftskomitee in seiner Wohnung
       eingesperrt, eine Frau aus ihrer Wohnung geworfen, eine Gruppe von jungen
       Männern ohne Begründung zum Coronavirus-Test gezwungen.
       
       Wie [1][Recherchen von CNN] belegen, wird die dunkelhäutige Bevölkerung
       Guangzhous systematisch malträtiert und Opfer von Fremdenhass.
       
       Das US-Konsulat in Guangzhou hat eine Warnung herausgegeben, Afroamerikaner
       sollten die Stadt vorübergehend meiden. Es hätten sich Vorfälle gehäuft,
       dass Leute, die „vom Äußeren nach eine afrikanische Herkunft“ hätten,
       nachts aus ihrem Hotel geschmissen wurden, ihre Reisepässe konfisziert
       wurden und sie in Selbstquarantäne geschickt wurden.
       
       Chinas Regierung reagierte auf die Vorwürfe, wie so oft, mit vollständiger
       Zurückweisung: „Wir haben keine Diskriminierung in China gegen afrikanische
       Brüder“, sagte Zhao Lijian, Sprecher des Außenministeriums in Peking, bei
       der allmorgendlichen Pressekonferenz. Ausländer jeglicher Herkunft würden
       in China gleichbehandelt. Die Warnbotschaft des US-Konsulats sei der zum
       Scheitern verurteilte Versuch, „einen Keil zwischen China und Afrika zu
       treiben“.
       
       ## „Holen wir unsere Brüder und Schwestern nach Hause“
       
       Doch in zahlreichen afrikanischen Ländern gibt es einen Aufschrei in den
       sozialen Medien. „So, sollen wir Afrikaner uns genauso verhalten?“, fragt
       der ugandische Journalist und Kommentator John Njoroge auf Facebook und
       antwortet gleich selbst: „Nein, wir sollten nicht“ – aber Afrikas
       Regierungen und politischen Elite sollten „ihre Beziehungen mit der
       chinesischen Regierung überdenken“ sowie gemeinsam Flugzeuge losschicken,
       „um unsere Brüder und Schwestern nach Hause zu holen“.
       
       Schon zu Beginn des Jahres, als das Coronavirus sich in China ausbreitete,
       [2][debattierten viele afrikanische Regierungen], ob sie ihre Studenten aus
       China per Flugzeug nach Hause holen sollten. Südafrika und Äthiopien
       entschieden sich dafür, Uganda dagegen.
       
       Das war nicht nur eine Frage der Kosten, sondern auch eine
       Sicherheitsfrage: Ugandas Präsident Yoweri Museveni erklärte, die Ugander
       wären in China „sicherer“ als zu Hause, wo sie die ugandische Bevölkerung
       gefährden könnten, falls sie Virusträger seien.
       
       Stattdessen schickten damals einige Staaten wie Kamerun und Uganda Geld
       nach China. Mitte Februar überwies Uganda rund 60.000 Dollar über die
       ugandische Botschaft in Peking an die rund hundert ugandischen Studenten in
       Wuhan. Doch eine Woche später berichtete die Uganderin Margaret Ntale
       Namusisi’s, deren drei Töchter in Wuhan zu diesem Zeitpunkt in einer
       Wohnung ohne Lebensmittel hockten, sie hätten kein Geld erhalten.
       
       Jetzt zeigt sich: Die afrikanischen Studenten sind in China nicht sicher.
       Und erstmals reagieren jetzt auch afrikanische Regierungen mit harschen
       Worten. In einem gemeinsamen Brief vieler afrikanischer Botschafter in
       Peking an Wang Yi, den Top-Diplomaten der chinesischen Regierung, klagen
       sie über „Stigmatisierung und Diskriminierung“. Es werde der falsche
       Eindruck erweckt, dass das Virus von Afrikanern verbreitet werde.
       
       „Die Gruppe der afrikanischen Botschafter in Peking fordert sofort die
       Einstellung von Tests, Quarantäne und anderen unmenschlichen Behandlungen“,
       heißt es in dem Brief.
       
       Ugandas Außenminister Sam Kutesa bestellte am Samstag den chinesischen
       Botschafter in Uganda, Zheng Zhuquiang, ein, um sich über die
       „Belästigungen und Misshandlungen“ zu beschweren, wie das Außenministerium
       in Kampala erklärte. Der Botschafter habe dem Minister versichert, seine
       Regierung werde sich dessen annehmen. Kenia, Nigeria, Ghana und Südafrika
       reagierten ähnlich. Selbst die Afrikanische Union protestierte offiziell.
       
       Seit Wochen hebt die chinesische Regierung den scheinbar gewonnenen Kampf
       gegen das Virus hervor, während die Bedrohung nun von [3][„importierten
       Fällen“] aus dem Ausland stamme. Verschwiegen wird jedoch in den
       Staatsmedien stets, dass es sich bei jenen eingereisten Infizierten bis zu
       90 Prozent um chinesische Staatsbürger handelte. Mittlerweile dürfen
       Ausländer ohnehin nur in einigen Ausnahmefällen, darunter Diplomaten, ins
       Land.
       
       14 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://edition.cnn.com/2020/04/10/china/africans-guangzhou-china-coronavirus-hnk-intl/index.html
 (DIR) [2] /Austauschstudierende-in-China/!5659773/
 (DIR) [3] /Corona-Krise-in-China/!5673706/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabian Kretschmer
 (DIR) Simone Schlindwein
       
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