# taz.de -- Extreme Rechte in Zeiten des Coronavirus: Die AfD blamiert sich in der Krise
       
       > Mit ihrem Verhalten isoliert sich die sächsische Rechte im Landtag. Für
       > keinen noch so lachhaften Vorstoß zum Corona-Virus ist sie sich zu
       > schade.
       
 (IMG) Bild: Abstimmung im Landtag von Sachsen: Doreen Schwietzer von der AfD hebt ihre Hand
       
       Dresden taz | „Diese Sitzung heute und hier ist unverantwortlich!“ Sachsens
       Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ging zum Schluss seiner jüngsten
       Regierungserklärung die [1][AfD] frontal an. „Was hier passiert, ist
       gefährlich für sehr sehr viele Menschen!“
       
       Vergeblich hatten CDU, Linke, Grüne und SPD zuvor versucht, die
       turnusmäßige Landtagssitzung auf die Größenordnung eines Notparlaments zu
       reduzieren, um sich und andere vor der Verbreitung des Coronavirus zu
       schützen. Nur etwa ein Sechstel der Abgeordneten wäre dann noch
       zusammengekommen. Dieses so genannte Pairing-Modell praktiziert der
       Bayerische Landtag mit Zustimmung der AfD. In Dresden aber bestanden die
       extrem Rechten darauf, den gesamten Landtag mit seinen 119 Parlamentariern
       zusammenzurufen.
       
       Die AfD begründete ihre Ablehnung damit, dass ein Rumpfparlament nicht mehr
       beschlussfähig wäre, wenn nur ein einziger Abgeordneter widerspricht. In
       logisch nicht mehr nachvollziehbarer Weise aber hatte sie ihrerseits
       Landtagspräsident Rößler zuvor gedrängt, ein Notparlament zusammenzurufen.
       Sie wollte damit indirekt ihre Forderung nach Ausrufung des
       Katastrophenfalls durchsetzen. „Wir haben eine ernste Krise, aber keine
       Katastrophe“, hatte dies Innenminister Roland Wöller (ebenfalls CDU) am
       Dienstag bereits abgelehnt.
       
       „Die AfD bleibt verantwortungslos und spielt mit der Gesundheit anderer
       Menschen“, attackierte der parlamentarische Geschäftsführer der
       CDU-Fraktion Stephan Meyer. Er verwies auf die hohe Zahl der für die
       Sitzung zu mobilisierenden Fraktions- und Landtagsmitarbeiter
       
       ## Kein Applaus von den Rechten
       
       Drei AfD-Abgeordnete waren zu ihrem eigenen Schutz zu Hause geblieben, eine
       trug einen Atemschutz. Keiner ihrer Mandatsträger applaudierte, als
       Ministerpräsident Kretschmer und Gesundheitsministerin Petra Köpping dem
       medizinischen Personal und den Dienstleistern des Alltags dankte, die im
       angesicht der Corona-Krise weiterarbeiten müssen.
       
       In den Dank stimmte auch die oppositionelle Linke ein. Ihre Sprecherin
       Susanne Schaper beschränkte ihre Kritik auf generelle Verwerfungen in einem
       marktorientierten Gesundheitssystem und auf die Feststellung, dass „die
       laufenden Maßnahmen zum Krisenmanagement richtig, aber lückenhaft“ seien.
       
       Der AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Jörg Urban hingegen referierte nur
       längst bekannte Fakten und forderte Maßnahmen, die schon lange eingeleitet
       worden waren. Was ihn nicht hinderte, das apokalyptische Bild einer
       darniederliegenden medizinischen Versorgung zu zeichnen und der Regierung
       zu unterstellen, sie habe „die Gefährdung von Senioren billigend in Kauf
       genommen“.
       
       Urban ritt darauf herum, dass das Kultusministerium Schülern und Schulen
       eine zweitätige Übergangsfrist bis zur [2][endgültigen Schließung] am
       Mittwoch gewährt habe. Für helle Empörung und laute Rufe sorgte dann das
       vom übrigen Haus als demagogisch empfundene plötzliche Angebot Urbans, in
       der aktuellen Krise „den Graben zuzuschütten, der Gutmenschen und
       [3][angebliche Nazis] trennt“.
       
       ## Trotz Corona – AfD will Großübung der Polizei
       
       An die AfD gerichtet, hatte zuvor Ministerpräsident Kretschmer „keinerlei
       Verständnis für die forcierte Panik und Drastik“ geäußert und auf das
       besonnene schrittweise Handeln der Staatsregierung verwiesen. „Sie haben
       sich so weit radikalisiert, dass Sie nicht mehr erreichbar sind für
       rationale Argumente“, warf er der Alternative vor. Mit ihrer Hybris mache
       sie sich mitverantwortlich für eine mögliche Eskalationen der Lage.
       
       Einen „völlig falschen Zeitpunkt für politischen Klamauk“ unterstellte
       CDU-Fraktionschef Christian Hartmann der AfD. Die bestätigte ihn ungewollt
       und stimmte in Thüringer Täuschungsmanier zum Schluss der Debatte einem
       Entschließungsantrag der Linken zu.
       
       „Der dunkle Zauber des Populismus ist nichts weiter als Verweigerung“ sagte
       SPD-Fraktionschef Dirk Panter. Die AfD sei an Lügen und Infamie nicht zu
       überbieten, setzte Innenpolitiker Valentin Lippmann von den Bündnisgrünen
       noch eins drauf.
       
       Nicht zu überbieten war allerdings ein AfD-Antrag, den sie auf der
       ursprünglichen Tagesordnung belassen hatte. Darin fordert sie eine
       „unverzügliche Großübung“ der Bereitschaftspolizei an den sächsischen
       Außengrenzen möglichst unter Einbeziehung der polnischen und tschechischen
       Nachbarn, um eine „illegale und unkontrollierte Einreise“ zu verhindern.
       Corona hätte sich gefreut.
       
       18 Mar 2020
       
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