# taz.de -- Fake-Verfassungsschutz-Plakate in Berlin: Adbusting gegen Geheimdienst
       
       > Mit einer Adbusting-Aktion weisen Aktivist:innen auf die unrühmliche
       > Geschichte des Geheimdienstes hin. Anlass ist der Polizeikongress in
       > Berlin.
       
 (IMG) Bild: Mit Grüßen an die Sicherheitsbehörden: Pünktlich zum Polizeikongress 2020 hingen Adbusting-Plakate
       
       Berlin taz | Glaubt man dem Verfassungsschutz, dann muss [1][Adbusting],
       also das satirische Verfremden von Werbeplakaten zwecks Spaß oder Kritik an
       Kapitalismus und Sicherheitsbehörden, ziemlich gefährlich sein. Denn warum
       tauchen sonst [2][derartige Satire-Aktionen] im aktuellen
       Verfassungsschutzbericht als Aktionsform im Bereich „gewaltorientierter
       Linksextremismus“ auf? So hätten Linksextreme in Berlin anlässlich des
       Europäischen Polizeikongresses 2018 durch verfremdete Plakate gezielt
       versucht, „Polizeibehörden in der Öffentlichkeit zu diskreditieren“, und
       leisteten so Gewalt Vorschub, wie der Geheimdienst im Bericht insinuiert.
       
       Nun, derzeit halten sich anlässlich des diesjährigen Polizeikongress
       wiederum viele Chef:innen von Sicherheitsbehörden in Berlin auf. Und erneut
       gibt es eine extra auf dieses Event zugeschnittene klandestine
       Werbeattacke. Diesmal im Zentrum: das Bundesamt für Verfassungsschutz
       (BfV). So haben mutmaßliche Adbuster:innen laut einem Text auf Indymedia
       über 35 gefälschte Werbeplakate für das Bundesamt für Verfassungsschutz in
       Plakatkästen und an Bushaltestellen der Wall AG platziert.
       
       Seit Dienstagabend kursierende Fotos der Plakate erinnern an eine
       tatsächlich derzeit in U-Bahnen präsente Personalkampagne des
       Geheimdienstes. Auf dem zweiten Blick ist allerdings etwas faul: So steht
       unter dem offiziellen Banner des BfV etwa: „Rassismus schützen? Bewirb Dich
       beim Verfassungsschutz: Unsere Behörde wurde von Alt-Nazis gegründet. Diese
       autoritäre, rassistische und sexistische Kultur pflegen wir bis heute.
       Werde Spitzel/in.“ Oder: „Bock auf Männderbund? Bewirb Dich beim
       Verfassungsschutz: Leute bespitzeln, in Privatem von Anderen nach Belieben
       rumschnüffeln, staatliche Gewalt legitimieren.“ Und: „Willkürliche Gewalt
       schützen? Bewirb Dich beim Verfassungsschutz: Um Ausbeutung und
       Ungerechtigkeit zu erhalten, tun wir alles: Bespitzeln, Einschüchtern,
       Hetzen, beim Töten zusehen.“
       
       Unter einer verkürzten URL verweist das Plakat dann noch auf die größten
       Skandale der an Skandalen nicht armen [3][Geschichte des
       Inlandsgeheimdienstes]. Stichwort Alt-Nazis: Eine [4][historische
       Kommission zur Aufklärung] stellte 2011 zunächst „einen stark reduzierten
       Quellenbestand“ fest und konnte dann trotzdem bei mindestens 13 Prozent der
       Mitarbeiter:innen zwischen 1950 und 1975 einen NS-Hintergrund feststellen.
       
       Als Verfasser:in des Textes [5][auf Indymedia] ist ein Ministerium für
       Veralberung (BfV) angegeben. Zitiert wird dort auch eine mutmaßliche
       Adbusterin mit dem Namen Cora Maaßen: „Der Geheimdienst stellt in seinem
       Verfassungsschutzbericht die Aktionsform Adbusting auf eine Stufe mit
       Gewalt gegen Cops.“ Für diese nette PR wolle man sich revanchieren: „Der VS
       sagt in seinem Bericht, was er über Adbusting denkt. Da dachten wir uns,
       wir zeigen ihnen mal, was wir von ihnen denken“. Neben [6][Links] zu
       lesenswerten Blog-Einträgen wie dem NSU-Watchblog finden sich dort noch
       zehn Bilder von gebusteten Plakaten: Einige von ihnen hängen an durchaus
       prominenten Orten: Vor Bundestag, Hauptbahnhof und Breitscheidplatz.
       
       5 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Aktivist-ueber-Adbusting/!5499350
 (DIR) [2] /Gerichtsverfahren-in-Berlin/!5628524
 (DIR) [3] https://www.dw.com/de/der-verfassungsschutz-und-seine-skandale/a-45500690
 (DIR) [4] https://www.verfassungsschutz.de/de/das-bfv/geschichtsprojekt-bfv/zwischenergebnisse-2013-10
 (DIR) [5] https://de.indymedia.org/node/63532
 (DIR) [6] https://www.nsu-watch.info/tag/verfassungsschutz/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
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