# taz.de -- Anerkennung für NS-Opfergruppen: Ein Hauch von Aber
       
       > Wer von den Nazis als „Asozialer“ und „Berufsverbrecher“ in KZs gequält
       > wurde, soll als Opfer anerkannt werden.
       
 (IMG) Bild: 75 Jahre nach Kriegsende sind immer noch nicht alle Opfer des NS-Regimes anerkannt und entschädigt
       
       Niemand saß zu Recht in einem Konzentrationslager. Was sich wie eine
       demokratische, antifaschistische Selbstverständlichkeit liest, ist es in
       den aktuellen bundesdeutschen Verhältnissen leider nicht.
       
       Der Bundestag wird am Donnerstag beschließen, jene als Opfer des
       Nationalsozialismus anzuerkennen, die von den Nazis als [1][„Asoziale“] und
       „Berufsverbrecher“ [2][in den Konzentrationslagern] gequält und vernichtet
       wurden. Das ist 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz überfällig und
       notwendig. Nun gilt es, bis heute wirkmächtigen abwertenden Narrativen
       entgegenzuwirken. Die Große Koalition hat sich hierbei eine Initiative der
       Opposition zu eigen gemacht, um nicht der Opposition zustimmen zu müssen.
       
       Trotz aller Versuche kam es nicht zu einem gemeinsamen Antrag aller
       demokratischen Fraktionen. Das Scheitern liegt auch im
       Unvereinbarkeitsbeschluss der Unionsfraktion begründet, welcher eine
       Zusammenarbeit mit der Linken und der AfD gleichermaßen ausschließt. Zudem
       begleitete den vorangestellten Satz, dass niemand zu Recht in einem
       Konzentrationslager saß, ein Hauch von Aber. So ist aus Parlamentskreisen
       zu hören, dass es Bedenken bei manchen Unionsabgeordneten hinsichtlich der
       tatsächlichen kriminellen Vergangenheit bei den „Berufsverbrechern“ und
       einer Anerkennung ohne Wenn und Aber gegeben habe. Dass diese offenbar
       ausgeräumt wurden, ist bitter nötig.
       
       Mit der AfD sitzt allerdings der fraktionsgewordene
       [3][Geschichtsrevisionismus] im Bundestag. In der ersten Bundestagsdebatte
       war schon zu hören, wie AfD-Abgeordnete eine Teilschuld für die
       Inhaftierung im Konzentrationslager bei den Inhaftierten und ihrem
       Verhalten suchen wollen. Das ist unerträglich und menschenverachtend.
       
       Dass sich die demokratischen Fraktionen des Bundestags also nicht
       geschlossen für eine Anerkennung der fast vergessenen Opfer des
       Nationalsozialismus, gegen Geschichtsrevisionismus und alle Abers
       aussprechen, ist mehr als bedauerlich. Gerade hier wäre demokratische
       Einigkeit statt parteipolitisches Gegeneinander gefragt.
       
       13 Feb 2020
       
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