# taz.de -- Koalition in Spanien: Mut und Ausdauer
       
       > Die Neuwahlen, das Erstarken der rechtsextremen Vox hätten Spanien
       > erspart bleiben können. Jetzt muss das Linksbündnis auf vielen Ebenen
       > liefern.
       
 (IMG) Bild: So viel Einigkeit hätte man sich schon nach der Wahl im Frühjahr gewünscht
       
       War das wirklich alles nötig? Das ist die Frage, die sich nach der
       [1][überraschenden Einigung] der sozialistischen PSOE unter dem
       geschäftsführenden Ministerpräsident [2][Pedro Sánchez] und dem Chef der
       linksalternativen Unidas Podemos (UP) vielen in Spanien aufdrängt.
       
       Denn die Chance für eine solch fortschrittliche Koalition bestand bereits
       nach den Wahlen im April. Die beiden Parteien hatten damals zusammen sogar
       mehr Abgeordnete als jetzt. Doch sie [3][ließen die Zeit verstreichen],
       stritten sich, anstatt sich zu einigen. Wirklich verhandelt wurde nie.
       
       Sánchez blickte auf die Umfragen, die ihm irrtümlicherweise steigende Werte
       vorhersagten und provozierte die Neuwahlen vom vergangenen Sonntag. Der
       Frust bei der linken Wählerschaft war unübersehbar. Viele blieben den Urnen
       fern. Und was am schwersten wiegt: Es war eine zweite Chance für die
       rechtsextreme Vox, die im April erstmals ins Parlament eingezogen war und
       am vergangenen Sonntag sogar drittstärkste Partei wurde.
       
       All das hätte den Spaniern erspart bleiben können. Doch fehlte es sowohl
       Sánchez als auch Iglesias an Weitsicht. Sie pokerten und verloren dabei
       Stimmen. Es reicht jetzt immer noch, aber leichter wird es nicht.
       
       ## Echte Sozialpolitik und Handreichung an die Katalanen
       
       Denn mittlerweile hat sich – nach der Verurteilung von neun
       Unabhängigkeitspolitikern und -aktivisten – der Katalonienkonflikt noch
       verschärft. Und wenn sich katalanische und baskische Parteien nicht
       zumindest enthalten, wird das Duo Sánchez/ Iglesias nicht ins Amt kommen.
       
       Doch besser später als nie: Spanien braucht jetzt eine stabile Regierung,
       die auf die Katalanen zugeht, ihnen eine Lösung bietet. Nur so lässt sich
       der Teufelskreis, in dem sich der Konflikt seit über zwei Jahren bewegt,
       vielleicht doch noch auflösen. Und Spanien braucht auch – angesichts der
       sich abzeichnenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten – eine Sozialpolitik,
       die diesen Namen verdient.
       
       Der soziale Kahlschlag, den die Konservativen bis 2018 im Auftrag Brüssels
       durchgezogen haben, muss rückgängig gemacht werden. Denn nur so wird es,
       sollte sich der wirtschaftliche Abwärtstrend verschärfen, die Opfer der
       letzten Krise nicht noch härter treffen.
       
       Mut und Ausdauer ist mehr denn je gefragt, in einer Zeit, in der erstmals
       seit dem Übergang zur Demokratie in den 1970er Jahren die Anhänger der
       Franco- Diktatur wieder ihre Stimme aus dem Parlament heraus erheben.
       
       12 Nov 2019
       
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