# taz.de -- Belohnung für Rückkehrer: Zum Leben zu wenig
       
       > Das BAMF will Migranten mit Geld zur freiwilligen Rückkehr animieren. Wer
       > wirklich nach Hause geht, hat meist andere Gründe.
       
 (IMG) Bild: Migranten mit Koffern in der Aufnahmeeinrichtung Ingelheim
       
       Es ist gerade das große Ding in Sachen Migrationspolitik: die
       [1][„geförderte Rückkehr“] für abgelehnte Asylbewerber. Sie wird gepriesen
       als humane Alternative zur Abschiebung, wurde zwischenzeitlich promoted mit
       einer Werbekampagne, die nichts anderes als „Hau ab“ sagte – und ist
       zunehmend auch im Angebot für Menschen, die Europa noch gar nicht erreicht
       haben und sich unterwegs zur Umkehr bewegen lassen.
       
       Innenminister lieben sie. Denn mit ihr lassen sich Menschen loswerden, die
       man nicht im Land haben will, ohne dass aufwändige Abschiebungen nötig
       sind. In Deutschland ist die bekannteste Variante der „geförderten
       Rückkehr“ das 2017 gestartete Programm „Starthilfe Plus“. In den ersten
       beiden Jahren des Programms wurde Flüchtlingen der Verzicht auf ihre Rechte
       regelrecht abgekauft: Wer seinen Asylantrag gar nicht erst abgab, bekam
       1.200 Euro.
       
       Wer ausreist, ohne eine Ablehnung gerichtlich überprüfen zu lassen, bekam
       800 Euro. Seit 2019, immerhin, ist die Kopplung an den Asylstatus
       aufgehoben. Doch die Förderung bleibt weniger ein goldener Handschlag als
       vielmehr ein dürres Handgeld für das Ende vom Traum eines Lebens in Europa.
       Sie reicht nicht, um im Herkunftsland wieder Fuß zu fassen.
       
       Es gibt in Westafrika heute NGOs, die zwischen Migranten, deren Rückkehr
       von der IOM – mit europäischem Geld also – gefördert wurde, und deren
       Familien vermitteln. Denn die meist jungen Leute trauen sich teils nicht
       zurück in ihre Dörfer, weil sie die Schulden nicht bezahlen können, die sie
       für die Passage nach Europa aufgenommen haben. Die EU könnte höhere
       Rückkehrförderungen zahlen und würde immer noch Geld sparen. Denn
       Abschiebungen sind deutlich teurer.
       
       Frontex etwa kalkuliert mit im Schnitt 5.000 Euro, lässt aber durchaus auch
       mal 15.000 Euro pro Person springen, wie im August bei einem Sammelcharter
       ab Frankfurt nach Nigeria. Doch dass die Rückkehrförderungen Höhen
       erreichen, mit denen tatsächlich eine Perspektive im Herkunftsland drin
       wäre, ist unwahrscheinlich. Denn die Rückkehrhilfe ist Teil eines
       Abschottungssystems. Und als solcher soll sie niedrig bleiben, um keine
       Anreize zu bieten, nach Europa zu kommen.
       
       Die Folgen sind in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Bundesamts
       für Migration und Flüchtlinge nachzulesen: Durchschnittlich acht Monate
       nach der Rückkehr konnten nur etwa jeder siebte Teilnehmer von „Starthilfe
       Plus“ im Herkunftsland ein Einkommen erzielen, von dem er leben kann. Und
       so schlossen zwei von drei Befragten eine erneute Wanderung nicht aus.
       
       21 Nov 2019
       
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