# taz.de -- Billigentsorgung von Atommüll: Urencos Uranabfall für Nowouralsk
       
       > Demonstranten protestieren gegen den Transport von Uranabfall aus Gronau.
       > Russische Aktivisten bezeichnen die Lieferung als „unmoralisch und
       > zynisch“.
       
 (IMG) Bild: Proteste im westfälischen Gronau gegen Atommülltransporte nach Russland
       
       Gronau taz | Die Anti-Atom-Bewegung verstärkt ihre Proteste gegen die
       [1][laufenden Atommülllieferungen] aus Deutschlands einziger
       Urananreicherungsanlage (UAA) im nordrhein-westfälischen Gronau nach
       Russland. Ein weiterer Transport mit hochgiftigem und radioaktivem
       Uranhexafluorid (UF6) durch die UAA-Betreiberfirma Urenco wird trotz eines
       Weltkriegsbombenfunds an der Bahnstrecke schon an diesem Montag erwartet.
       Dagegen sind Demonstrationen und Mahnwachen in Gronau und an Bahnhöfen
       entlang der Transportroute angekündigt – etwa in Münster, Hamm und
       Enschede.
       
       Urenco hat eingeräumt, 6.000 Tonnen UF6 aus Deutschland nach Russland
       liefern zu wollen. Folgen könnten 6.000 Tonnen aus Anlagen des
       deutsch-britisch-niederländischen Joint Venture, dessen Gronauer Anlage
       weltweit Dutzende AKWs mit Brennstoff beliefert und trotz Atomausstieg eine
       unbefristete Betriebsgenehmigung hat. Auch sei das Uranhexafluorid [2][kein
       Atommüll, sondern „Wertstoff“] – schließlich soll ein geringer Teil des
       Materials angereichert und nach Deutschland zurückgebracht werden.
       
       „Urenco ist nicht willens, den eigenen Atommüll in Deutschland sicher zu
       entsorgen – und täuscht die Öffentlichkeit“, hält die Europa-Vorsitzende
       der Ärzte-Organisation IPPNW, Angelika Claussen, dagegen.
       
       Massive Kritik kommt auch aus Russland. „Unmoralisch und zynisch“ seien die
       Transporte, sagte Wladimir Sliwjak von der russischen Umweltorganisation
       Ecodefense bei einer Demonstration am Sonntag vor der UAA in Gronau.
       Angesichts der ungeklärten Endlagerfrage versuche Urenco, die Reste aus der
       Brennstoffproduktion „billigst zu entsorgen“. Ziel der Transporte ist eine
       Anlage des russischen Atomkonzerns Rosatom in Nowouralsk, bekannt für die
       Produktion von hochangereichertem Uran für Atomwaffen.
       „[3][Uranhexafluorid] ist kein Wertstoff, sondern Müll“, rief Slivyak:
       „Warum sonst sollte Urenco Rosatom bezahlen – und nicht umgekehrt?“
       
       ## Behälter rosten unter freiem Himmel
       
       Rosatom sei unfähig, UF6 sicher zu verwerten, kritisierte in Gronau Raschid
       Alimow von Greenpeace Russland. Dort habe die Atomindustrie mehr als eine
       Million Tonnen des Materials angehäuft. Deren Umwandlung in weniger
       gefährliches Uranoxid – UF6 wird beim Kontakt mit Luft zu hochgiftiger,
       tödlicher Flusssäure – solle laut Rosatom frühestens 2080 abgeschlossen
       sein.
       
       Schon vor mehr als zehn Jahren hatten russische Umweltschützer öffentlich
       gemacht, dass UF6-Behälter unter freiem Himmel vor sich hin rosteten.
       Urenco hatte seine Transporte nach Russland daraufhin vorübergehend
       eingestellt. „Geändert hat sich bis heute nichts“, klagte Alimow.
       
       Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag,
       fordert die Schließung der Gronauer UAA. Auch der
       Linken-Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel spricht von „Billigentsorgung
       von Atommüll“. Von dem gelieferten UF6 ist bisher offenbar noch kein Gramm
       wiederverwertet worden. „Derzeit“, heißt es in einem von Zdebel
       angeforderten Bericht des Bundesumweltministeriums, sei „noch keine
       Rücklieferung erfolgt“.
       
       17 Nov 2019
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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