# taz.de -- Stromnetz-Rekommunalisierung in Berlin: Einfach den Stecker ziehen
       
       > Seit März ist klar: Berlins Stromnetz wird wieder rekommunalisiert. Doch
       > der bisherige Betreiber Vattenfall zögert die Übergabe mit Klagen hinaus.
       
 (IMG) Bild: Klagt gerne, klagt viel: Energieriese Vattenfall
       
       Ob nun die Eröffnung eines Flughafens, ein Termin beim Bürgeramt oder die
       Sanierung einer Hauptverkehrsstraße – in Berlin ziehen sich Dinge oft
       jahrelang hin. Eine Dauerbaustelle ist auch die Neuvergabe der Konzession
       für das Berliner Stromnetz. Das befindet sich nämlich noch in der Hand des
       schwedischen Energieriesen Vattenfall. Berlin bemüht sich schon seit 2011,
       das 1997 privatisierte Netz wieder unter landeseigene Kontrolle zu
       bekommen. Doch in diesem Fall liegt die Verzögerung nicht an ineffizienter
       Verwaltung, sondern an Vattenfalls Klagefreude.
       
       Der Großkonzern lässt nämlich kein rechtsstaatliches Mittel aus, um den
       Prozess der Rekommunalisierung zu torpedieren. Offiziell lief die letzte
       Konzession 2014 aus. Die Vergabe der Nachfolge zog sich aber bis zum
       vergangenen März hin, unter anderem, weil Vattenfall [1][Beschwerde gegen
       die Kriterien des Verfahrens] einlegte. Die war zwar erfolglos, aber das
       hielt den Konzern nicht davon ab, im Juli erneut zu klagen – diesmal gegen
       die Entscheidung, die Konzession an den Landesbetrieb Berlin Energie zu
       vergeben. Das Urteil des Gerichts wird am Donnerstag erwartet.
       Wahrscheinlich wird auch diese Klage scheitern, aber bis die Sache in der
       letzten Instanz angekommen ist, kann es noch eine Weile dauern. Bis dahin
       betreibt Vattenfall das Stromnetz kommissarisch und macht weiter Gewinn.
       
       Die Aktivist*innen vom Berliner Energietisch, einem zivilgesellschaftlichen
       Bündnis, das schon 2013 einen [2][Volksentscheid] zur Rekommunalisierung
       initiierte, wollen diese rechtlich zwar korrekte, aber moralisch
       zweifelhafte Verzögerungstaktik nicht hinnehmen. Mit einer Protestaktion am
       Dienstagmorgen vor dem Roten Rathaus wollen sie Druck auf den
       Energiekonzern aufbauen. „Wir fordern Vattenfall auf, die Entscheidung des
       Senats zu akzeptieren“, sagt Jens Martin Rode vom Bündnis.
       
       Dabei ziehen die Aktivist*innen einen überdimensionierten Stromstecker aus
       einer mit „Vattenfall“ beschrifteten Papp-Steckdose. „Man muss nicht
       warten, bis die Gerichtsurteile gefallen sind“, erläutert Rode: „Kündigen
       Sie Ihren Vertrag zu Hause.“ Zum Energienetz gehören nämlich nicht nur
       Kabel, Umspannwerke und Netzstationen, sondern auch das Endkundengeschäft.
       Wer in Berlin eine Wohnung bezieht, bekommt zunächst einmal Strom von
       Vattenfall. „Es gibt viele bessere Alternativen“, so Rode, die ökologischer
       und günstiger seien. So könne jeder Stromkunde mithelfen, Druck aufzubauen.
       
       15 Oct 2019
       
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