# taz.de -- Folge des niederländischen Kolonialismus: Flaggenstreit löst Randale aus
       
       > Unruhen in der indonesischen Provinz Westpapua werden offenbar von
       > Übergriffen und Rassismus der Polizei ausgelöst.
       
 (IMG) Bild: Papuas fordern am Montag in Manokwari ein Ende von Einschüchterung und Rassismus
       
       BERLIN taz | Dicke Rauchwolken hingen am Montagmorgen über der Stadt
       Manokwari im fernen Osten Indonesiens. In der Hauptstadt der Provinz
       Westpapua hatten Demonstranten das Gebäude des Provinzparlaments, Fahrzeuge
       und Autoreifen in Brand gesteckt. Sie hatten zuvor gegen die Behandlung von
       Studenten aus Papua durch indonesische Polizisten in der javanischen
       Großtstadt Surabaya demonstriert. Nach einem Treffen mit dem
       Provinzgouverneur geriet der Protest außer Kontrolle.
       
       Hintergrund der Spannungen ist ein Jahrzehnte andauernder Konflikt um den
       Status der Region Papua. Das einstige Irian Jaya bildet den Westteil der
       Insel Neuguinea. So soll bei den Protesten auch die verbotene sogenannte
       Morgensternflagge gezeigt worden sein. Sie gilt als Symbol der
       Unabhängigkeitsbewegung der Papuas. Sie öffentlich zu zeigen wird von
       Indonesiens Justiz mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft.
       
       In Surabaya hatte die Polizei am Samstag, dem indonesischen
       Unabhängigkeitstag, 43 Studenten aus Papua festgenommen. Ihnen wurde
       vorgeworfen, eine indonesische Nationalflagge, die vor ihrem
       Studentenwohnheim hing, abgerissen und beschmutzt zu haben. Bereits am
       Freitag soll sich deshalb ein nationalistischer Mob vor dem Gebäude
       gebildet und zum Lynchen der Studenten aus Papua aufgerufen haben.
       
       Bevor die Polizei am Samstag in das Gebäude eindrang, beschoss sie es mit
       Tränengas. Die festgenommenen Studenten wurden zwar inzwischen wieder
       freigelassen. Doch sollen sie zuvor rassistisch beschimpft und behandelt
       worden sein. So sollen sie unter anderem von der Polizei als „Affen“
       bezeichnet worden sein.
       
       ## Papuas wehren sich gegen indonesischen Rassismus
       
       Die traditionellen Bewohner Papuas sind melanesischen Ursprungs und oft
       Christen, während die meisten Indonesier ethnische Malaien und muslimisch
       sind. Rassismus gegenüber Papuas ist in Indonesien verbreitet, wie die
       Autorin Evi Mariani am Montag in der Jakarta Post beklagte.
       
       Westpapua und die Nachbarprovinz Papua, in deren Hauptstadt Jayapura
       gestern ebenfalls Proteste stattfanden, sind trotz großer Bodenschätze die
       ärmsten Provinzen Indonesiens. In der Region wurden in den letzten
       Jahrzehnten gezielt Indonesier aus Java und anderen zentralen Inseln
       angesiedelt, auch mit dem Ziel, die Regionen enger an Indonesien zu binden.
       
       Der immer wieder aufflammende Konflikt ist ein Relikt der niederländischen
       Kolonialzeit. Die endete in Indonesien endgültig 1949, in Papua erst 1962.
       Danach besetzte Indonesien die Region und unterdrückte die
       Unabhängigkeitsbewegung. Die UNO gab nach dem Versprechen einer
       Volksabstimmung über den künftigen Status klein bei. Jakarta ließ 1969 aber
       nur rund eintausend Stammesführer abstimmen. Die wurden so massiv unter
       Druck gesetzt, dass die Abstimmung zugunsten Indonesiens ausfiel.
       
       ## Ein „schwarzes Loch bei den Menschenrechten“
       
       Viele Papuas wollen das bis heute nicht akzeptieren, zumal Indonesiens
       Militär und Polizei dort mit harter Hand agieren. „Papua ist eines von
       Indonesiens schwarzen Löcher bei den Menschenrechten,“ erklärte die
       Menschenrechtsorganisation amnesty international im vergangenen Jahr.
       
       Eine kleine und nur schlecht bewaffnete militärische Widerstandsbewegung
       kann der massiven Übermacht Indonesiens nichts entgegensetzen.
       
       Vom großflächigen Ressourcenabbau (darunter Kupfer und Gold) indonesischer
       und internationaler Konzerne hat Papua vor allem die massiven
       Umweltzerstörungen, aber kaum wirtschaftliche Vorteile.
       
       19 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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