# taz.de -- In Indonesien demonstrieren Papuas: Internetblockade gegen Unruhen
       
       > Im Osten Indonesiens gehen Tausende gegen Rassismus und für
       > Selbstbestimmung auf die Straße. Die Regierung schickt Polizisten und
       > Soldaten.
       
 (IMG) Bild: Papuas demonstrieren am Donnerstag auch in Jakarta mit den Farben der Unabhängigkeitsbewegung
       
       Berlin taz | Seit Mittwoch lässt Indonesiens Regierung in den beiden
       östlichsten Provinzen des Landes das Internet blockieren. Auch wurden den
       beiden Provinzen Papua und Westpapua die Polizei und das Militär verstärkt.
       
       Schon zuvor soll dort der Datenverkehr eingeschränkt worden sein. Der
       Anlass sind Unruhen und Proteste in mehreren Städten der Region. „Damit
       wollen wir die Verbreitung von Gerüchten eindämmen und so Menschen davon
       abhalten, provokative Nachrichten zu teilen, die zu ethnischem Hass führen
       können“, sagt der Sprecher des Kommunikationsministeriums, Ferdinandus
       Setu.
       
       Seit Anfang der Woche demonstrieren in Papua Tausende Menschen aus der
       lokalen ethnisch-melanesischen Bevölkerung gegen Übergriffe gegenüber
       Studenten aus Papua und gegen Beleidigungen durch indonesische Polizisten.
       
       Am Samstag, dem indonesischen Nationalfeiertag, waren in Surabaya, der
       zweitgrößten Stadt des Landes, 43 Studenten aus Papua vorübergehend
       festgenommen worden. Ihnen hatte ein mutmaßlich von Islamisten
       aufgestachelter Mob vorgeworfen, eine indonesische Nationalflagge in den
       Dreck geworfen zu haben.
       
       ## Papuas angeblich als Affen bezeichnet
       
       Bei der anschließenden Razzia soll die Polizei rabiat und rassistisch gegen
       die Studenen vorgegangen sein. So soll sie Tränengas in deren
       Studentenwohnheim geschossen und die Studenten als Affen, Hunde und
       Schweine beschimpft haben.
       
       Viele Papuas sind die alltäglichen Beleidigungen – hauptsächlich durch
       ethnische Javaner – leid und fordern größere politische Selbstbestimmung.
       Am Montag bildeten sich deshalb in Indonesiens östlichster Region, die den
       Westteil der Insel Neuguinea ausmacht, spontane Demonstrationen. Dabei
       wurde auch die sogenannte Morgensternflagge gezeigt, ein verbotenes Symbol
       der Unabhängigkeitsbewegung der Papuas.
       
       In Manokwari, der Hauptstadt der Provinz Westpapua, zündeten Demonstranten
       das Gebäude des Provinzparlamentes an. In der Stadt Sorong wurde das
       Gefängnis in Brand gesetzt, worauf 258 Insassen fliehen konnten.
       
       ## 34 Festnahmen in Timika
       
       Nachdem sich die Lage am Dienstag etwas beruhigt hatte, eskalierten die
       Proteste am Mittwoch erneut. In Fakfak wurde der Markt angezündet. In der
       Stadt Timika nahe der weltgrößten Gold- und Kupfermine Grasberg wurden 34
       Personen festgenommen. In Nabire und Yahukimo sollen die Proteste dagegen
       friedlich geblieben sein.
       
       Indonesiens Sicherheitsminister Wiranto, der wie viele Indonesier nur einen
       Namen hat, verstärkte in der Region die Polizei um 1.000 und das Militär um
       300 Personen. Er selbst flog am Mittwoch zusammen mit dem indonesischen
       Polizeichef in die Region. Inzwischen gibt es bereits Berichte über mehrere
       Tränengaseinsätze und Festnahmen.
       
       Am Donnerstag gab es auch auf der indonesischen Hauptinsel Java friedliche
       Proteste von Papuas, so in der Hauptstadt Jakarta und im Bogor.
       
       Spätestens seitdem Indonesien 1969 das bis dahin von den Niederlanden
       verwaltete Gebiet nach einer manipulierten Abstimmung von Stammesführern
       annektierte, kommt es dort immer wieder zu Unruhen mit dem Ziel größerer
       Selbstverwaltung bis hin zur Unabhängigkeit.
       
       ## Proteste werden schnell unterdrückt
       
       Hierfür kämpft auch eine kleine, schlecht bewaffnete Guerilla. Sie liefert
       zugleich Jakartas Truppen den Vorwurf, jeden legitimen Protest sofort
       brutal zu unterdrücken.
       
       Der seit 2014 amtierende indonesische Präsident Joko Widodo versucht, die
       rohstoffreiche Region, deren Bewohner überwiegend in Armut leben, über
       Infrastrukturprogramme zu entwickeln und so der Unabhängigkeitsbewegung den
       Wind aus den Segeln zu nehmen.
       
       Doch viele Papuas fürchten, dass ihre Heimat so erst recht für die
       Ausbeutung durch indonesischen und globale Konzerne geöffnet wird. Im
       letzten November starben 17 Bauarbeiter bei einem mutmaßlichen Überfall
       bewaffneter Separatisten.
       
       23 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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