# taz.de -- Rassismus in Sachsen: Die Machete des Thomas F.
       
       > In Dresden greift ein Mann seine libyschen Nachbarn an. Ein Video aus der
       > Opferperspektive zeigt die Attacke.
       
 (IMG) Bild: Die Libyer zeigen das Video, mit dem sie den Angriff dokumentiert haben
       
       Dresden taz | Thomas F. steht im Flur vor der Tür seiner libyschen
       Nachbarn. „Du verstehst ja meine Sprache nicht, du kommst ja aus
       Kanakenland“, sagt er. Und: „Ich mach’ dich kalt.“ Dann schiebt er die
       lange Klinge einer Machete durch die zerbrochene Scheibe der Wohnungstür.
       [1][Diese Szene spielte sich vergangene Woche in Dresden-Übigau ab.] Aus
       dem Inneren der Wohnung filmte Ibrahim* den Angriff. Der taz gab er zwei
       kurze Videos. Was sie dokumentieren, ist schwer auszuhalten. Im zweiten
       Video sieht man Flammen an der Wohnungstür. Die taz veröffentlicht nun
       Teile der Videos.
       
       Die Liste von rechten Übergriffen auf MigrantInnen, Linke und Menschen
       jüdischen Glaubens ist lang: Allein im letzten Jahr zählten die
       Opferberatungsstellen in Sachsen 317 rechtsmotivierte und rassistische
       Angriffe. Nur selten gibt es Videomaterial von solchen Taten, erst recht
       nicht aus der Opferperspektive. Letztes Jahr ging eine kurze Sequenz viral:
       In Chemnitz jagten mutmaßliche Rechtsextremisten MigrantInnen hinterher.
       Das Video stammt nicht von den Verfolgten, sondern aus dem Umfeld der
       Verfolger. Bei den Videos von Ibrahim ist das anders. Er hat sie auch
       aufgenommen, um zu dokumentieren, was ihm widerfährt.
       
       Der Angreifer, Thomas F., ist ein Mann mit SS-Tattoos. Auf die Wohnung von
       Ibrahim malte er ein Hakenkreuz. Im Gespräch mit der taz beschwert er sich,
       dass ihn die Medien in die rechte Ecke stellen würden. Er präsentiert sich
       als Aussteiger aus der rechten Szene. Aus seiner Freien Kameradschaft sei
       er nach vier Jahren ausgestiegen, als er merkte, dass die anderen nur „dumm
       schwatzen“, und dann „zum Döner gehen“.
       
       [2][Den zwei Reportern der taz, die den Tatort aufsuchen, zeigt sich ein
       düsteres Bild]: Viele Nachbarn äußern Verständnis für den rassistischen
       Übergriff. Einige behaupten, dass die Libyer manchmal laut seien, auch
       Thomas F. gibt das als Motiv an. „Nee, er kann gar nichts dafür“, sagt ein
       Nachbar, „er hat das angekündigt.“ Der Angriff mit Hakenkreuz und Machete
       klingt hier wie ein ganz gewöhnlicher Nachbarschaftsstreit.
       
       Wir zeigen mit dem Video, dass das nicht stimmt. Stattdessen handelt es
       sich um einen rassistischen Angriff. Die Bilder können verstörend wirken.
       Wir finden es dennoch wichtig, zu zeigen, wie solche Attacken aussehen
       können. Auch, weil es in der Nachbarschaft – und nun auch in den sozialen
       Medien – Menschen gibt, die Verständnis für den Täter zeigen.
       
       *Namen auf Wunsch geändert
       
       26 Jul 2019
       
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