# taz.de -- UN-Friedenstruppe in Somalia: Somalias Shabaab auf Taliban-Pfad
       
       > Nur Gespräche können Somalia befrieden. Amisom, die weltweit zweitgrößte
       > internationale Friedenstruppe mit UN-Mandat, ist gescheitert.
       
 (IMG) Bild: Amisom, der Eingreiftruppe der Afrikanischen Union (AU) hier in Mogadischu
       
       Brüssel taz | Was geschieht mit der glücklosen Amisom, der Eingreiftruppe
       der [1][Afrikanischen Union (AU)] in Somalia? Parallel zum laufenden
       AU-Sondergipfel in Niger haben die Amisom-Kommandanten in Somalias
       Hauptstadt Mogadischu ein Krisentreffen zur Einleitung ihrer „Exit
       Strategy“ abgehalten.
       
       „Wir haben uns zu gewissen Operationen verpflichtet, und es ist wichtig,
       dass wir Ergebnisse dieser Operationen sehen“, sagtƒe der zuständige
       AU-Sonderbeauftragte Francisco Madeira nach einem Bericht der ugandischen
       Zeitung New Vision zu Beginn des dreitägigen Treffens am Freitag. Uganda
       ist der größte Truppensteller der derzeit von Äthiopien geführten, 19.500
       Mann starken Truppe, die Somalias international anerkannte Regierung gegen
       die islamistischen Shabaab-Rebellen schützen soll.
       
       Als Amisom 2007 unter ugandischer Führung entstand, bezeichnete ein
       ugandischer General das Unterfangen bereits als „Mission Impossible“. Sie
       ist die weltweit zweitgrößte internationale Friedenstruppe mit UN-Mandat
       und diejenige mit dem höchsten Blutzoll: über 1.700 Gefallene, so der
       britische Politologe und Autor Paul Williams. Die Zukunft der vornehmlich
       von der EU finanzierten Mission ist unsicher, denn ihre Errungenschaften
       sind zweifelhaft.
       
       Die [2][Shabaab-Milizen] hätten seit 2016 wieder an Terrain gewonnen,
       erfuhren EU-Militärexperten neulich bei einer Tagung in Brüssel.
       US-Luftangriffe auf Shabaab-Ziele in ländlichen Gebieten hätten die
       Islamisten dazu bewogen, ihre Angriffe auf Mogadischu zu intensivieren. Ein
       Anschlag auf ein Hotel in Kenias Hauptstadt Nairobi und die Ermordung des
       Hafendirektors von Bosasso, Hauptstadt der autonomen Region Puntland,
       zeugten von der Schlagkraft der Miliz.
       
       ## Zu wenig Koordination
       
       Der Brite Williams hält einen militärischen Sieg über die Shabaab für
       unmöglich. Auf lange Sicht müsse es Verhandlungen geben, so wie die USA sie
       mit Afghanistans Taliban führen – aber europäische Diplomaten hätten keine
       Kontakte zu den Shabaab. Und die wollen nicht verhandeln, weil Somalias
       Präsident [3][Mohamed Abdullahi] Mohamed sehr schwach ist. Die Shabaab
       pflegen das Image einer nationalen Widerstandsbewegung gegen die Nachbarn
       Äthiopien und Kenia und die von diesen gestützte Regierung in Mogadischu.
       
       Es besteht zu wenig Koordination zwischen den USA und Amisom, hörten die
       Militärexperten, und die afrikanische Truppe verfüge weder über eine
       Luftwaffe noch über eigene schnelle Eingreifkapazitäten. Die
       EU-Finanzierung für Amisom – sie dient vor allem dazu, die Soldaten zu
       bezahlen – wurde im Jahr 2016 um ein Fünftel gekürzt und das Geld in den
       Aufbau einer somalischen Regierungsarmee gesteckt.
       
       Diese Somalia National Army (SNA) aber hat noch kaum etwas geleistet und
       Somalias Politiker sind sich uneins darüber, was sie tun soll. Lediglich im
       Shebelle-Flusstal, wo US-ausgebildete SNA-Kontingente mit
       US-Luftunterstützung im Einsatz sind, seien Erfolge sichtbar.
       
       ## Amisom regelmäßig Ziel von Anschlägen
       
       Kann die Amisom etwas verbessern? Wohl kaum in ihrer jetzigen Struktur. Die
       einzelnen nationalen Kontingente stehen unter nationalem Kommando, nicht
       unter dem der Amisom. Ihre Konvois werden systematisch Ziel von Anschlägen,
       ihre Kontingente kommunizieren nicht.
       
       Uganda, aus eigener Sicht Führungsnation der Amisom, will die Hauptstadt
       Mogadischu allein kontrollieren und schickt die Burunder, die schlechter
       ausgerüstet sind, in den Busch, wo sie Ziele von Anschlägen werden – im
       April entgingen 200 burundische Soldaten nur knapp einer Bombe, die im
       Radiogerät ihres somalischen Übersetzers versteckt war und die zufällig in
       einem UN-Flugzeug entdeckt wurde.
       
       Ebenso verfahren die Kenianer in der südsomalischen Hafenstadt Kismayo.
       Niemand in Somalia will das Amisom-Kontingent aus Äthiopien, dem
       historischen Erzfeind, bei sich haben, und die Soldaten aus Dschibuti
       weigern sich zu kämpfen.
       
       8 Jul 2019
       
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