# taz.de -- Von Islamisten entführte Italienerin: Pizza für Silvia „Aisha“ Romano
       
       > Eine italienische Entwicklungshelferin ist nach 18 Monaten Gefangenschaft
       > zurück in ihrer Heimat – und zum Islam konvertiert. Einige kritisieren
       > das.
       
 (IMG) Bild: Anderthalb Jahre war Silvia Romano in der Gewalt von Islamisten
       
       ROM taz | „Eine Pizza“ – dies war der erste Wunsch, den Silvia Romano
       äußerte, als sie in der italienischen Botschaft in Mogadischu eintraf. Fast
       18 Monate hatte die 25-jährige Mailänderin, die am 20. November 2018 in
       Kenia entführt worden war, in der Geiselhaft der somalischen Al
       Shabaab-Miliz verbracht, ehe sie in der Nacht auf Samstag endlich
       freigelassen wurde.
       
       Die [1][TV-Nachrichten aller Kanäle] machten dann mit den Bildern ihrer
       Ankunft auf dem römischen Flughafen Ciampino auf, empfangen vom
       Ministerpräsidenten Giuseppe Conte, von Außenminister Luigi Di Maio und
       natürlich von ihrer Familie. Die Bilder zeigten eine junge Frau, die sich
       verändert hatte.
       
       Auf den letzten Fotos vor ihrer Entführung ist sie im afrikanischen Gewand
       zu sehen, in dem Dorf Chakama westlich von Malindi, in das sie für die
       kleine italienische Organisation [2][Africa Milele] gegangen war, fröhlich
       lachend, die langen braunen Haare zusammengesteckt, und genauso wie die sie
       umgebenden Kinder die Backen, Nase und Stirn mit Gesichtsfarbe bemalt.
       
       Als sie aus dem Flugzeug stieg und sich kurz die Atemschutzmaske
       herunterzog, konnte man sehen: Das Lachen ist ihr geblieben. Doch ihre
       Haare verschwanden unter einem Schleier, und sie war in ein hellgrünes
       langes Gewand gehüllt, als sichtbares Zeichen ihrer Konversion zum Islam.
       
       ## Auf kilometerlangen Märschen
       
       Zum Zeitpunkt ihrer Entführung weilte Romano erst seit wenigen Wochen in
       Kenia, es war ihr zweiter Einsatz für Africa Milele vor Ort. Im Februar
       2018 hatte sie ihr Studium als „Sprachmittlerin für Sicherheit und sozialen
       Schutz“ – so der Titel des Studiengangs – abgeschlossen. Zugleich hatte sie
       als Trainerin in Mailänder Fitnessstudios gearbeitet, in Gymnastikkursen
       für Kinder, um die sie sich auch in Sommercamps kümmerte.
       
       Auf Facebook hatte sie das Motto gepostet: „Man überlebt von dem, was man
       empfängt, doch man lebt von dem, was man gibt“, und ihre
       Uni-Abschlussarbeit hatte sie über Menschenhandel geschrieben – nicht
       ahnend, dass auch sie zu dessen Objekt werden sollte.
       
       Am 20. November 2018 tauchten drei Männer in dem kenianischen Dorf auf, ihr
       Anführer ein Somalier, und verschleppten die junge Frau. Zunächst auf dem
       Motorrad, dann zu Fuß auf kilometerlangen Märschen, manchmal auch in einem
       Auto tritt sie ihre unfreiwillige Reise Richtung Somalia an, wie sie nach
       ihrer Freilassung berichten wird.
       
       Mehrere Bewacherteams hätten einander abgelöst, sagt sie aus. Gewalt sie
       ihr nie angetan worden, ungefesselt wurde sie festgehalten. Zweimal während
       der langen Gefangenschaft ist sie an Malaria erkrankt, die Wächter hätten
       alles für ihre Gesundung getan, berichtete Romano in ihrer ersten Anhörung
       in Italien.
       
       ## Aus Silvia wird Aisha
       
       Auch ihr Wunsch, einmal einen Teller Spaghetti zu essen, sei ihr erfüllt
       worden. Wenn sie keine Fluchtversuche unternehme, werde ihr nichts zustoßen
       – dies sei die Ansage der Al Shabaab-Leute gewesen, die offenbar von Anfang
       an auf ein Lösegeld zielten.
       
       Und auf ihren Wunsch habe sie Bücher erhalten, unter ihnen der Koran.
       Dessen Lektüre habe sie dann zur Konversion bewogen, die vollkommen
       freiwillig erfolgt sei; Silvia nennt sich nunmehr Aisha.
       
       Dies ebenso wie die Tatsache, dass Italien zwischen zwei und vier Millionen
       Euro Lösegeld gezahlt haben soll, sorgt in den Social media für reichlich
       gehässige Kommentare von rechts. Vorne mit dabei ist der prominente
       Journalist Alessandro Sallusti.
       
       [3][In seinem Tweet] heißt es zu Silvia Romanos Erscheinen im langen grünen
       Kleid: „Das ist so, als wenn man einen Gefangenen aus einem KZ zurückkehren
       sieht, der voller Stolz als Nazi gekleidet ist“. In ihrem Stadtviertel in
       Mailand organisierten die Nachbarn dagegen ein Fest, Corona-bedingt von den
       Balkonen herunter.
       
       11 May 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2020/05/tag-Siliva-Romano-1f8d6b2f-c507-4bf3-b5b4-d456b40ce692.html
 (DIR) [2] https://www.africamilele.org/
 (DIR) [3] https://twitter.com/alesallusti/status/1259463370262097920?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1259463370262097920&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.giornalettismo.com%2Fsallusti-su-silvia-romano%2F
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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