# taz.de -- Pfefferspray im Eisenbahnwaggon: St. Pauli zeigt Polizei an
       
       > Bei einer Fahrt nach Bielefeld wurden Fans des FC St. Pauli am Bahnhof
       > und im Stadion von der Polizei drangsaliert. Der Verein hat Strafanzeige
       > gestellt.
       
 (IMG) Bild: Ziemlich leere Ränge: Viele St.Pauli-Fans kamen gar nicht in Bielefeld an.
       
       Hamburg taz | Der FC St. Pauli hat wegen eines Polizeieinsatzes gegen seine
       Fans bei der Bielefelder Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen die
       polizeiliche Einsatzleitung gestellt. [1][Das gab der Verein am Mittwoch
       bekannt]. Er wirft der Einsatzleitung Freiheitsberaubung und Nötigung vor.
       
       Schon kurz nach dem Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld am 4. November 2018
       hatten der FC St. Pauli, der Fanladen und die Braun-Weiße Hilfe das
       Vorgehen der Polizei kritisiert. [2][Der Verein hatte angekündigt, die
       Vorfälle juristisch prüfen zu lassen].
       
       Jetzt liegt eine 21-seitige [3][gutachterliche Stellungnahme] einer
       Rechtsanwaltskanzlei aus St. Pauli vor. Grundlage für das Gutachten waren
       neben der Pressemitteilung der Bundespolizei auch im Internet zugängliche
       Quellen. Im Mittelpunkt standen aber 81 Gedächtnisprotokolle betroffener
       Fans.
       
       Schon auf der Zugfahrt nach Bielefeld setzte die Polizei demnach in den
       geschlossenen Waggons Pfefferspray und Schlagstöcke gegen
       St.-Pauli-Anhänger ein. Fans berichten, das sei wahllos und ohne Vorwarnung
       geschehen. In der Pressemitteilung der Bundespolizei heißt es, es habe
       Provokationen und Angriffe mit PVC-Stangen auf Beamt*innen gegeben.
       
       ## Freiheitsberaubung und Nötigung
       
       Gegenstand der Strafanzeige wegen Freiheitsberaubung und Nötigung sind laut
       FC St. Pauli die Einkesselung von Fans am Bielefelder Bahnhof und die
       Vorkommnisse im Stadion. In Bielefeld angekommen, wurden etwa 250
       St.-Pauli-Anhänger*innen eingekesselt, darunter sollen auch Minderjährige
       gewesen sein.
       
       Die Polizei wollte Personenkontrollen durchführen, weil auf der Zugfahrt
       Straftaten begangen worden sein sollen. Laut Gutachten sind dem Fanladen
       St. Pauli zehn Personen bekannt, gegen die Ermittlungsverfahren eingeleitet
       wurden.
       
       Laut Augenzeug*innenberichten wurde den Eingekesselten bis zu sechs
       Stunden lang verboten, auf die Toilette zu gehen oder sich etwas zu Essen
       zu kaufen. Laut Gutachten stellt das eine Freiheitsentziehung dar, auch
       weil – bis die Fans um etwa 19.30 Uhr wieder nach Hamburg abreisten – kein
       Richter das Festhalten genehmigt hatte.
       
       Wer sich kontrollieren ließ, durfte aber auch nicht unbedingt weiter
       Richtung Stadion gehen. Einige Anhänger*innen wurden laut Gutachten einfach
       in einen zweiten Kessel geleitet. Den durften sie zwar verlassen, um zur
       Toilette zu gehen, ansonsten mussten sie aber warten, bis sie am Abend
       wieder zum Zug Richtung Hamburg geleitet wurden.
       
       Auch im Stadion wurden die St.-Pauli-Fans festgehalten. Sie durften den
       Gästeblock während des gesamten Spiels nicht verlassen. Die Jurist*innen
       sagen, dass auch das rechtswidrig war. Demnach hätten nicht alle Personen
       festgehalten werden dürfen, selbst wenn für einzelne eine Gefahrenprognose
       bestanden habe.
       
       ## Klares Zeichen für Fußballfans
       
       Für die Vereinsführung des FC St. Pauli hat sich aus dem Gutachten das Bild
       ergeben, dass die Fans ohne rechtliche Grundlage festgehalten wurden: „Für
       uns liegt ein klarer strafrechtlich relevanter Verstoß durch die
       Einsatzleitung der Polizei vor, den wir so nicht akzeptieren können“, sagte
       Vereinspräsident Oke Göttlich.
       
       Mit der Strafanzeige wolle der Verein ein klares Zeichen für Fußballfans
       setzen, die bei Auswärtsfahrten durch polizeiliche Maßnahmen ohne
       ersichtlichen Grund daran gehindert werden, ihre Mannschaft zu
       unterstützen.
       
       Die Bundespolizei wollte sich auf Anfrage der taz nicht zu den
       Vorkommnissen und der Strafanzeige äußern. Die Bielefelder
       Staatsanwaltschaft war für Rückfragen nicht zu erreichen.
       
       16 May 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.fcstpauli.com/news/der-fc-st-pauli-hat-strafanzeige-gegen-die-polizeiliche-einsatzleitung-in-bielefeld-gestellt/
 (DIR) [2] /FC-St-Pauli-Fans-im-Polizeikessel/!5546395&s=St+Pauli+Bielefeld/
 (DIR) [3] https://www.fcstpauli.com/media/67792/gutachterliche-stellungnahme-zum-polizeieinsatz-bei-einer-auswa-rtsfahrt-von-fans-des-fc-st-pauli-nach-bielefeld-am-4-november-2018.pdf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marthe Ruddat
       
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