# taz.de -- Kommentar Wahl in Spanien: Katalonien lässt sich nicht aussitzen
       
       > Wie und mit wem macht Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez weiter?
       > Wer glaubt, er könne den Konflikt um Katalonien ignorieren, irrt.
       
 (IMG) Bild: Wie Sánchez weitermacht – und vor allem mit wem und wofür – ist die große Frage
       
       Es kam weniger schlimm als befürchtet. [1][Die rechtsextreme Partei Vox]
       ist bei den Wahlen am Sonntag zwar ins spanische Parlament eingezogen, aber
       bei weitem nicht mit der Stärke, die viele Umfragen befürchten ließen. Und
       besser noch: Die drei Rechtsparteien, neben Vox die konservative Partido
       Popular (PP) und die rechtsliberalen Ciudadanos (Cs), summieren nicht zu
       einer Regierungsmehrheit. [2][Spaniens Sozialistenchef Pedro Sánchez bleibt
       Ministerpräsident].
       
       Doch damit sind alle Sicherheiten auch schon aufgezählt. Denn wie Sánchez
       weitermacht – und vor allem mit wem und wofür – ist die große Frage. Er hat
       zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte er auf Cs zugehen. Zwar kündigte deren
       Anführer Albert Rivera am Wahlabend einmal mehr an, in die Opposition zu
       gehen, doch wer Rivera und seine bisherige Politik beobachtet hat, weiss,
       dass dieser seine Meinung gerne ändert, wenn es nur die Richtigen von ihm
       verlangen.
       
       Und das ist bereits geschehen. Die Wirtschaftspresse, die die Interessen
       der spanischen Großunternehmen vertritt, forderte Rivera schon in den
       Ausgaben vom Montag auf, sich mit Sánchez zusammenzuschließen. Cs als
       Juniorpartner würde weitere Steuererleichterungen und Arbeitsmarktreformen
       im Interesse der Wirtschaft bedeuten.
       
       Doch das wäre von Seiten Sánchez' ein Betrug am Wähler. Denn er hatte im
       Wahlkampf eine sozialere Regierung und die Rücknahme eines erheblichen
       Teils der Sparpolitik versprochen. Genau das brachte ihm [3][den ersten
       Sieg der Sozialisten seit 11 Jahren] ein. Auch dafür gibt es eine Mehrheit:
       Sánchez könnte seine Versprechen zusammen mit den [4][Linksalternativen von
       Unidas Podemos] umsetzten.
       
       ## Der Konflikt wird nicht verschwinden
       
       Sicher, er braucht dafür auch die Stimmen von Regionalparteien, darunter
       der der Katalanen. Leicht wird eine solche Regierungsbildung nicht, denn
       die Katalanen wollen eine Lösung für ihr Anliegen. Auch deshalb könnte
       Sánchez und Rivera versucht sein, letztendlich doch zu paktieren.
       
       Doch wer glaubt, er könne den Katalonienkonflikt ignorieren, weil die
       Katalanen in einer Koalition der Sozialisten mit den betont
       antikatalanischen Cs keinen Einfluss auf die Regierung haben, täuscht. Das
       Thema Katalonien lässt sich nicht aussitzen. Der Konflikt kann nicht
       jahrelang verschleppt werden. Und er wird auch nicht einfach wieder
       verschwinden, als wäre nie etwas gewesen.
       
       Der schwierigere Weg ist in diesem Fall der bessere. Ein ständiger Dialog,
       wie er für das Zustandekommen einer Linksregierung notwendig wäre, ist eine
       Herausforderung – aber auch eine große Chance für ein neues Spanien, in dem
       alle Platz haben.
       
       29 Apr 2019
       
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