# taz.de -- Kommentar zur Enteignungsdebatte: Auch Politiker dürfen Fakten checken
       
       > Linksparteipolitiker sprechen von Black Rock als Eigentümer der Deutsche
       > Wohnen – dabei gehören der Fondsgesellschaft nur rund 10 Prozent.
       
 (IMG) Bild: Das Thema Enteignung stand im Mittelpunkt der Abgeordnetenhaussitzung am Donnerstag
       
       Er also auch. Blackrock, oft kritisierte Fondsgesellschaft, sei Eigentümer
       der Deutschen Wohnen, war von Harald Wolf am Donnerstag im Abgeordnetenhaus
       zu hören, dem Linkspartei-Abgeordneten und früheren langjährigen
       Wirtschaftssenator. Das ist allerdings schlicht irreführend bis falsch:
       „Eigentümer“ legt Alleinbesitz nahe – [1][tatsächlich gehören Blackrock nur
       rund 10 Prozent der Anteile] an der Aktiengesellschaft, die mit rund
       115.000 Wohnungen in Berlin größter Vermieter der Hauptstadt ist.
       
       Schon am Wochenende bei der Klausurtagung der Linksfraktion in Rheinsberg
       war eine ähnliche Aussage zu hören. Die Deutsche Wohnen gehöre Blackrock,
       war da die Wortwahl. Damals kam sie aber nicht von dem auch bei anderen
       Parteien respektierten 62-jährigen Ex-Senator, sondern von der 35-jährigen,
       gern mal provokanten wohnungspolitischen Sprecherin der Fraktion, Catalin
       Gennburg. Das macht die Aussage zwar nicht weniger falsch, aber weniger
       überraschend.
       
       Gleiches nun aber von Wolf zu hören, inzwischen verkehrspolitischer
       Sprecher der Fraktion, macht traurig. Denn der hat es bislang nicht nötig
       gehabt, auf diese Art und Weise zumindest zu irritieren, wenn nicht zu
       desinformieren. Wolf argumentiert sonst ruhig und faktenreich – wenn er ans
       Mikro kommt, wird es meist ein kleines bisschen ruhiger als bei anderen
       Rednern im Abgeordnetenhaus.
       
       Wem soll solche Desinformation nutzen, außer dass sie der Gegenseite Futter
       für „Fake News“-Vorwürfe gibt? Reichen Fakten nicht aus? Ist die Deutsche
       Wohnen an sich doch nicht so böse und abgrundtief schlecht, wie vor allem
       die Linkspartei nahelegt? Oder fehlen zusätzliche Argumente? Muss eine
       größer imaginierte Verbindung zu Blackrock – Schubladenetikett: „böse“ –
       zum Diskreditieren herhalten? Und weil 10 Prozent offenbar nicht genug
       sind, muss mit der Falsch-Info vom „Eigentümer“ argumentiert werden?
       
       Teilhaber, Mit-Eigentümer, größter Einzelaktionär, all das hätte Wolf sagen
       können. Hat er aber nicht – anders als die Grüne Katrin Schmidberger. Die
       ist nicht minder Deutsche-Wohnen-kritisch, [2][bringt zum taz-Interview
       auch schon mal einen ganzen Ordner Mieterbeschwerden mit], hatte aber in
       der Parlamentsdebatte eine Fehlinfo nicht nötig und sprach richtigerweise
       von einem 10-Prozent-Anteil.
       
       Traurig wäre es, wenn das nun ein Vorspiel auf die noch breitere Debatte
       sein sollte, wenn die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ am 6.
       April erstmals und in der zweiten Stufe des Volksbegehrens voraussichtlich
       nächstes Jahr Unterschriften sammeln wird. Wenn schon ansonsten seriöse
       Politiker mit Vorbildfunktion wie Wolf so auftreten, ist leider zu
       vermuten, dass alles Weitere kein Glanzstück demokratischer
       Diskussionskultur wird.
       
       21 Mar 2019
       
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