# taz.de -- Preisverleihung bei der Berlinale: „Synonymes“ kriegt Goldenen Bären
       
       > Auf der Berlinale gewinnt ein Außenseiter. Die Jury zeichnet auch zwei
       > deutsche Regisseurinnen aus – und Dieter Kosslick bekommt zum Abschied
       > einen Teddy.
       
 (IMG) Bild: Der Riesen-Teddy kam bei Festivalchef Kosslick offensichtlich sehr gut an
       
       Berlin dpa | Der Goldene Bär der Filmfestspiele in Berlin geht an das Drama
       „Synonymes“. Regisseur Nadav Lapid erzählt darin die Geschichte eines
       Mannes, der in Paris seine israelischen Wurzeln hinter sich lassen möchte.
       Auch deutsche Kandidaten waren bei der Preisverleihung am Samstag
       erfolgreich: Die Regisseurinnen Angela Schanelec und Nora Fingscheidt
       erhielten Silberne Bären.
       
       Die Berlinale gehört neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten
       Filmfestivals der Welt. Rund 400 Filme standen auf dem Programm. An diesem
       Sonntag geht das Festival mit einem Publikumstag zu Ende. Für Dieter
       Kosslick endet dann seine letzte Berlinale als Direktor. Der 70-Jährige
       leitete die Berlinale fast zwei Jahrzehnte lang.
       
       Diesmal konkurrierten 16 Filme um die wichtigsten Auszeichnungen. Es ist
       das erste Mal, dass ein Regisseur aus Israel den Goldenen Bären gewinnt.
       „Synonymes“ erzählt von Yoav, der seine Vergangenheit hinter sich lassen
       will. Er zieht nach Paris und lernt wie wild Französisch, weil er kein
       Hebräisch mehr sprechen will. Er sucht immer wieder nach neuen Wörtern –
       daran erinnert auch der Filmtitel „Synonymes“.
       
       Der Film ist angelehnt an Lapids eigene Biografie. Der Regisseur wurde 1975
       in Tel Aviv geboren, zog nach seinem Militärdienst nach Paris und wieder
       zurück. Die französisch-israelisch-deutsche Koproduktion galt unter
       Kritikern nicht unbedingt als Favorit.
       
       ## Großer Preis der Jury für „Gelobt sei Gott“
       
       „Synonymes“ sei ein Film, der vielleicht in Israel oder Frankreich als
       skandalös bezeichnet werden könne, sagte Lapid. Aber für ihn sei der Film
       eine Feier des Kinos. Er hoffe, dass Menschen Wut, Zorn und Ablehnung auch
       als das anerkennen würden, was sie seien – nämlich die Geschwister von
       Gefühlen wie Bindung und Nähe.
       
       Der Silberne Bär für die beste Regie ging an Angela Schanelec. Ihr Film
       [1][„Ich war zuhause, aber“] thematisiert Trauer und die Kunst an sich.
       Wegen seiner sehr langsamen Bilder und unzusammenhängenden Szenen war der
       Film beim Publikum umstritten. Sie hoffe, dass ihr der Preis helfe, Geld
       für andere Projekte zu bekommen, sagte Schanelec.
       
       Das Drama [2][„Systemsprenger“] von [3][Nora Fingscheidt] bekam den
       Alfred-Bauer-Preis. Er gilt einem Spielfilm, der „neue Perspektiven
       eröffnet“. Der Film handelt von einem schwierigen Mädchen, das von einer
       Unterkunft in die nächste kommt. [4][Fatih Akins „Der Goldene Handschuh“]
       als dritter deutscher Film ging erwartungsgemäß leer aus.
       
       Den Großen Preis der Jury holte am Samstagabend der französische Regisseur
       François Ozon mit [5][„Gelobt sei Gott“] über Missbrauch in der
       katholischen Kirche. Als beste Darsteller wurden die Chinesen Yong Mei und
       Wang Jingchun ausgezeichnet. Sie spielen in [6][„So Long, My Son“] ein
       Ehepaar, dessen Schicksal über 30 Jahre hinweg begleitet wird.
       
       ## Kosslick ein „wahrer Filmheld“
       
       Für Debatten hatte auf der 69. Berlinale die Absage eines anderen
       chinesischen Beitrags gesorgt. „One Second“ von Zhang Yimou fiel aus. Als
       Grund wurden „technische Probleme“ bei der Postproduktion angegeben. Nach
       Einschätzung von Beobachtern erschien aber nicht ausgeschlossen, dass der
       Film der chinesischen Zensur zum Opfer fiel.
       
       Die Jury bedauerte die Absage. „Wir hoffen, dass wir diesen Film bald
       überall auf der Welt sehen können. Und wir haben ihn hier auf der Berlinale
       sehr vermisst“, sagte Binoche. Der Silberne Bär für das beste Drehbuch ging
       an ein Team um den Autor und [7][Mafiakritiker Roberto Saviano]. Dessen
       Film „Piranhas“ handelt von einer Jugendbande in Neapel, die in die
       Kriminalität abrutscht.
       
       Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte Festivalchef Kosslick
       zu seinem Abschied als „wahren Filmhelden“. Kosslick bekam auch wertvolle
       Skizzen der Kulissen in Fritz Langs legendärem Film „Metropolis“, dazu die
       Patenschaft für einen echten Brillenbären und einen Teddybären geschenkt.
       Künftig leiten [8][Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek] die Berlinale.
       
       17 Feb 2019
       
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