# taz.de -- Kommentar Proteste in Frankreich: Peinliche rote Schals
       
       > Die „foulards rouges“ wollen den Gelbwesten etwas entgegensetzen. Doch es
       > kamen so wenige, dass sogar der Präsident sich distanzierte.
       
 (IMG) Bild: Kämpfen wie ein Stier? Der Rückhalt, den Macron am Sonntag erhalten hat, ist dramatisch mager
       
       [1][Statt gelber Westen marschierten am Sonntag rote Schals durch Paris] –
       zur Unterstützung von Präsident Emmanuel Macron. Der Vergleich mit einer
       anderen bewegten Episode der französischen Geschichte ist weder zufällig
       noch willkürlich: Wenn am Ende Januar 2019 französische Bürgerinnen und
       Bürger für Ruhe und Ordnung und zur Verteidigung der Institutionen der
       Republik auf die Straßen gehen, denken viele unwillkürlich an an 30. Mai
       1968. An diesem historischen Tag demonstrierten ein paar hunderttausend
       Menschen zur Unterstützung von Präsident Charles de Gaulle. Dieser
       taktische Geniestreich der bürgerlichen Rechten war das Ende der
       Studentenrevolte und der politischen Krise.
       
       Von einer solchen Wende dank einer Mobilisierung seiner eigenen Anhänger
       kann Präsident Macron heute nur träumen. Eine Schar von Unerschrockenen
       haben zwar versucht, ein „Remake“ zu organisieren. Doch der Flop war so
       unvermeidlich, dass sich die Partei des Präsidenten im Voraus auf Distanz
       zu diesen „foulards rouges“ – den „Roten Schals“ – gegangen war. Trotz
       aller Publicity in den Medien, die eine Flutwelle der bürgerlichen Empörung
       über die Gewalt der „gilets jaunes“ – der Gelbwesten – erwarten ließ, kamen
       nur ein paar tausend mit roten Halstüchern, um den bedrohten Rechtsstaat zu
       verteidigen.
       
       Auf jeden Fall waren das viel weniger „foulards rouges“ als jeweils die
       „gilets jaunes“, die jeden Samstag demonstrieren. Damit wird das
       Kräftemessen oder die vermeintliche Machtdemonstration kontraproduktiv.
       Besonders peinlich dabei ist es, dass die Organisatoren den eigentlichen
       Zweck der Aktion verheimlichen wollten. Denn selbstverständlich ging es
       nicht bloß um eine allgemeine prinzipielle Frage der Demokratie und der
       Ablehnung der Gewalt, sondern um eine direkte Erwiderung auf die
       [2][Gelbwesten. Diese fordern den Rücktritt von Präsident Macron.] Der
       Rückhalt, den er im Gegenzug am Sonntag von Sympathisanten mit roten Schals
       erhalten hat, ist dramatisch mager. Weil er damit rechnen musste, hatte er
       diese Initiative selber gar nicht erst gebilligt. Ausbaden muss er die
       Niederlage trotzdem.
       
       Er will die Kraftprobe mit der Protestbewegung ohnehin nicht auf der Straße
       gewinnen, sondern auf seinem Terrain: [3][Debatten über Fragen, die er
       formuliert.] Noch immer will er so Zeit gewinnen, in der Hoffnung, dass die
       öffentliche Meinung vielleicht doch noch gegen die „gilets jaunes“ und zu
       seinen Gunsten kippt.
       
       28 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rote-Schals-statt-Gelber-Westen/!5568360
 (DIR) [2] /Gelbwesten-und-Kultur-in-Frankreich/!5565145
 (DIR) [3] /Gelbwesten-in-Frankreich/!5563155
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Gelbwesten
 (DIR) Rote Schals
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) „Gelbwesten“-Proteste in Frankreich: Demonstrant verliert Hand
       
       Am Samstag gingen erneut „Gelbwesten“ landesweit gegen Macrons Politik auf
       die Straße. In Paris wurde ein Mann durch eine Blendgranate schwer
       verletzt.
       
 (DIR) „Anti-Randalierer-Gesetz“ in Frankreich: Volle Kanne gegen das Demo-Recht
       
       Das Parlament will gegen „notorische Unruhestifter“ vorgehen und verschärft
       Demoverbote. Das ist selbst in der Regierungspartei umstritten.
       
 (DIR) Gelbwesten-Proteste in Paris: Erneut Tausende gegen Macron
       
       Mehr als 17.000 Menschen beteiligten sich in Frankreich an den Protesten.
       Diesmal richteten sie sich besonders gegen Polizeigewalt.
       
 (DIR) Proteste in Frankreich: Roter Schal statt gelber Weste
       
       Sie nennen sich Foulards rouges und stellen sich gegen die französischen
       Gelbwesten. Doch links sind sie ganz und gar nicht.
       
 (DIR) Rote Schals statt Gelber Westen: Unter den Erwartungen
       
       Eine Demo in Paris sollte sich nach Wochen der Gewalt bei
       Gelbwesten-Protesten gegen Ausschreitungen richten. Es kamen ein paar
       tausend Menschen.
       
 (DIR) Essay Sprache der französischen Macht: Do you speak Macron?
       
       Die Gelbwesten-Proteste in Frankreich haben ihre Ursache auch im
       Sprachgebrauch des Präsidenten. Er belehrt, ermahnt, spottet und frotzelt.