# taz.de -- Neuer Sozialverband gegründet: Sie wollen Lobbyisten werden
       
       > „Die Psycholoten“ fordern ein Ministerium für soziale Gerechtigkeit. Der
       > Gründer war zuvor Helikopterpilot und Psychologiestudent.
       
 (IMG) Bild: Die „Psycholoten“ wollen als Sozialverband politisch mitmischen – auch im Bundestag mit Hausausweis
       
       Berlin taz | „Die Psycholoten“ haben sich für ihren Namen von der
       Psychologie inspirieren lassen, von den Worten „die Psyche ausloten“. Unter
       den Gründungsmitgliedern des neu gegründeten Sozialverbands: Psychologen
       und Piloten.
       
       Ihr Initiator Markus Grill war sogar beides: Helikopterpilot und
       Psychologiestudent. Der 40-jährige Mitbegründer der Psycholoten ist in
       Mannheim geboren und in Ludwigshafen am Rhein aufgewachsen. Er arbeitete
       schon als Briefsortierer, Verpacker und Datentypist, außerdem ist er
       Unternehmensberater und Erfinder. Sieben eingetragene Gebrauchsmuster beim
       Patentamt hat er schon, darunter eine spülmittelspendende Spülbürste und
       eine sich selbst abschaltende Steckdose.
       
       Nun ist Grill also auch Gründungsmitglied eines Sozialverbands. „Wir sind
       eine aus der Gesellschaft heraus entstandene Bewegung – nicht radikal und
       keiner Partei zugehörig“, so beschreibt Grill gegenüber der taz die
       Psycholoten. Hervorgegangen sind sie aus einer kleinen studentischen Gruppe
       in Trier, die im Zuge ihres Psychologiestudiums über politische, ethische
       und soziale Themen diskutierte.
       
       Der neue Verband fordert nicht nur eine Erhöhung des Mindestlohns, die
       Regulierung der Leiharbeit und die Umkehr der Rentenabsenkung, sondern auch
       ein eigenes Bundesministerium für soziale Gerechtigkeit. „Wir werden
       wichtige soziale Themen der deutschen Bevölkerung stets präsent halten“, so
       Grill.
       
       ## Unterstützung von KabarettistInnen
       
       Ein weiteres Ziel der Psycholoten ist es, ein in das [1][Lobbyregister des
       Bundestages] eingetragener sozialer Interessenverband zu sein. Eingetragen
       sind dort schon die [2][großen Sozialverbände] VdK und SoVD. Die Eintragung
       ist nämlich Voraussetzung, um einen Hausausweis für den Bundestag zu
       bekommen und an öffentlichen Anhörungen vor Bundestagsausschüssen
       teilzunehmen.
       
       Keine neue Idee also, schaden dürfte der Einsatz für soziale Gerechtigkeit
       aber nicht. Öffentlichen Zuspruch gibt es vor allem von KabarettistInnen:
       Volker Pispers, Lisa Fitz und Anny Hartmann haben laut Grill schon ihre
       Unterstützung zugesagt. Momentan hat die Gruppe 7 Mitglieder, rund 50
       Anfragen seien aber bereits eingegangen.
       
       „Ich unterstütze die Psycholoten, weil ich es wichtig finde, dass es ein
       Gegengewicht zu den vorhandenen Lobbygruppen der Wirtschaft gibt“, sagte
       die Kabarettistin Anny Hartmann der taz, die sich auch in ihrem
       Bühnenprogramm mit Lobbyismus beschäftigt.
       
       Ende Februar soll eine Crowdfunding-Aktion für die „Psycholoten“ beginnen.
       Von den Einnahmen wollen sie eine groß angelegte Werbekampagne starten. Was
       dazu noch fehlt, ist die Eintragung ins Vereinsregister. Denn ohne
       Registernummer auch kein Spendenkonto. Und ohne Spendenkonto keine
       unabhängige Finanzierung. Danach soll es ins Parlament gehen.
       
       12 Feb 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /LobbyControl-ueber-Bundesregierung/!5424288
 (DIR) [2] /Armutskonferenz-legt-Bericht-vor/!5543880
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lenne Quentin
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Lobbyismus
 (DIR) Bundestag
 (DIR) Soziale Gerechtigkeit
 (DIR) Crowdfunding
 (DIR) Paritätischer Wohlfahrtsverband
 (DIR) Moabit hilft
 (DIR) Arbeitslosigkeit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Paritätischer Gesamtverband: Soziale Spaltung sorgt für Ängste
       
       Fast 90 Prozent der Deutschen fürchten um den sozialen Zusammenhalt,
       berichtet der Sozialverband – und fordert einen höheren Spitzensteuersatz.
       
 (DIR) Protest gegen Innenminister Seehofer: „Moabit hilft“ lehnt Nominierung ab
       
       Der für den Deutschen Nachbarschaftspreis vorgeschlagene Berliner Verein
       „Moabit hilft“ lehnt die Nominierung ab – weil Horst Seehofer Schirmherr
       ist.
       
 (DIR) Rente mit 63 Jahren: Sozialverbände ziehen vor Gericht
       
       Der SoVD und der VdK Deutschland kündigen zwei Verfassungsbeschwerden an.
       Denn das Rentengesetz berücksichtigt Arbeitslosigkeit vor der Rente nicht.