# taz.de -- TU-Studie zu Antisemitismus in Schulen: Holocaust zu selten Schulstoff
       
       > Eine Studie zu Antisemitismus in Schulen sieht Nachholbedarf. Das
       > betrifft insbesondere Schulbücher und die Lehrpläne.
       
 (IMG) Bild: Schüler zwischen den Stelen des Berliner Holocaust-Mahnmals
       
       Eine Zahl machte am Wochenende die Runde: 40 Prozent der jungen Erwachsenen
       in Deutschland, hatte der Fernsehsender CNN in einer repräsentativen
       Umfrage unter jungen EuropäerInnen ermittelt, wissen nach eigener
       Einschätzung wenig bis gar nichts über den Holocaust. Vielleicht liegt es
       ja auch daran, dass das Thema im Schulunterricht erstaunlich
       stiefmütterlich behandelt wird – und auch Berlin hat Nachholbedarf, wie
       eine am Montag veröffentlichte Studie [1][„Antisemitismus in der Schule“]
       der Technischen Universität Berlin und der Justus-Liebig-Universität
       Gießen argumentiert.
       
       Beispiel Schulbücher: Berlin stellt es, wie auch Hamburg, das Saarland und
       Schleswig-Holstein, den Schulen frei, das passende Material auszuwählen.
       „Lehrmittelfreiheit“ heißt die Fachvokabel. Die AutorInnen der Studie sehen
       darin indes „eine eklatante Überforderung der Schulen“. Die Schulen könnten
       „schon aus zeitlichen Gründen“ kaum „prüfen, inwieweit die jeweiligen
       fachlichen und didaktischen“ Vorgaben des Lehrplans erfüllt würden.
       
       Abgesehen davon verfügten „viele deutsche Schulbücher mit Blick auf das
       Themenfeld Antisemitismus nach wie vor über Mängel“, sagen die AutorInnen
       unter Berufung auf eine Studie von 2018, die 158 Schulbücher hinsichtlich
       ihres Israelbilds untersucht hatte. Fakten seien fehlerhaft, die Didaktik
       „wahlweise überwältigend oder unterfordernd“.
       
       In der Bildungsverwaltung von Senatorin Sandra Scheeres (SPD) hat man indes
       Vertrauen in die Kompetenz der FachlehrerInnen und Schulbuchverlage und
       sieht zunächst keinen Handlungsbedarf: „Wir gehen davon aus, dass wir
       Hinweise bekommen, wenn ein Thema nicht so abgehandelt wird, wie es sein
       sollte. Der Rahmenlehrplan gilt“, sagte eine Sprecherin am Montag.
       
       ## Nahostkonflikt nur „optional“ Thema
       
       Tatsächlich sieht die Studie auch da Verbesserungsbedarf. Das Thema
       Nahostkonflikt etwa finde in den Lehrplänen nur „optional“ in den
       Jahrgangsstufen 9/10 statt. Allerdings ist Berlin da noch besser als das
       Gros der Länder: Nur Bayern hat den Nahostkonflikt verpflichtend im
       Lehrplan verankert. Scheeres’ Sprecherin betont indes, der Berliner
       Rahmenlehrplan sei „kompetenzorientiert“ ausgelegt. Die LehrerInnen seien
       also frei, „auf aktuell-politische Sachlagen zu reagieren“. In Geschichte
       könne man zum Beispiel das allgemeine Thema „Konflikte und
       Konfliktlösungen“ am Nahostkonflikt „konkretisieren“.
       
       Allerdings müssen die LehrerInnen dafür selbst viel über ein schwieriges
       Thema wissen: 2017 hatte eine [2][stichprobenartige Befragung] des American
       Jewish Committee an 21 Berliner Schulen gezeigt, dass LehrerInnen sich
       gerade beim Thema Nahostkonflikt und muslimisch motiviertem Antisemitismus
       überfordert fühlen.
       
       Vorbildlich sei Berlin allerdings hinsichtlich des „präzisen Erhebungs- und
       Meldesystems“ für [3][antisemitische Vorfälle], lobt die TU-Studie. Auch
       die bundesweit einmalige Stelle der Antidiskriminierungsbeauftragten für
       Schulen sei vorbildlich.
       
       28 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.tu-berlin.de/fileadmin/i65/Dokumente/Antisemitismus-Schule.pdf
 (DIR) [2] /Archiv-Suche/!5428342&s=ajc+anna+kl%C3%B6pper/
 (DIR) [3] /Archiv-Suche/!5548895&s=sebastian+walter/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
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