# taz.de -- Onlinemob stürzt sich auf Klimaaktivistin: Hass und Hetze gegen Greta Thunberg
       
       > Die 16-jährige schwedische Klimaschutzaktivistin bringt den rechten
       > Onlinemob in Wallung. Das zeigt: Mit ihren Warnungen trifft sie einen
       > Nerv.
       
 (IMG) Bild: Opfer des rechten Onlinemobs: Greta Thunberg streikt jeden Freitag wegen des Klimawandels
       
       Altklug, geltungssüchtig, psychisch krank – der Onlinemob ist
       erfindungsreich. Er hat es auf die schwedische Aktivistin Greta Thunberg
       abgesehen.
       
       Die Schülerin ist durch ihren unerschrockenen Einsatz für eine konsequente
       Politik gegen die Erderwärmung bekannt geworden. Seit einem halben Jahr
       [1][tritt die 16-Jährige an jedem Freitag in den Schulstreik]. Zuletzt
       sorgte ihr Auftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos für große
       öffentliche Resonanz. „Ich möchte, dass ihr in Panik geratet“, sagte sie
       vor ManagerInnen und PolitikerInnen. Greta Thunberg ist der Meinung, dass
       viel zu wenig gegen den Klimawandel getan wird: „Unser Haus brennt. Ich bin
       hier zu sagen, dass unser Haus brennt.“
       
       Greta Thunberg berührt viele Menschen. [2][Ihre Rede in Davos und ihre
       Aktionen] werden unzählige Male im Netz gepostet. Doch es hat sich auch
       eine Gegenbewegung im Internet formiert. Im Netz kursieren Fotomontagen,
       die sie entstellen. Sie wird auf Twitter beschimpft, etwa als „gedrillte
       geltungssüchtige Göre“. Ein Jurist verhöhnt sie als „altklug und
       verhaltensgestört, von Untergangsfantasien verfolgt und von der Idee
       besessen, die Welt retten zu müssen“. Greta Thunberg soll unglaubwürdig
       gemacht werden. Die einen lügen, sie sei mit dem Flugzeug nach Davos
       geflogen. Andere arbeiten sich an einem Bild ab, dass die Veganerin beim
       Essen im Zug zeigt – weil darauf in Plastik eingepackte Lebensmittel zu
       sehen sind.
       
       Die Bezeichnung „Kinderkram“ für ihre Aktionen ist noch die harmloseste
       Beleidigung. Viele bezeichnen Greta Thunberg als „Kind“, um sie und ihr
       Anliegen zu verniedlichen. Aber sie ist eine junge Frau. Dass junge Frauen
       selbstbestimmt für ihre politische Sache eintreten, können sich manche
       offenbar nicht vorstellen. In deren Welt wird sie zum Instrument von
       PR-Beratern, ihrer Eltern oder von Umweltverbänden. „Gretas Eltern
       verfolgen ein altes Marketingkonzept, welches man aus Diktaturen kennt“,
       schreibt einer auf Twitter. Immer wieder wird ein Artikel aus der Schweizer
       Weltwoche gepostet, in dem das angeblich – aber nicht wirklich – belegt
       wird. „Ist es wirklich akzeptabel, einen Teenager (der überdies das
       Asperger-Syndrom hat) als Zugpferd zu benutzen, um Spendengelder
       einzusammeln und linke Botschaften zu verbreiten?“, heißt es dort.
       
       ## Woher kommt die Wut?
       
       Unerträglich ekelhaft ist der Versuch, Greta Thunbergs Anliegen zu
       diskreditieren, indem auf das Asperger-Syndrom angespielt wird, das bei ihr
       diagnostiziert ist. „Sie IST psychisch gestört“, heißt es in einem
       Twitter-Post. Solche Reaktionen sind der Grund, warum Menschen mit dem
       Asperger-Syndrom, einer Variante von Autismus, verheimlichen, dass sie es
       haben. Greta Thunberg macht das nicht. Auf ihrem Twitteraccount stellt sie
       sich als Klimaaktivistin mit dem Syndrom vor – was nun unerbittlich gegen
       sie eingesetzt wird. „Eine 16-Jährige wird von Aktivisten und Medien zur
       Ikone erhoben und für andere zur Hassfigur. Das ist Kindesmissbrauch“,
       schreibt die Online-Plattform „Salonkolumnisten“. Und: „Dass anscheinend
       niemand im Umfeld von Greta Thunberg sich verhält wie ein
       verantwortungsvoller Erwachsener, sondern ein offenbar psychisch krankes
       Kind in seiner Angst bestärkt, ist ein Skandal.“ Eine Frau auf Twitter
       schreibt, „nicht die Geisteskranken sollte man kritisieren, sondern
       diejenigen, die sie für ihre Zwecke missbrauchen“.
       
       Warum bringt die junge Frau nicht nur, aber vor allem Rechte und
       KlimaskeptikerInnen so in Rage? Ganz einfach: [3][Weil sie recht hat]. In
       der Südsee müssen die Menschen bereits ihre Inseln verlassen, weil der
       Meeresspiegel steigt. Gleichzeitig glaubt man in Europa und anderen
       Industrieregionen, dass man noch Jahrzehnte Zeit hat und es mit
       klitzekleinen klimapolitischen Schritten getan ist. Und so makaber und so
       bedauerlich es für Greta Thunberg persönlich ist: Gerade die hetzenden
       Reaktionen auf sie zeigen, dass ihre Botschaft ankommt.
       
       28 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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