# taz.de -- Rekommunalisierung nächster Teil: Fragezeichen in Karl-Marx-Allee
       
       > Staatssekretär will erst Freitag sagen, wie viele Mieter mithelfen
       > wollen, sich vor Übernahme durch Deutsche Wohnen zu schützen.
       
 (IMG) Bild: Von der Karl-Marx-Allee zur Protest-Allee, yeah!
       
       Sind es doch weniger Mieter, die beim Vorkaufsmodell in der Karl-Marx-Allee
       gegen das wenig geliebte Privatunternehmen Deutsche Wohnen mitmachen
       wollen? Nach Abgabeschluss für die nötigen Unterlagen mochten sich führende
       Politiker nicht konkret auf eine sehr hohe Beteiligung festlegen.
       Bausenatorin Katrin Lompscher und Fraktionschefin Carola Bluhm (beide
       Linkspartei) sprachen zwar von „großem Vertrauensvorschuss“ und
       „großartigem Erfolg“, aber ansonsten nur davon, dass die nötige Hürde von
       26 Prozent Mieterbeteiligung genommen sei. [1][Am Mittwoch] hatte
       Friedrichshains Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) noch einen
       Zwischenstand von 70 Prozent genannt und auf 80 Prozent gehofft.
       
       Bis 13 Uhr am Donnerstag sollten sich die Mieter der von einer Übernahme
       durch die Deutsche Wohnen betroffenen rund 700 Wohnungen geäußert haben.
       „Die genau geprüfte Zahl wird morgen (Freitag 4. Januar 2019, Anm. d. Red.)
       mit der Übergabe der Unterlagen mitgeteilt“, kündigte Staatssekretär Scheel
       an.
       
       Vertreter von Senat, Bezirk und Mieteranwälte hatten ab 9 Uhr bei einer
       weiteren Informationsveranstaltung klargemacht, worum es bei dem geht, was
       die rot-rot-grüne Koalition als „gestreckten Erwerb“ unterstützt. Dessen
       Kern ist das sogenannte Vorkaufsrecht. Das besagt: Wenn ein Vermieter
       Wohnungen verkaufen will, muss er sie zuerst den bisherigen Mietern
       anbieten. Im Normalfall ist das nur pro forma, weil den Mieter meist das
       Geld zum Kauf fehlt, zumal bei den immens gestiegenen Immobilienpreisen.
       
       Damit die Wohnungen an der Karl-Marx-Allee trotzdem nicht an die Deutsche
       Wohnen gehen, die sich mit den bisherigen Eigentümern im November bereits
       einig war, hatte Baustadtrat Schmidt in den vergangenen Wochen einen neuen
       Weg verfolgt: Die Mieter, wenn sie nicht selbst Eigentümer werden wollen
       und dazu einen Kredit über die landeseigene Investitionsbank bekommen,
       treten ihr Vorkaufsrecht an die gleichfalls landeseigene
       Wohnungsbaugesellschaft Gewobag an.
       
       ## Einst in Landeshand
       
       Die Wohnungen kämen damit in Landeshand, die Mieter wären vor drastischem
       Mietanstieg geschützt. In sogenannten Milieuschutzgebieten hat ein Bezirk
       selbst ein solches Vorkaufsrecht, bei den betroffenen vier Wohnblöcken an
       der Karl-Marx-Alle trifft das aber nur auf einen Block zu.
       
       Christian Gräff, Wohnungsexperte der CDU im Abgeordnetenhaus und bis 2016
       Baustadtrat in Marzahn-Hellersdorf, lobte gegenüber der taz zwar Beratung
       und Information der Mieter. Das Problem mit dem Vorkaufsrecht aus seiner
       Sicht: Wenn man so aufkaufe, „dann muss das in Zukunft für alle Berliner
       gelten, was uns teuer zu stehen kommt“.
       
       Grünen-Mietexpertin Katrin Schmidberger mag das nicht gelten lassen:
       „Allen helfen oder keinem“ sei kein Weg, den sie verfolge, sagte sie der
       taz. Zumal die Wohnungen in der Karl-Marx-Allee eine Besonderheit seien,
       weil sie einst in Landeshand waren.
       
       3 Jan 2019
       
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