# taz.de -- Plattform für Aktivisten: Wir sind die Stadt
       
       > Auf dem Festival Urbanize geht es nicht nur darum, wie man Druck von
       > unten machen kann, sondern auch mitbestimmen kann, was oben passiert.
       
 (IMG) Bild: Die Faust mal etwas anders
       
       In Barcelona haben sie es schon geschafft. Mit der seit 2015 amtierenden
       Ada Colau hat es eine linke Stadtaktivistin geschafft, Bürgermeisterin zu
       werden. „Neuer Munizipalismus“ heißt das in der Szene jener Initiativen,
       die seit Langem das „Recht auf Stadt“ propagieren. Man will nicht mehr nur
       Druck von unten machen, sondern auch mitbestimmen, was oben passiert.
       
       Der neue Munizipalismus ist auch ein Thema bei „Urbanize“, dem „Festival
       für urbane Erkundungen“, das noch bis zum 14. Oktober in Berlin
       stattfindet. So veranstalten Kotti & Co am Sonntag um 10 Uhr im Aquarium
       eine Diskussion über den Munizipalismus. „Die weltweiten Versuche in
       Städten, selbst Macht zu erringen“, heißt es im Programm, „sind der
       Erfahrung geschuldet, dass Parlamente und Regierungen die Forderungen der
       ‚Recht auf Stadt‘-Bewegungen nicht umsetzen.“ Mit dabei sind Gäste aus
       Barcelona, Belgrad und Athen.
       
       Nach Make City ist Urbanize das zweite Festival in kürzester Zeit, bei dem
       es um Stadtthemen geht. Während Make City vor allem eine Plattform für
       Architektinnen und Architekten ist, tauschen sich bei Urbanize eher
       Aktivistinnen und Aktivisten aus. Unter den Veranstaltern sind neben Kotti
       & Co die Initiative Stadtneudenken, die Initiative Stadt von unten und auch
       die Gebietsvertretung südliche Friedrichstadt, dem Kiez, zu dem auch die
       taz nach dem Umzug ins neue Haus gehören wird. Ein Thema, das dort gerade
       diskutiert wird, ist die neue Zentral- und Landesbibliothek auf dem
       Blücherplatz. Aber was bedeutet die Standortentscheidung für den Kiez?
       
       Als Momentaufnahme wird das Festival auch ein Paradox zu besprechen haben.
       Auf der einen Seite explodieren die Mieten, und die Randwanderung vom
       Zentrum in neue Quartiere jenseits des S-Bahn-Rings ist etwas, von dem
       jeder in seinem Umfeld berichten kann. Auf der anderen Seite spricht
       Mathias Heyden, einer der Kuratoren von Urbanize, von einem „stärkeren
       Aufeinanderzugehen von Regierung und Regierten“, wie es etwa beim Haus der
       Statistik zu beobachten ist. An vielen Orten ziehen Stadtbewegung und
       Rot-Rot-Grün an einem Strang. Das ist auch den gemeinsamen Interessen,
       etwas beim Haus der Statistik oder am Dragonerareal in Kreuzberg
       geschuldet. Sollte es da zu keiner gemeinsamen Lösung kommen, könnten auch
       in Berlin bald wieder die Fetzen fliegen.
       
       Dass das Urbanize-Festival, das von der Wiener Zeitschrift dérive
       organisiert wird, dieses Jahr in Berlin stattfindet, kann die lebendige
       Szene der Stadt durchaus als Erfolg verbuchen. Doch der Druck wird weiter
       wachsen wie auch die Stadt, die bis 2030 3,9 Millionen Menschen beherbergen
       könnte. Wie Berlin dann aussieht, wird sich auch am Stadtrand entscheiden.
       Gut also, dass Urbanize auch in Hellersdorf präsent ist. Am Samstag gibt es
       von 15 bis 18 Uhr eine Diskussion über die Veränderungen in der Siedlung
       „Neues Hellersdorf“, danach wird die Ausstellung „Kreise ziehen 2“
       eröffnet.
       
       10 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
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